Da hast Du Dir was eingebrockt …
Dieser Gedanke kommt mir unweigerlich, wenn ich am Schreiben eines längeren Textes bin – und „König in Ketten“ IST ein langer Text.
Da sitzt Du und grübelst, tippst, korrigierst seit einem Monat, und weißt ganz genau, daß Du Dein Ziel erst in weiteren zwei Monaten erreichen wirst. Ein Drittel- oder ein Vierteljahr beschäftigst Du Dich mit nix Anderem, und Du mußt dabei immer die Spannung hoch halten. Du mußt alle Handlungsfäden fest in der Hand haben, Orte und Daten und Personen im Kopf haben, darfst Dir in Charakterisierungen nicht widersprechen …
Es ist die Hölle.
Vor allem, da ich sehr intuitiv schreibe und sich Handlung und Figurendarstellung aus dem Moment heraus ergeben. Sprich: Ich weiß oft nicht, was mein Held oder mein Bösewicht in der nächsten Sekunde tun werden. Darüber habe ich schon öfter mal gejammert, ich weiß. Aber insbesondere bei längeren Texten erweist sich meine Arbeitsweise als teuflischer Fluch.
Ich habe „König in Ketten“ nach einem sehr sparsamen Exposé entwickelt, das mein Redakteur absegnete. Es waren neun Manuskriptseiten, anhand derer ich schließlich den Roman verfaßte. Neun, die zu 535 wurden, zu weit über 800.000 Anschlägen.
Ich frage mich, wie diese wirklich dicken Wälzer eines George R.R. Martin entstehen und wie man da noch den Überblick bewahren kann. Nun, bei Martin gibt es mit dem Überblick ohnedies kleinere Probleme …
Inhaltlich bin ich nicht sonderlich von den Grundzügen des Expos abgewichen, allerdings mußte ich einige zusätzliche Handlungsebenen einführen. Und ich mußte mich gegen diverse Versuchungen wehren, immer wieder. Figuren zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich und wollten besser, ausführlicher behandelt werden.
Cymbelr und Cymryr waren zwei solche Gestalten. Die beiden sind Bewohner einer sturmumtosten Hochebene und Angehörige eines Volkes, das seit Jahrhunderten unterdrückt wird. Sie wollten mir ihre Geschichte erzählen und darlegen, wie es gekommen war, daß sie ein derart erbärmliches Leben führen mußten.
Oder Riccion Südwind, dieser verfluchte Opportunist, den ich niemals für „König in Ketten“ vorgesehen hatte, den ich aber letztlich doch brauchte. Wie war es gekommen, daß es ihn in den unwirtlichen Norden verschlagen hatte? Welche Verbrechen hatte er begangen, daß er in die Stadt Attico verbannt worden war, und was hatte es mit seinem Subitomi auf sich? Wie kam es, daß dieser Diener stets einige Sekunden voraus in die Zukunft blicken konnte?
Und dann war da natürlich Bernyl, mein Liebling. Ein hervorragender Bösewicht, der auch mich beständig umschmeichelte und mir Teile seiner Geschichte erzählen, mich in seinen Bann ziehen wollte. Ich haßte ihn, konnte aber dennoch nicht von ihm lassen …
Es ist schon eine Weile her, daß ich das letzte Wort geschrieben und das Manuskript an den Verlag geschickt habe. Aber nun, da das Buch in den Läden aufliegt, kommen die Erinnerungen wieder. Die Freude, die ich mit meinen Figuren hatte. Die Verzweiflung, weil die Geschichte nicht und nicht zusammengehen wollte. Dieser wunderbare Augenblick der Erlösung, da letztlich alle Szenen ihren Platz fanden und die Geschichte fertigerzählt war.
Letztlich glaube ich, daß „König in Ketten“ runder ist als seine Vorgänger. Das Buch hat Tiefe und die Dinge fließen schön ineinander. Die Charaktere passen, das Setting ebenfalls. Und die Auflösung ist … groß.
Und jetzt freue ich mich über Käufer, Leser und vor allem über Meinungen. Ich bin neugierig, was ihr, die Leser, zu „König in Ketten“ zu sagen habt.
„König in Ketten“
Blanvalet Verlag, ISBN: 978-3734160554
Das Buch kostet 13,99 € in D, 14,40 € in Österreich und 19,50 CHF in der Schweiz. Das Ebook ist um 10,99 € bzw. 14 CHF bei amazon.de, bücher.de, ebooks.de und ibooks erhältlich.