Seit einigen Tagen geht’s mir emotional so richtig schlecht. Warum das so ist, ist völlig irrelevant. Menschen sind nun mal nicht immer gleich gut drauf. Aufs und Abs kennzeichnen unser Leben und machen uns zu dem, was wir sind.
Der Autor in mir empfindet in Phasen, in denen ich emotional belastet bin, allerdings große Freude. Denn aus diesem Pool an widerstreitenden Gefühlen kann ich bei der Schreibarbeit schöpfen. Knoten lösen sich im Kopf, eine großartige Wurschtigkeit gegenüber Konventionen stellt sich ein. Ich schreibe viel direkter und löse mich aus meinem Regelwerk. Es ist mehr Aggression da, mehr Lust am Experimentieren, mehr Risikobereitschaft, mehr Direktheit.
Emotionen lassen sich unmittelbar aufs Schreiben umlegen. Einzelne Figuren dienen als Blitzableiter für das, was einen selbst grad beschäftigt. Meine Protagonisten erfahren höchstes Glück oder werden ganz tief in die Scheiße getunkt. Sie lieben, sie leiden, sie lachen.
Schreiben ist stets ein wenig autobiographisch. Was in einem Text steht, spiegelt bis zu einem gewissen Grad die Autorenpersönlichkeit wider. Bitte versteht mich nicht falsch: Meist haben die Inhalte der Manuskripte gar nix mehr mit dem zu tun, was man während der Schreibarbeit empfunden hat. Sie sind bloß das Resultat einer Mixtur an Gefühlen, die an guten und an schlechten Tagen an die Oberfläche gespült werden.
Ich glaube, wenn ich nur noch mechanisch schreiben würde, ohne dabei auf mein Innerstes zu setzen, müßte ich diesen Beruf aufgeben.
Komisch, ich bin dann gar nicht in der Stimmung oder Verfassung irgendwas zu Papier zu bringen. Ich muss locker und gelöst, richtig entspannt sein dafür.
Ich verstehe Dich sehr gut. Im Moment wäre ich auch lieber im Bett als anderswo. Aber immerhin kannst Du es positiv umleiten. Das ist auf jeden Fall gut.