Atlan

Jahre nach dem Erfolg des sog. „Traversan“-Zyklus beschloß die PERRY RHODAN-Redaktion, wieder mal eine ATLAN-Mini-Serie auf den Markt zu werfen. Mit der Exposé-Arbeit wurde das Team Uwe Anton/Rainer Castor betraut.

Bereits im Frühjahr 2002 hatte mir Chefredakteur Klaus N. Frick eine Mitarbeit angeboten; es dauerte dann zwar noch eine Weile, bis ich tatsächlich loslegen konnte – aber ich war dabei! Ich, der Jungtutter, der sich einbildete, mit dem Schreiben meinen Lebensunterhalt verdienen zu können, durfte für den PERRY RHODAN-Verlag schreiben!

Der dritte Roman des zwölfteiligen Centauri-Zyklus  mit dem Titel „Chaos im Hyperraum“ würde also von mir stammen. Es würde mein erstes, richtiges Profi-Manuskript werden, das ich für den PERRY RHODAN-Verlag ablieferte. Dementsprechend aufgeregt war ich, dementsprechend viele Fehler passierten. Einige waren hausgemacht, ich hatte schließlich keinerlei Routine (von meinem Fan-Roman „Mit den Augen des Mörders“ mal abgesehen), andere waren fremdverschuldet. Wenn ich heute das Heft aufschlage und nachblättere, bin ich nicht sonderlich begeistert von meinem Stil und von meinen Versuchen, lustig zu sein; aber ich will mal gnädig mit meinem früheren Ich sein und sagen, daß der Roman halbwegs passabel war.

Der Verlag schien jedenfalls zufrieden zu sein. Als im Jahr darauf ein weiterer Mini-Zyklus erscheinen sollte, wiederum vom bewährten Duo Anton/Castor geplant, war ich wieder mit an Bord und verfaßte Band 3, „Die Savannenreiter von Vinara“. Der Roman ist mir meiner Meinung nach wesentlich besser gelungen. Was aber an diesem Band besonder hervorzuheben ist, ist das Titelbild von Dirk Schulz. Ich hatte Atlan selten zuvor derart eindrucksvoll in Szene gesetzt gesehen.

Ich durfte ein weiteren Band zum Zyklus beitragen, da ein Kollege kurzfristig ausfiel. Es dürfte das erste Mal gewesen sein, daß ich eine der Härten des Berufslebens als Schriftsteller kennenlernte, denn ich hatte für dieses Manuskript kaum ausreichend Zeit. Ich schrieb Tag und Nacht an „Sardaengars Botschaft“, und für die Hetzerei ist der Roman wohl gar nicht mal so schlecht geworden.

Mit Fortdauer des Obsidian-Zyklus stand bald fest, daß der Verlag mit ATLAN weitermachen wollte. Eine fixe Numerierung wurde etabliert, der darauffolgende „Lordrichter“-Zyklus begann mit der Nummer 13. Und ich wurde von Uwe Anton für einen Doppelband eingesetzt, „Gefangen im Psi-Sturm“ sowie „Die fünf herrlichen Städte“. Woran ich mich bei diesem Zweiteiler ganz besonders erinnere, ist, daß ich meinen Helden, den ich so gut wie möglich eingeführt hatte, mitten in der Handlung sterben ließ. Dieser unerwartete Bruch bereitete mir diabolische Freude. Ich glaube nicht, daß viele Leser damit gerechnet haben.

Uwe setzte mich in diesem „Lordrichter“-Kurzzyklus ein weiteres Mal ein, und zwar, um den Abschlußband zu schreiben, der den Titel „Angriff der Lordrichter“ trug. Naja – ich mußte einen Handlungsbogen zusammenfassen, und das ist mir nicht gerade leicht gefallen. Dieser Band zählt wohl zu meinen schlechteren bei ATLAN.

Weiter ging’s mit dem daran anschließenden „Dunkelstern“-Zyklus (in der durchgehenden Numerierung ab Band 25), der wiederum auf zwölf Bände konzipiert war und nach wie vor die Lordrichter als großes Thema hatte. Deren Geheimnisse waren noch längst nicht alle gelüftet, ganz im Gegenteil. Ich verfaßte Heft 30, „Die Varganen von Cramar“, der recht wenig zur Gesamthandlung beitrug, in dem ich allerdings mit großem Vergnügen einen Bekannten verbraten konnte und mich genüßlich über das Beamtenleben ausließ. Band 35, „Chaos im Miniaturuniversum“ ist mir hingegen kaum in Erinnerung geblieben, und das ist niemals ein gutes Zeichen …

Im Laufe dieses Zyklus, der im Frühjahr/Sommer 2005 an die Kioske kam, ergaben sich für mich spannende, unerwartete, sensationelle Neuigkeiten. Sabine Kropp, meine zuständige Redakteurin, informierte mich, daß Uwe Anton die Expo-Arbeit nicht weiterführen würde. Ob ich nicht Lust hätte, für ihn einzuspringen?

Mich hat’s ziemlich heftig auf den Arsch gesetzt, aber ich hab nicht lange gezögert. Eine derartige Chance MUSZTE ich einfach ergreifen. Ich bat mir allerdings aus, einen Zwölfteiler einzuschieben, in dem ich Atlan aus der laufenden Lordrichter-Handlungsschiene rausnehmen konnte. Um Zeit zu gewinnen, um mich „warmzuschreiben“, um mich in die umfangreichen Arbeitspapiere von Uwe und Rainer einzuarbeiten, um mich selbst zu finden. Also skizzierte ich den „Intrawelt“-Kurzzyklus, der von Heft 37 bis 48 laufen sollte und in einem winzigen, in sich geschlossenen „Universum“ spielen würde. Ich konzipierte den Zyklus fast alleine (Leo Lukas hat mir helfend unter die Arme gegriffen), was ihm durchaus anzumerken ist. So legte ich sehr wenig Wert auf Technik und konzentrierte mich ganz auf den Weg meines Helden, Atlan. Die Expo-Arbeit erlaubte es mir nicht, mehr als einen Roman zu schreiben, „Die Kathedrale von Rhoarx“ trug die Nummer 47. Ich arbeitete mit diesem Band auf die Auflösung des Minizyklus hin. Abgeschlossen wurde der fast für sich alleine stehende Zwölfteiler von Leo Lukas, und danach war ich bereit, mich wieder mit dem Grundthema der neuen Atlan-Serie auseinanderzusetzen, mit der Geschichte der Lordrichter.

Im „Flammenstaub“-Zyklus ließ ich es mir nicht nehmen, den Jubel-Band 5o zu schreiben. Das gute Ding mit dem Titel „Hauch des Todes“ hat mir diebische Freude bereitet, denn ich ließ mehrere Varianten von Atlan auftreten – und alle bis auf eine sterben.  In meiner persönlichen Vorstellung ist der Arkonide in diesem Heft tatsächlich über den Jordan gegangen, aber ich vermute, daß das die wenigsten Leser hören oder glauben möchten. 🙂

Im Laufe dieses Zyklus zeichnete sich ab, daß die bislang erfolgreiche Serie zu einem Ende kommen würde. Ich war natürlich enttäuscht, mein Ausflug ins Expokraten-Fach würde zu einem Ende kommen (dachte ich; denn fast unmittelbar darauf wurde ATLAN in Buchform bei FanPro fortgesetzt, und ich machte weiterhin die Expos). Jedenfalls war ich gezwungen, die Lordrichter-Handlung zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu bringen. Wie das nun mal so beim Abschluß einer Serie ist, kann man die Leser kaum zufriedenstellen. Ich hab mich sehr bemüht, so viel wie möglich schlüssig zu erklären, was von Uwe aufgebaut und von mir weitergeschrieben worden war. Daß es Brüche gab, war mir klar. Aber ich hoffe doch, sie in Band 60, dem letzten Band mit dem Titel „Das Schwert der Ordnung“, gering gehalten zu haben.

Die ATLAN-Heftserie begleitete mich über dreieinhalb Jahre hinweg, und die Erfahrungen, die ich beim Schreiben und in der Expokratur machte, waren höchst lehrreich. Ich begann auch, mich mit dem uralten Arkoniden zurechtzufinden, der mir anfangs gar nicht sonderlich sympathisch erschienen war.  Ich hatte bei FanPro anschließend noch ausreichend Gelegenheit, seinen Charakter auszuloten – aber das ist eine andere Geschichte.

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