Ab März 2015 startet die neue PERRY RHODAN-Hörspielserie, die unter dem Staffeltitel »Plejaden« veröffentlicht wird. Produziert werden die Hörspiele vom Zaubermond Verlag, die Exposés dafür verfasste der PERRY RHODAN-Autor Christian Montillon. Ich habe mit Christian ein Interview geführt, in dem dieser ein wenig über die Hintergründe seiner Arbeit plaudert.
F: Christian, du zeichnest für die Inhalte zu den neuen PERRY RHODAN-Hörspielen verantwortlich, die im März 2015 auf den Markt kommen sollen. Die erste Frage, die sich mir aufdrängt, ist: Wie bringst du das zeitlich alles noch unter? Du bist Teil des Expokraten-Duos der PERRY RHODAN-Erstauflage, du schreibst nach wie vor sehr viele Romane für die EA und bist auch bei PERRY RHODAN NEO aktiv. Wirst du wegen der Hörspiel-Expos anderswo kürzer treten, oder verzichtest du einfach endgültig aufs Schlafen?
A: Ich schlafe mehr als in den letzten Jahren. Um mal damit zu beginnen: Meine Kinder sind älter geworden und stehen nachts nicht mehr (oft) vor dem ehelichen Bett, um uns zu wecken. Was auch deine Frage beantwortet: Ich schlafe nachts. Früher (in der guten alten Zeit, als die Dinosaurier noch lebten und die Gummistiefel noch aus Holz waren) habe ich öfter mal spätabends/nachts geschrieben, das kommt so gut wie gar nicht mehr vor. Mein Biorhythmus hat sich wohl verschoben.
Aber genug davon. Zum Thema: Obwohl im zweiten Drittel des aktuellen Zyklus gerade tatsächlich viele Romane in der Erstauflage von mir erschienen sind, schreibe ich »eigentlich« weniger Romane für die laufende PERRY RHODAN-Serie. Dass es zuletzt anders kam, lag an einer Häufung aus vielerlei Hintergründen, die hier und jetzt nicht interessieren. Aber das wird weniger, ganz klar, aus Zeitmangel. Aktuell ist ein Doppelband von mir angekündigt, 2787 und 2788. Danach folgt eine lange Pause; erst gut nach PR 2800 wird wieder ein »Montillon-Roman« in der EA erscheinen.
Meine Hörspiel-Arbeit liegt aber in der Tat schon lange zurück, aktuell fast ein Jahr (!). Mein Hauptbeitrag stand ja ganz am Anfang des kreativen Teils des Projekts.
F: Ich kenne die Leute vom Zaubermond-Verlag recht gut und weiß, dass das Hörspiel-Projekt dort in sehr kompetenten Händen liegt. Wie ist die Zusammenarbeit mit Firmenchef Dennis Ehrhardt denn zustande gekommen? Wer hat da den ersten Schritt zur Kooperation getan?
A: Ja, dass die Hörspiele von Zaubermond produziert werden, hat mich von Anfang an begeistert und beruhigt. Die »Dorian Hunter«-Hörspiele, die ebenfalls bei Zaubermond erscheinen, sind meine Lieblingshörspiele. Und ich selbst arbeite schon ewig mit Zaubermond zusammen; dort erschien damals mein erster Roman, seitdem habe ich dort … keine Ahnung … fünfzig Romane veröffentlicht. Eine Schätzung. Zaubermond-Chef Dennis Ehrhardt und ich haben schon immer gut harmoniert.
Aber danach hast du gar nicht gefragt. Entschuldige die ausschweifende Laberei. Ich bin ehrlich gesagt erst zum »Hörspielteam« gestoßen, als Zaubermond schon an Bord war. Solche Entscheidungen stehen ja oft schon vor dem Start der kreativen/inhaltlichen Arbeit. Darum musst du andere nach den Ursprüngen fragen.
Hey, dafür, dass ich auf deine Frage eigentlich garnix geantwortet habe, ist meine Antwort ziemlich lang.
F: Ganz durchschaue ich die Arbeitsteilung mit der Hörspielautorin Andrea Bottlinger noch nicht. Funktioniert das etwa so: Du schreibst die Geschichte auf, Andrea arbeitet deine Vorlagen in Hörspiel-Dialoge um? Kannst du mal beschreiben, wie das so ablaufen soll?
A: Im Prinzip so: Ich habe die Gesamtgeschichte entwickelt, habe die wichtigsten Charaktere geformt, habe Kurzexposés geschrieben, die das Panorama der Handlung ausbreiten. Andrea hat das in Hörspielskripte verwandelt.
Das heißt: Die grobe Geschichte, die Entwicklung, die Aufteilung der Ebenen, die Hauptcharaktere und ihre Entwicklungen – das stammt von mir. Alles, was die Dialoge, das Szenische, die Einzeldramaturgie angeht – das stammt von Andrea.
Im Prinzip ähnlich wie bei der PERRY RHODAN-Erstauflage, nur dass die Exposés zu den Hörspielen echt knapp und kurz waren, aber eben die wichtigen Elemente enthielten, wie sich alles entwickelt. Worum es geht. Was der Clou ist. Was der RHODANsche Hintergrund ist. Wie sich die Charaktere entwickeln, welche Überraschungen im Groben drinstecken.
F: Andrea hat zwar schon für PERRY RHODAN NEO geschrieben, aber du kennst den Geist der Serie gewiss besser. Wirst du eine Art Endkontrolle übernehmen, sobald Andrea ihre Arbeit abgeschlossen hat?
A: Die Skripte sind schon recht lange fertig, ich habe sie gelesen und kommentiert und stand bei Fragen zur Verfügung. Wahrscheinlich werd ich nie vergessen, wie ich diesen Sommer mit der Familie auf Langeoog Urlaub machte und mich in diesen 14 Tagen zwei Mal mit Dennis Ehrhardt am Telefon verabredet habe, um Fragen zu besprechen – morgens um 7.30 Uhr oder so. Ich spazierte gut ausgeruht mit dem Handy durch die Dünen und am Strand entlang und genoss die Einsamkeit. Dennis war, so glaube ich mich zu erinnern, in Hörspielaufnahme-Stress und jeweils vorher an den Abenden/in den Nächten sehr spät ins Bett gegangen. Der Arme.
Den Part der »Endkontrolle« und des »Freigebens« hat aber ein Berufenerer als ich erledigt: Klaus Frick als Rhodan-Chefredakteur. Als Redakteur sieht er einfach Dinge, für die ich keinen Blick habe. Das ist völlig normal. Deshalb bin ich Autor, er Redakteur/Lektor/Verlagsmitarbeiter. Diese beiden Berufsgruppen brauchen einander.
F: Kommen wir zum Inhaltlichen: Aus der Vorankündigung zum Hörspiel Nummer 1 mit dem Titel »Die 144 Kammern« lässt sich herauslesen, dass Perry Rhodan und Gucky Hauptrollen übernehmen werden. Gibt es weitere bekannte Figuren aus dem PERRY RHODAN-Kosmos, die du übernimmst?
A: Der PERRY RHODAN-Leser wird noch andere als diese beiden Hauptfiguren wiedererkennen, d.h. es ist sehr gut (finde ich) in den Rhodan-Kosmos integriert. Aber es ist auch wichtig, dass man als Hörspielhörer nicht 100 rhodanische Fakten kennen muss.
Wer also PERRY RHODAN gar nicht kennt, aber gern Hörspiele hört, wird leicht alles verstehen und mitkommen.
Wer PERRY RHODAN kennt, hat noch mehr Spaß dabei, weil einfach der Gesamtkosmos erweitert wird.
Es tauchen Vertreter bekannter Völker auf, zum Beispiel. Aber die erklären sich von selbst, wenn man die Hörspiele hört.
Ein Hörspiel funktioniert ohnehin ganz anders als ein Roman … hat andere Dramaturgien, Wirkungen, Effekte. Darum finde ich es auch super, dass es etwas völlig Neues in der Geschichte der Serie ist: Die Hörspiele vertonen keine vorliegenden Romane, sondern erzählen eine komplett neue (aber sauber eingebundene) Geschichte.
Diese Geschichte ist von mir für das Medium Hörspiele entwickelt worden; und gerade darum könnte ich es mir sehr interessant vorstellen, wenn gegebenenfalls der umgekehrte Weg gewählt wird: Wer weiß, ob daraus mal Romane werden, und wie die Geschichte dann umgeformt werden muss, um dasselbe Ergebnis in einem anderen Medium zu präsentieren. Finde ich sehr spannend!
F: Die Plejaden spielen erst seit recht kurzer Zeit eine prominente Rolle bei PERRY RHODAN. Warum habt ihr diesen Schauplatz gewählt? Bildet die Hörspielhandlung in gewisser Weise eine Ergänzung zu den Inhalten der Erstauflage?
A: Ja und nein – die Plejaden sind natürlich riesig und bei weitem nicht erforscht im Sinne von: Unsere Figuren kennen dort alles. Darum starten wir auch auf einer Forschungsstation.
Die Handlungszeit ist übrigens vor Band 2700, aber nach Band 2699, für alle, die sich auskennen. Eine ideale Zeit, um dem Hörer nicht tausend Erklärungen geben zu müssen. Hörspiel 1 startet mitten in der Geschichte, das heißt, schon nach wenigen Sätzen hat der Hörer ein Bild, eine Situation, eine dramatische Handlung, ist mittendrin.
Ich habe die quasi-fertige Sprach- und Effektefassung (»qfSuE«) gehört und bin begeistert davon. Diese von mir eben erfundene und zugegebenermaßen bescheuerte Bezeichnung bedeutet, dass das Hörspiel fertig ist, aber noch keine Musik enthält. Das klingt sehr seltsam, aber es zieht schon in dieser Fassung absolut rein. Ein Kracher, mit viel Action (ich wage mir gar nicht auszumalen, wie das erst mit cooler Musik klingt) … ja, ich denke, merklich mehr Action als in späteren Folgen. Aber auch mit vielen Geheimnissen und Andeutungen. Die übrigens alle in den zehn angekündigten Folgen aufgelöst werden.
F: Die Unsterblichkeit spielt wieder mal eine Rolle. Sie begleitet uns seit Anbeginn der Serie. Was macht den Reiz dieses Themenkreises deiner Meinung nach aus?
A: Sie ist für jeden leicht verständlich als Thema – und sie ist erstrebenswert und erschreckend zugleich.
F: Kannst du uns ganz im Geheimen ein bissl mehr zur Handlung verraten? Wird es bereits bekannte Schauplätze geben, welche Völker spielen eine Rolle?
A: So ganz geheim? Hm. Es gibt einige Völker, die ich gern mag. Oxtorner zum Beispiel. Wobei in diesem Fall gar nicht so wichtig war, DASS sie auftreten – sondern wir mussten uns ganz neue Fragen stellen: Wie klingt z.B. ein Oxtorner? Wie klingt deren Heimatplanet oder wie klingt es, wenn man sich dort aufhält?
Es gibt auch eine sehr wichtige, sehr entscheidende Frauenfigur. Ich mag sie. Sie und ihre Rolle machten einen Großteil der oben erwähnten Exposés aus. Aus der Figur heraus entstand sehr viel Handlung – auch aus anderen Figuren heraus. Ich habe die zehn Einzelhörspiele von den Figuren her aufgeschlüsselt, nicht von der Handlung her. Das heißt, die Plots, die Kniffe entstehen ursprünglich aus den Charakteren; ich wusste, wo ich die Figuren hinhaben will, und habe daraus die Handlung entstehen lassen.
F: Werden die Hörspiele auch für Nicht-PERRY RHODAN-Leser begreifbar sein?
A: Ja, absolut. Das war auch ganz wichtig. Es ist eine Möglichkeit, die Gruppe der Hörspielhörer auf das Perryversum aufmerksam zu machen. Und diese sympathischen Leute sollen nicht die CD oder den Download betrachten und denken: »Hä?«
F: Gibt es eine genauer definierte Zielgruppe für die neuen Hörspiele? Richten sie sich an ein vorwiegend erwachsenes Publikum oder hofft man, zum Beispiel durch die Person Gucky auch jüngere Zuhörer für die Serie zu gewinnen?
A: Ich glaube (ohne es zu wissen), dass die eben erwähnte Gruppe der Hörspielhörer jedes Alter umfasst. Und diese Zielgruppe hätte ich gern als Hörer. 🙂
Gut, ein gewisses Alter braucht man schon, es ist kein Kinderhörspiel, aber ab einem »Jung-Teenager« bis zur »coolen Uroma« sollten alle die Sache genießen können. Ich bin beispielsweise sehr gespannt, wie mein Ältester mit 13 die Hörspiele beurteilen wird, wenn sie fertig sind – die musiklose Version habe ich ihm nicht vorgespielt.
Ich denke, diese Hörspiele hören ist wie »ins Kino gehen«. Nur eben ohne Bild. Die Effektkulisse ist grandios und bis ins Letzte durchgestaltet. Das hat mich echt begeistert. Und das kann ich ja mit gutem Gewissen sagen, weil das ja nichts mit meiner Arbeit zu tun hat. Ha!
F: Die »Plejaden«-Hörspiele sind auf zehn Teile festgelegt. Wird diese Handlung damit abgeschlossen sein oder kannst du im Falle eines großen Erfolges mit weiteren Geschichten »draufsetzen«?
A: Die Handlung ist abgeschlossen. Eine zweite Staffel der Hörspielserie halte ich für wahrscheinlich … aber die wird eine neue Geschichte erzählen. Ich bin schon darauf gespannt, sie mir auszudenken.
Die Bilder sind Copyright VPM und Christoph Dittert.
Danke für das interessante Interview! Hörspiele haben gegenüber Hörbüchern doch einen ganz besonderen Reiz. Bei Hörbüchern kann ich irgendwann dem Sprecher nicht mehr zuhören. Ein Hörspiel bietet für mich viel mehr Abwechslung und man hat richtig Kino im Kopf.
Hörbücher kann ich komischerweise auch nur im Auto hören, zu Hause lenkt mich zu viel davon ab.