Na gut, dann erzähl ich halt ein bißl was über die diesjährige PERRY RHODAN-Autorenkonferenz …
Die Anreise erfolgte wie immer während der letzten Jahre mit dem Zug. Kollege Leo Lukas und ich wurden gleich zu Beginn der Reise getrennt, da der wunderbare Waggon der Deutschen Bahn keinen Strom spendete und sein Laptop-Akku leer war. Es ist ein wahrlich unerträglicher Zustand, wenn Autoren nicht schreiben dürfen, also mußte Leo in einem anderen Abteil Platz nehmen und dort tippen. Nun ja, womöglich wären wir uns sonst eh in die Quere gekommen, fußballtechnischer Natur. Er hat so sonderbare Ansichten, was die beste Mannschaft des Universums betrifft.
Der Hotelchef in Karlsruhe begrüßte uns freundlich wie immer. Der Kerl erinnert mich an eine Lucky Luke-Figur. Er empfängt Dich in seiner Portiersloge, er kredenzt Dir die Getränke an der Bar, er hilft Dir im Zimmer im dritten Stock bei Problemen – er ist faktisch überall. Ein Überall-zugleich-Täter, wenn man so will.
Als Problemlöser in meinem Zimmer mußte ich ihn tatsächlich hinzuziehen, denn der Fernseher ließ sich nicht einschalten. Was eigentlich recht schön mein Potential als möglicher zukünftiger Technikberater bei PERRY RHODAN zeigt: Ich wußte nicht, daß es so etwas wie einen Ein/Aus-Schalter an diesem vermaledeiten Ding gab.
Autor muß natürlich auf seinen Schönheitsschlaf achten, bis in etwa bis elf Uhr vormittags, um dann gemeinsam mit den nach und nach eintrudelnden Kollegen aufs Mittagessen zu warten. Zuallererst lief mir Verena Themsen über den Weg, die eine bemerkenswerte Energie ausstrahlte – und das an einem Vormittag.
An. Einem. Vormittag. An diesen Kleinigkeiten erkennt man, ob jemand vollprofessioneller Autor ist. Ebendieser hat bis Mittag gefälligst müde und aufnahmeunfähig zu sein.
Ich hatte Gelegenheit, mich eine Weile mit Uwe Anton, Hubert Haensel und Frank Borsch zu unterhalten, bevor zum Mittagessen gerufen wurde. Es tut richtig gut, mit Berufskollegen mal unbeschwert schnattern zu können, abseits eines hektischen Con-Geschehens. Wir haben uns über berufliche Härten ausgetauscht und haben ein wenig übers Altern gejammert.
Mit gefülltem Magen ging es dann ins Plenum. Klaus N. Frick und Sabine Kropp moderierten. Es gab einen gar nicht so kurzen und kritischen Rückblick. Was funktionierte aus Sicht der Redaktion gut, was nicht so gut? Wo gibt’s Verbesserungspotential in der Zusammenarbeit? Wie steht die Serie im Wettbewerb an der Trafik/am Kiosk da? (Und nein, es wurden keine Auflagenzahlen genannt, also fragt mich bitte nicht danach.)
Das eigentliche große Thema der Konferenz war natürlich die Arbeit in Blickrichtung Band 2900 – und darüber hinaus Richtung Band 3000. Inhaltlich hatten die Expokraten schon einiges dazu zu sagen; aber je weiter voraus man blickt, desto vager wurden die Bilder und Beschreibungen. Das Schreiben an der PERRY RHODAN-Serie ist ein beständiges „work in progress“. Es gibt Pflöcke, die man weit voraus erkennt und auf die man hin arbeitet; doch der Weg dorthin, der mäandert auf kaum erklärbare Weise. Es gibt Ideen, Vorschläge, Vorhaben. Doch was daraus wird, das zeigt die Zeit.
À propos Zeit: Die verging wie im Fluge. Rüdiger Schäfer erzählte Inhaltliches über seine und Michael Buchholzens Arbeit als PERRY RHODAN NEO-Expokraten, Marketing war ein großes Thema. Wie kann und soll Rainer Castor ersetzt werden, wer übernimmt seine Aufgaben? Wie zufrieden sind die Autoren mit der Expo-Arbeit, welche Wünsche haben sie an Christian Montillon und Wim Vandemaan? Wann gibt es endlich die nächste Pause?
Dieser Arbeitstag war richtig intensiv. Wir verzichteten auf einen Gutteil der eingeplanten Erholungszeiten, um nur ja möglichst viel offene Themen unterzubringen. Alles in allem saßen wir bis 22:30 im Konferenzsaal, und ich hatte das Gefühl, es hätte noch länger gehen können, ohne daß uns der Gesprächsstoff ausgegangen wäre. Aber der Gedanke an die Hotel-Bar lockte dann doch zu sehr. Also ließen wir die Arbeit Arbeit sein und verfügten uns in die Freizeit – um dann in kleineren Kreisen über PERRY RHODAN zu plaudern. Seufz.
Ich habe über keinerlei nächtliche Exzesse zu berichten – und wenn ich’s könnte, würde ich es ohnedies nicht. Aber ich betone nochmals, wie wichtig diese Zusammentreffen für uns Autoren sind, und natürlich wurde es für einige Kollegen später als sonst üblich.
Auch am nächsten Morgen fingen wir früher an als geplant, es gab noch immer ausreichend Gesprächsbedarf. Leo und ich mußten allerdings unseren Zug erreichen, und so war gegen 11:30 Schluß für uns. Sobald wir uns verabschiedet hatten und sich die Türen hinter uns schlossen, meinte ich ein erleichtertes Seufzen aus elf Autoren- und einer Redaktionskehle zu hören, über dem der Ruf tönte: „Endlich sind sie weg, die Österreicher, jetzt können wir mit der richtigen Arbeit beginnen!“
Und damit ging es zurück Richtung Wien, wieder mit dem Zug. Diesmal bewahrte mich allerdings kein Stromausfall davor, mir Leos irrige Meinungen zum Thema Fußball anhören zu müssen.
Vielen Dank für diesen interessanten Bericht! So kann ich mir als Leser das Treffen doch ziemlich gut vorstellen.
Sehr schönes Foto! Gucky hat sicherlich einige Wünsche bis zum Heft 3000 geäußert 🙂
Und nein: ich frage nicht nochmal nach der Auflagenzahl 🙂
Galaktische Grüße vom Zeitreisenden!
Und? Wie lange hast Du auch gebraucht, um Dich anschließend davon zu erholen? 😀 😀 😀
Ächz. Ich bin noch dabei …
Was Deutsche und Österreicher trennt ist halt die gemeinsame Sprache. 😉
Ich hatte vorhin kurz überlegt Christian Montillon nach den Exzessen zu befragen. Aber wer ihn kennt, der weiß, dass Exzess und Montillon eher nicht zusammen gehören. 🙂
Was den Vormittag und Arbeit angeht – ganz deiner Meinung! Ich persönlich muss zu völlig unchristlichen Zeiten im Büro sein und meine Aufnahmefähigkeit bleibt regelmäßig mit der Motivation und Energie im Bett liegen…
Du hast ja keine Ahnung, was der Christian für ein Feier-Tier ist …
Ich glaube, ich schreibe ihm doch mal und verrate ihm diesen neuen tollen Spitznamen für ihn.