Melanie Miklitza ist die Illustratorin des Titelbilds zu „Der Gottbettler„, meinem ersten eigenen Fantasy-Buch. Ich hab sie über einige Umwege kennengelernt, freu mich aber jetzt umso mehr, sie hier und jetzt präsentieren zu können.
Melanie hat 2006 ihr Studium in „Kommunikations-Design“ mit Spezialisierung auf Illustration in München abgeschlossen und ist seit 2009 freischaffende Illustratorin. Seit 2011 arbeitet sie auch mit Buchverlagen zusammen.
F: Melanie, erzähl mal zu Beginn ein bißchen über Dich persönlich und wie Du zu Deinem Beruf als freischaffende Illustratorin gekommen bist. Konntest Du Dir einen Jugendtraum erfüllen, oder hat sich dieser Werdensgang einfach so ergeben?
A: Ich würde sagen, es ist ein bisschen von beidem. Ich war schon als Kind begeisterte Malerin. Und ich habe auch während der Schulzeit sehr viel gemalt. Ok, auch viel in Schulbücher rein :), aber das ist ein anderes Thema …
Ich wußte relativ früh, daß ich irgendetwas mit Malen und Zeichnen machen wollte. Daß es nun wirklich Fantasy-Illustrationen sind, die ich mache, hätte ich früher nie gedacht. Dazu kam es in den letzten Jahren mit einer großen Portion Glück, harter Arbeit und einer Freundin, mit der ich zusammen studiert habe.
F: Von Deiner Homepage her (http://inkcraft-melanie-wanda.blogspot.de/) weiß ich, daß Du sehr vielseitig arbeitest. In Deinem Portfolio habe ich Bilder gefunden, die dem Fantasy-, aber auch dem SF-Genre zuzurechnen sind. Darüber hinaus illustrierst Du Cover für Kinderbücher und arbeitest mit Spieleentwicklern wie Ravensburger zusammen. In welchem Bereich fühlst Du Dich selbst am wohlsten?
A: Definitiv im Fantasy- und SciFi-Bereich. Das sind Genres, die mich schon von klein auf begeistert haben. Allerdings beschränke ich mich nicht nur auf Buchcover. Auch Concept Art im Game-Bereich habe ich mehrere Jahre lang gemacht und würde ich auch gerne weiterhin machen.
Ursprünglich komme ich auch aus diesem Bereich. Ich kam relativ bald nach dem Studium in die Disney Mobile Studios (Living Mobile) und wurde dort mit der Spieleentwicklung betraut. In der Spielebranche arbeitete ich dann insgesamt 4 Jahre, bis ich merkte, dass ich auch andere Arten von Illustrationen machen wollte. Da ich bei den Spielen immer sehr cartoony bleiben mußte, kam irgendwann der Wunsch, es in die Fantasy-Reihen zu schaffen bzw. es zu versuchen. Aufgrund meines damaligen Portfolios konnte ich mir aber erst mal nur bei Kinderbüchern Jobs sichern. Fantasy kam dann nach und nach (eben durch die schon genannte Portion Glück und meiner Freundin, die sich bei Fantasy-Verlagen bereits etabliert hatte).
F: Du arbeitest am Tablet, machst aber auch noch gute, alte Handarbeit. Mit welchen Materialien arbeitest Du da, was entspricht Dir am ehesten? Ist Dir die Arbeit mit Pinsel, Kreide oder Stift lieber als die am PC?
A: Ich mag beides. Und es ist für mich nicht vergleichbar. Beim Analogen muss man viel geplanter vorgehen, da man einfach nicht allzuviel korrigieren kann (ohne daß man es sieht). So zum Beispiel beim Aquarell, da muß der Pinselstrich einfach sitzen. Anders ist es beim Tablet. Da habe ich die Freiheit, einfach ‚mal auszuprobieren. Und wenn es nicht klappt, lösch ich es einfach wieder.
F: Ich weiß, daß Dir das Titelbild zum „Gottbettler“ selbst sehr gut gefällt. Was macht für Dich bei einer Auftragsarbeit wie dieser, die Du für Blanvalet erledigt hat, ein gelungenes Bild aus?
A: Bei einer Auftragsarbeit ist in erster Linie wichtig, daß der Kunde am Ende zufrieden ist. Beim Gottbettler war es so, daß es zunehmend eine Herausforderung wurde, den Ansprüchen des Kunden, aber auch meinen eigenen gerecht zu werden.
F: Wie groß ist denn der Arbeitsaufwand an einem Buchcover, am Beispiel des „Gottbettler“ beschrieben?
A: Die Illustration am Gottbettler war eher die Ausnahme denn die Regel. Wir tüftelten wegen Haltung und Kleidung lange herum. Zum Schluss hatten wir dann zwei Varianten (die eine nicht ganz final). Wobei bei der zweiten Variante die Grafik der ersten beibehalten werden sollte. Und mit der Illustration starteten wir noch einmal komplett von vorne.
Generell arbeitet man an einer ersten Version für die Verlagspräsentation etwa drei bis vier Tage, danach kommen Änderungswünsche und Korrekturen, die je nach Aufwand variieren. Man sitzt also manchmal eine gute Woche an einem kompletten Cover.
F: Wie weit reicht denn die künstlerische Freiheit als Illustratorin von Büchern? Muß in erster Linie der Geschmack des Auftraggebers/Redakteurs eines Buchverlags befriedigt werden, oder ist es Dir möglich, auch mal gestalterischen Einfluß zu nehmen und Deine persönlichen Vorstellungen durchzusetzen?
A: Das ist von Buch zu Buch unterschiedlich. Manchmal hat der Kunde eine sehr präzise Vorstellung. Das ist dann für mich bindend. Wenn ich eine andere Idee dazu habe, schicke ich eine alternative Skizze mit, um zu zeigen, was man auch noch machen könnte. Aber es passiert durchaus öfter mal, daß der Kunde einem freie Hand läßt, nach dem Motto: Mach einfach mal!
F: Du versuchst Dich auch an einem Comic. Ich habe Probeseiten gesehen, die wirken auf mich relativ düster und kafkaesk. Sind das Bereiche, die Dich persönlich ansprechen?
A: Hm, mich sprechen sicherlich düstere, zum Teil auch zum Denken anregende Geschichten an, sonst hätte ich das Comic damals nicht so verfaßt. Die Geschichte des Comics selbst ist sehr hart, da konnte ich keine Farben verwenden. Die Bilder sollen schließlich die Stimmung unterstützen.
Das Comic (bzw. die Geschichte dahinter) handelt von einer Gruppierung von Menschen, die eine „bessere“ Gesellschaft aufbauen möchte. Dafür verschleppen sie begabte Kinder, um sie neu zu erziehen. Es ist im Endeffekt ein gesellschaftskritischer Gedanke, nach dem Motto: Wenn wir so weiter machen, gehen wir vor die Hunde.
F: Hast Du als Illustratorin Vorbilder, und wenn ja, welche?
A: Na natürlich habe ich Vorbilder. Denn auch nur so kann man sich selbst verbessern.
Großes Vorbild ist für mich Kekai Kotaki, ein in meinem Augen außergewöhnlicher Fantasy-Illustrator und Concept Artist. Ich durfte ihm auch schon nacheifern, in dem ich bei einer Romanreihe als Coverillustratorin für ihn einsprang. Aber auch Concept Artists wie John Liberto und Sparth im SciFi-Bereich stehen bei mir momentan ganz weit oben.
F: Du bist noch sehr jung und am Beginn einer Karriere, zumindest mit den Augen eines alten Knackers gesehen, wie ich einer bin. Wohin führt Dich Dein Weg? Oder anders gefragt: Was möchtest Du erreichen, was sind Deine Ziele?
A: Wohin genau mich mein Weg führen wird, das weiß ich natürlich nicht (und will es vielleicht auch gar nicht wissen). Aber mein Ziel ist es, weiter in dieser Branche zu arbeiten (vor allem verstärkt in den Fantasy- und SciFi-Gefilden). Ich bin zufrieden, wenn es auch meine Kunden und Auftraggeber sind.
F: Melanie, danke für das Gespräch!
Alle Bilder sind Copyright Melanie Miklitza.