Es gibt Augenblicke im Leben, da meint man, ins Bodenlose zu stürzen. Aller Halt geht verloren, niemand kann einem helfen. Man ist ganz alleine.
Der Tod eines nahen Menschen mag der Auslöser für eine derartige Krise sein. Oder die Kündigung, nachdem man jahrelang alles für die Firma gegeben hat. Eine Trennung. Eine unerfüllte Liebe …
Nein danke – ich will keine Beileidskundgebungen hören und erst recht keine Fragen, was denn wirklich hinter diesem Blogeintrag steckt. Aus einer Sinnkrise muß man sich selbst wieder zurück ins Leben wühlen, da hilft niemandes Mitgefühl.
Was mich persönlich grad so sehr trifft, ist diese innere Wut und das Gefühl der Hilflosigkeit, die sich mit der Arbeit so schwer vereinbaren lassen.
Ich hatte vor Jahren eine ähnlich beschissene Situation zu überstehen, damals, als mein Vater schwer erkrankt war und ich immer nur für kurze Zeit an seinem Krankenbett in der Akutabteilung bleiben durfte. Dann wurde ich von den behandelnden Ärzten wieder ins Wartezimmer geschickt – und mußte an einem PERRY RHODAN-Roman arbeiten, der einen dringenden Abgabetermin hatte. Du meine Güte, was hatte ich für einen Haß auf dieses Manuskript …
Ich eignete mir ein mehr oder weniger schizophrenes Verhalten an. Anders hätte ich diese Tage nicht überstanden. Da lag ein geliebter Mensch, der vermutlich sterben würde und der alle Zuneigung brauchte. Im Nebenzimmer wartete ein unfertiges Manuskript, in dem es um die Abenteuer einer fiktiven – und nebstbei unsterblichen – Figur ging. Ich mußte in diesen Tagen immer wieder einen Schalter umlegen, um nicht völlig durchzudrehen und diese beiden Welten tunlichst voneinander getrennt zu halten. (Ganz ist es mir übrigens nicht gelungen, der Roman gehörte sicherlich nicht zu meinen besten.)
Grad eben geht es mir aufgrund einer privaten/persönlichen Schieflage ähnlich – und ich versuche, einen gangbaren Weg bei der Schreibarbeit finden. Ich hab ein an und für sich sehr gelungenes Exposé vorliegen, das in meiner Situation allerdings wenig Sinn ergibt. Und dennoch gehört das Manuskript geschrieben.
Die Schreibarbeit funktioniert auch. Aber es kommt etwas völlig anderes raus als das, was ich ursprünglich geplant hatte. Eine eigentlich actionreiche Roman-Episode bekommt einen wehmütigen und traurigen Touch, der so nicht geplant war.
Ich hoffe jedenfalls, daß ich die Leser mit meiner Erzählung rühren und berühren kann. Denn das Schreiben spiegelt immer auch ein wenig das Leben wider – und es wirkt in mancherlei Hinsicht therapeutisch.
Die von dir geschildeten Dinge begründen ganz gut, weshalb ich niemals bei PR oder an einer sonstwie fremderdachten Geschichte schreiben könnte. Jetzt mal ganz unabhängig von meiner schreibtechnischen Qualität oder der anderer. Bin da wirklich lieber auf der anderen Seite des Flusses und lasse die Hosen runter, volle Kante. Muß man vielleicht ein bißchen Exhibitionist für sein, ich weiß. Aber dieses Gefühl, mit klopfendem Herzen eine Geschichte zusammenzutippen, eine Prise Angst obendrauf, das ist schon sehr befreiend.
Ein Autor fiktionaler Abenteuerlitatur allgemein muß mittlerweile schon SEHR gut oder zumindest emotionell schreiben, damit er mich packt. Da ist immer dieses Gefühl: Wenn der Autor mit seiner Geschichte schon nichts zu tun hat – was geht mich das dann an?
Vielleicht war genau deshalb Karl May so erfolgreich. Der hat in seinen Büchern wirklich seine Sehnsüchte ausgelebt, und das merkt man. Das gilt auch für Heinlein und sogar Scheer. Bei denen erklärt sich auch vieles über ihre Biographie.
Amen.
Ich wünsche dir viel Kraft, dass es dir bald wieder besser geht!
Ich kenne dieses Gefühl auch und wünsche Dir viel Glück und Kraft!