Der letzte Grünband

Letzte Woche hab ich ein Belegexemplar erhalten. Als ich es ausgepackt hatte und in Händen hielt, kamen bei mir die Erinnerungen hoch.

Dieses Buch mit dem Titel Die Suche nach den Rhoarxi ist nicht nur der Abschluss der ATLAN-Grünbandserie. Es erinnert mich auch an die ersten Expo-Arbeiten, die ich für den PERRY RHODAN-Verlag machen durfte. 24 Heftromane schrieb ich die Handlung der „zweiten“ Atlan-Heftserie fort. Der erste 12er-Zyklus trug den Namen Intrawelt, der zweite dann Flammenstaub. Und in diesem Grünband sind nun die letzten vier Bände des Flammenstaub-Zyklus zusammengefasst.

Für mich war dies die Zeit (2005/2006) des Experimentierens und des Lernens. Ich musste erfahren, was es bedeutete, Expos so zu verfassen, dass die Handlung zuerst mal von der Redaktion, dann von den Autoren und zu guter Letzt von den Lesern „verstanden“ wurde. Ich lernte, strukturiert zu arbeiten und zumindest einen Teil meines Chaotentums abzulegen. Auch war ich gezwungen, pünktlich alle zwei Wochen ein Expo abzuliefern (ja, tut mir leid, liebe Sabine Kropp, ich hab das nicht immer hinbekommen). Ich habe auch erfahren, was sich im Drumherum der Serie alles abspielt. Auf einmal musste ich Interviews geben, Berichte für große und kleine Fanzines verfassen, mit der Redaktion intensiv kommunizieren – und an Dinge denken, mit denen man sonst eher nicht konfrontiert wird.

Ich erinnere mich an einen Besuch bei der Frankfurter Buchmesse. Ich war mit dem Auto aus Wien angereist gekommen und fuhr am Ende des Messetages zu einer Autoren-Veranstaltung. Mit an Bord hatte ich mehrere Kollegen, darunter den leider viel zu früh verstorbenen Robert Feldhoff. Und Klaus N. Frick, der Chefredakteur, war reichlich nervös, als er uns beide im selben Auto sitzen sah. Vermutlich, weil er meinen Fahrkünsten nicht so sehr vertraute. Aus seiner Sicht waren diese Sorgen völlig verständlich. Was, wenn wir in einen Autounfall verwickelt worden wären und der Verlag auf einmal ohne Expokrat für die Erstauflage und ohne Expokrat für die Atlan-Heftromanserie dagestanden wäre?

Wie gesagt: Es war eine lehrreiche Zeit für mich. Ich hatte beim Gestalten der ATLAN-Expos auch recht viel Freiheiten. Insbesondere beim Intrawelt-Zyklus nutzte ich sie weidlich aus. Beim darauffolgenden Flammenstaub-Zyklus zeigte sich etwa ab der Hälfte, dass die Serie eingestellt werden würde. Ich war also gezwungen, eine Geschichte, die über 60 Heftromane hinweg aufgebaut worden war (die ersten 36 Expos dieser Serie stammen vom großartigen Uwe Anton), zu einem einigermaßen runden Abschluss zu bringen. Es war für mich nicht leicht, die Handlung dementsprechend gedrängt. Aber ich denke, ich hab die Serie einigermaßen würdevoll zu einem Ende gebracht.

In diesem einen Jahr, da ich erstmals eine Expokratur über hatte, schrieb Hartmut Kasper seinen ersten Roman für PERRY RHODAN. Und ich hatte Kollegen mit dabei im Team wie H. G. Ewers oder Hans Kneifel, zu denen ich sehr ehrfürchtig hochgeblickt hatte und deren „Chef“ ich plötzlich war. (Hans hat mich im Laufe einer telephonischen Besprechung zu seinem Expo prompt zu einem Besuch in seiner Wohnung auf Sardinien eingeladen; leider ist es nie dazu gekommen, was ich heute noch sehr bedauere).

Dieser Abschnitt meines Autorenlebens geht für mich also endgültig zu Ende. Ich freue mich sehr, dass ich diese tollen, ersten Erfahrungen als Expo-Autor machen durfte und dass man mir vor allem das Vertrauen dazu schenkte. Ich selbst bin eigentlich der Meinung, dass ich ein besserer Autor als Expo-Autor bin, da ich nicht der allerbeste Teamworker bin und stets viel Ellbogenfreiheit brauche. Umso mehr freut es mich, dass ich in den letzten Monaten nochmals bei der Konzipierung der Kartanin-Miniserie ran durfte.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Gerhard Hauer Gerhard Hauer sagt:

    Hi,Jede Firma wird nervös, wenn zwei Spitzenkräfte im selben Auto oder Flieger sitzen.B

    1. Avatar von mmthurner mmthurner sagt:

      Heute versteh ich das ja, aber dazumals wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen …

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