PERRY RHODAN-Tagebuch, 7. Eintrag

Fertig. Das Wort ENDE steht dick und fett unter meinem Manuskript. Ich hab gezielt auf die gewünschten Anschläge hingearbeitet und hab ein ganz klein wenig überzogen, was bedeutet, daß ich beim morgigen Korrigieren Spielraum hab. Es ist immer gut, von „oben“ zu kommen, also mit einem Textüberschuß arbeiten zu können. Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß es dem Manuskript besser tut, da und dort ein Stückchen wegzuknipsen, als wenn man von „unten“ kommen und Szenen verlängern muß.

Eigentlich sollte ich jetzt erleichtert sein. Morgen kommen noch die Korrekturen dran, und dann kann ich mich um meine nächste Arbeit kümmern.

Ist aber nicht so. Denn wie so oft hat mich so etwas wie … Abscheu erwischt. Ich bin nicht zufrieden mit meiner Arbeit. Für die Arbeit an den Charakteren hätte ich da wie dort ein klein wenig mehr machen können, diese eine Szene wird den technikaffinen Leser sicherlich aufheulen lassen und er wird spüren, daß ich viel zu wenig über die Materie weiß, über die ich schreibe – und der Handlungsbogen ist sowieso nicht rund. Es gibt Dutzende Gründe, diesen Text zu verabscheuen, und jeder einzelne ist gewichtig.

Mein Text ist gräßlich. Meine Texte sind immer gräßlich, sobald ich sie fertiggestellt habe. Eigentlich müßte ich mich längst gut genug kennen und auf diesen Moment vorbereitet sein. Aber es erwischt mich ein ums andere Mal, und ich kann Euch sagen – das Gefühl ist Scheiße.

Mittlerweile hab ich natürlich gelernt, mit dieser meiner Schwäche umzugehen. Schon während des Schreibprozesses mach ich mir Notizen, was ich stärker hervorarbeiten möchte. So hab ich diesmal zum Beispiel vor, noch eine symbolische Klammer in den Text einzubringen. Ein „Bild“, das mir zum Ende meines Romans sehr stark erscheint, muß bereits zu Beginn angedeutet werden. In meinem speziellen Fall handelt es sich um Vögelschwärme, die für etwas Besonderes stehen, und um dieses Besondere noch stärker hervorzuheben, werde ich sie bereits beim ersten Auftreten meiner Hauptfigur zeigen.

Womit ich ebenfalls noch unzufrieden bin, ist, daß sehr viel dialogisiert wird. Die Handlungspersonen tauschen Wissen aus. Der Leser benötigt diese Informationen, sie lassen sich nicht so ohne Weiteres in einer spannenden Handlung erringen. Da muß ich wohl Zugeständnisse machen und die Qualitätsanforderungen an mich selbst ein klein wenig zurückschrauben.

Es gibt noch viele andere Dinge, die ich morgen beachten, die ich verbessern muß. Was meine persönliche Unzufriedenheit betrifft – dieses Gefühl legt sich erst im Laufe der Zeit. Meine beste Methode, damit umzugehen, ist, den Roman so rasch wie möglich zu vergessen und nach vorne zu schauen.  In einigen Tagen bekomm ich eh die vom Lektorat überarbeitete Version, und dann kümmere ich mich ein letztes Mal um diesen einen PERRY RHODAN-Roman. Doch bis dahin bin ich mit dem Kopf ganz woanders, in einem anderen Universum. In diesem Fall in einer Fantasy-Welt, die von Uschi Zietsch vulgo Susan Schwartz geschaffen wurde …

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