Interview mit … Hans Greis (Teil 2)

Hier nun der abschließende Teil meines ausführlichen Interviews mit Hans Greis, dem Mastermind des Hörbuchverlags Eins A Medien. Viel Spaß beim Lesen!

 

prod_1165489_2392831_2F:  Hans, Du bietest seit einiger Zeit auch Ebooks zur PERRY RHODAN-Serie an. Ist das angesichts eines doch recht heiß umkämpften Marktes auch ein Geschäft, oder hoffst Du, Kunden, die eh schon Hörbücher von Dir beziehen, auch noch in diesem Bereich zu gewinnen? Lieferst Du DRM-frei aus? Das ist ja doch für einige Käufer ein Kriterium …

Dazu muss man die Hintergründe kennen. Wir bieten ja nicht selbst eine Verkaufsplattform mit einigen hunderttausend Ebooks an. Wir mieten sozusagen nur einen Kiosk unter unserem Namen bei einem großen Ebook-Anbieter, der alle technischen Leistungen erbringt (supported). Wir geben unseren Namen für den Kiosk her und zeigen damit unseren eigenen Hörbuchshop-Kunden, dass da noch ein weiterer ‚Verkaufsraum‘ hinzugekommen ist.

Beim Hörbuch haben wir einen ‚echten‘ eigenen Shop, beim Ebook verlinken wir unter unserem Namen auf diesen großen Anbieter, der auch das Sortiment pflegt. Insofern haben wir keinen Einfluss auf das gesamte Sortiment (die Neuerscheinungen etc.), sondern können nur das große Sortiment selbst neu sortieren (z.B. Science Fiction auf unserer Ebook-Startseite ganz nach vorne stellen).

Wenn man also schon einen eigenen Shop hat, wäre es fahrlässig, das Programm (hier: Ebooks) nicht zu erweitern, da die Kunden schon da sind. Das heißt bei uns: Alle unsere PERRY RHODAN-Hörbuchkunden finden nur einen Klick weiter auch alle PERRY RHODAN-Ebooks.

DRM verliert schon länger an Bedeutung, sowohl bei den Kunden, als auch bei den Anbietern. Ein digitales Produkt lässt sich im Netz nicht hundertprozentig vor Piraterie schützen. Der schwierigste Teil des Schutzes ist ja die Rechtsverfolgung des illegalen Downloads im Netz. Der Käufer hat auch bei wie-auch-immer-geschützten Produkten viel eher ein technisches Problem beim Downloaden, Archivieren oder Konvertieren.

F: Dein Portfolio bei den Ebooks ist hauptsächlich auf PERRY RHODAN und Fachliteratur beschränkt. Belletristische Werke findet man in eher geringem Ausmaß. Warum?

A: Wie eben erklärt, gestalten wir nicht das Gesamtsortiment der Ebooks. Wir sortieren nur nach unseren Vorlieben neu, verändern also nur das Erscheinungsbild für den Kunden, sodass er zum Beispiel bei uns im Kiosk sofort den Science Fiction-Bereich findet. Im Prinzip hat auch unser Kunde Zugang zum gesamten Sortiment aller auf dieser Plattform angebotenen Ebooks.

F: Kommen wir zu den PERRY RHODAN-Sammelbilder-Alben: Ich hab leider noch keine, obwohl ich sehr affin zu dieser Form des Sammlerleidens bin. Du hältst die Auflage bewußt niedrig – tausend Alben, wenn ich das richtig im Kopf habe -, und verarbeitest als Motive ausschließlich Bilder, die Johnny Bruck gefertigt hat. Ohne viel über die Kosten Bescheid zu wissen, vermute ich jetzt mal, daß da nicht allzu viel Geld hängen bleibt. Ich muß jetzt ganz naiv fragen: Wolltest Du Dir damit einen Jugendtraum erfüllen, oder siehst Du die Alben doch auch als Geschäft?

A: Da hast Du durchaus den Kern der Sache getroffen.  – Aber welches Kind sammelt denn nicht gerne? Von Murmeln über getrocknete Regenwürmer bis hin zu den über die Jahrzehnte angebotenen Sammelbildern. Zu finden in Süßigkeitsverpackungen jeder Art bis hin zur ‚Belohnung‘ an der Supermarktkasse bei einem Einkauf von mindestens x Euro … Die vorhin erwähnte kindliche Neugier findet man hier bei der ‚Arbeit‘ wieder. Das Kennenlernen geht dann meist über das Zerlegen bis hin zum – im besten Falle – Wiederinstandsetzen…

Aber abgesehen von meiner eigenen Sammelleidenschaft: Wir nehmen dem interessierten PERRY RHODAN-Liebhaber auch ein bisschen Arbeit ab. Johnny Bruck ist natürlich einer der ganz großen Illustratoren im Rahmen der Serie und hat auf der Bildebene die Serie wahrscheinlich ähnlich stark geprägt wie die großen Autoren speziell der Gründungsriege. Diese wunderbaren, heute schon mit einem speziellen nostalgischen Flair versehenen Bilder bieten wir in einer Auswahl in einem überschaubaren und bequem zu verstauenden Album an. Jeder Sammler weiss: Nichts verschwindet schneller als freier Platz.

Aktuell bieten wir das dritte Album an, mit Bruck-Bildern der Hefte 750-999. Inzwischen haben wir die Auflage etwas angehoben. Aber wie du sagst: Nein, viel Geld verdienen kann man damit nicht, eher weniger.

Also nicht aus rein kommerziellen Erwägungen machen wir das, sondern 1) weil es uns Spaß macht, diese alten Schätze noch einmal ins Scheinwerferlicht zu holen und sie damit historisch zu würdigen und 2) weil wir auch unseren Teil dazu beitragen wollen, die Serie PERRY RHODAN in allen möglichen Facetten zu zeigen, sie im besten Falle immer wieder neu zu beleben und dem Fan damit vor Augen zu führen, dass er auch nach über fünfzig Jahren eine lebendige, wenn nicht gar lebhafte Serie vor sich hat, die immer wieder für eine Überraschung (am besten von Heft zu Heft) gut ist.

F: Planst Du, in Zukunft das Programm von Eins A Medien noch weiter auszuweiten und wenn ja, in welche Richtung könnte es gehen?

A: Verglichen mit den Anfängen im Jahr 2002 haben wir das Programm schon sehr stark erweitert. Über Hörspiele, dann Hörbücher – also reine Lesungen – kamen wir zu Sammler- und Sonderausgaben mit von Comic-Illustratoren signierten Porträts von Serienfiguren und selbst entworfenen Flottenabzeichen aus Stoff, alles auffällig verpackt in eigens angefertigten Blechdosen. Weiters Sonderausgaben mit schweren Zinn-Raketenmodellen, die wir nach den PERRY-Risszeichnungen haben anfertigen lassen.

Inzwischen sind wir – alle Produkte laufzeitmäßig addiert – bei zirka 3.500 Stunden PERRY-Weltraum-Kopfkino. Und wir halten alle Hörbücher der Serie permanent im Angebot, weil das bei einer Serie dazu gehört. Die Leidenschaft des Sammlers leidet, wenn ihm oder ihr mittendrin oder am Anfang eine Folge fehlt.

Aber laß mich Deine Frage beantworten: Ja, wir planen immer weit voraus. Gerade ist der großartige THOREGON-Zyklus eingestartet und parallel dazu läuft die von Uwe Anton konzipierte, 12teilige Serie STARDUST. Darüber hinaus haben wir noch einiges in der Schublade und wir hoffen, dass wir noch im laufenden Jahr 2014 mit einem weiteren Projekt (das eine lange Vorbereitungsphase hatte) endlich einstarten können …

F:  Sind die Hörbücher denn eher eine Sache für eine ältere Klientel, oder gibt es auch jüngere Hörer?

A: Wir haben – und das bezieht sich sicher nicht nur auf die Hörbuch-Perry-Fans – die gesamte verfügbare Alterspalette an Kunden.

Ich denke, zur Verbreitung unter jüngeren Kunden hat sowohl im Print- als auch im Audiobereich die inzwischen überall schnell verfügbare Onlinevariante stark beigetragen. Und auf den über die Jahre immer preisgünstiger gewordenen Festplattenspeichern lässt sich das Ebook- und Audiomaterial auch kostengünstig sehr leicht archivieren. Insofern haben die Zeitumstände der in den letzten Jahren schnell wachsenden Medientechnik ihren Teil dazu beigetragen.

F: Wie siehst Du persönlich die technischen Entwicklungen in der E-Branche, also in Bezug auf Hörbücher und Ebooks? Wird es für Ebooks neue, bessere, einfachere Endgeräte geben, wie ja auch Blueray aktuell die DVD vom Markt verdrängt? Wie hoch schätzt Du das Marktpotential der Hörbuch-„Leser“ und der Ebook-Leser gemessen am Gesamtmarkt ein?

A: Prognosen sind schwierig. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Da halte ich es mit Mark Twain.

Sicher wird es neue technische Entwicklungen geben, davon lebt ja eine Marktwirtschaft. Im Audiobereich wird es wohl so schnell keine Verdrängung der aktuell verwendeten Komprimierungstechniken geben. Die Möglichkeiten, preisgünstig optimalen Klang zu verkaufen, sind dank billiger Speicher- und Festplattenkapazitäten gegeben – sowohl beim Anbieter als auch beim Konsumenten.

Um Missverständnissen vorzubeugen, die ich aus der Praxis kenne, füge ich hinzu: Die Audioqualität, die ein Kunde nach dem Kauf – sei es eine CD oder ein Download – zu hören bekommt, wird bestimmt durch das schwächste Glied in der Kette der Vermittlung. Kurz gefasst: Eine exzellente Wiedergabequalität der Stereoanlage des Kunden wird eine schlechte Aufnahmequalität des Produzenten nicht aufheben können. Und eine qualitativ schwache Wiedergabe beim Kunden (ich denke da an PC-Lautsprecher) wird auch eine hervorragende Aufnahmequalität des Produzenten nicht gleichwertig wiedergeben können.

Was das von dir angesprochene Potential angeht: auch hier sind Prognosen schwierig, aber …

Gehen wir einfach davon aus, dass es keine tiefgreifenden Veränderungen jeglicher Art in den nächsten Jahren gibt (ich will hier nicht alle möglichen Katastrophenszenarien aufzählen). Dann können wir uns zahlenmäßig sicher an dem orientieren, was aktuell eruiert wurde:

In den Jahren 2007 bis 2013 schwankte im Buchbereich die Sparte Science Fiction (und Fantasy) von anfänglich 6,9 % (2007) über zwischenzeitlich 7,5 % (2012) hin zu knapp unter 5 % (2013). Die hier genannten Prozente bezeichnen den Anteil im übergeordneten Bereich Belletristik, der auch nur ein Teilbereich des Buchmarktes ist.

Und – von heute aus gesehen – ist innerhalb der letzten zwölf Monate der Bereich SciFi & Fantasy noch einmal um 20,5 % im Umsatz zurückgegangen. Einerseits sind das keine erfreulichen Nachrichten, andererseits auch ein Hinweis darauf, dass gerade in den letzten Jahren der Bereich Fantasy ‚geboomt‘ hat. Gerade hier ist nun ein starker Rückgang (manche sagen: ein Gesundschrumpfen) zu bemerken.

Grundsätzlich wird der Anteil der Online-Nutzer – im Vergleich zu den ‚analogen‘ Nutzern – sowohl in den Bereichen Ebook als auch Audio-Downloads weiter anwachsen. Gemessen am gesamten Potential des Marktes ‚Medien‘ (Buch + Film + Musik + Games) werden sich die Anteilsprozente nicht stark bewegen, also die Verteilung der Nutzung in Prozent wird sich nicht stark von derjenigen der Vergangenheit unterscheiden.

Es wird höchste Zeit, die Whistler-Werke gegen Google und Apple antreten zu lassen und den Schwiegersohn von Perry zum Leiter der Fraunhofer-Institute zu berufen …

Aber lassen wir das Interview doch mit einem Kompliment ausklingen:

Möglicherweise ist der beständige Nutzer von Buch und Hörbuch doch der kreativere und fantasievollere Mensch, denn er besitzt die Fähigkeit, aus den gelesenen und gehörten Geschichten beeindruckende eigene Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Das ganz private ‚Kino im Kopf‘, kostet nun mal keinen Eintritt und ist jederzeit geöffnet. Diese Fähigkeit zu besitzen und – vor allem – sich zu bewahren, ist eine Leistung in einer Zeit, in der jeder gewollt oder ungewollt von einer unaufhörlichen Lawine von Bildern förmlich zugespamt wird.

Wie sagt der Perry-Fan schon seit langer Zeit (auf lateinisch): Wir sind auf dem richtigen Weg. Per aspera …

 

Das Copyright der Abbildungen liegt bei Eins A Medien GmbH.

 

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