Es ist jedes Mal aufs Neue eine Qual für mich, ein fertiges PERRY-Manuskript abzugeben und dann tagelang auf das Urteil des Redakteurs warten zu müssen. Man könnte meinen, daß ich mich längst daran gewöhnt hätte – ist aber nicht so.
Es ist immer wieder dasselbe: Ich habe das Gefühl, einen guten Roman geschrieben zu haben – und dann kommt wie das Amen im Gebet die Rüge, daß ich nicht sauber genug gearbeitet hätte. Oder umgekehrt (ich nenne dieses Problem übrigens das Frick-Thurner-Dilemma): Ich schicke einen Text ein mit dem Gefühl, so richtig, richtig versagt zu haben – und bekomme ein begeistertes Daumen-Hoch-Mail.
Sprich: Ich kann mich auf mein Gefühl einfach nicht verlassen.
So war es auch beim PERRY RHODAN-Roman 2906, bei Das gestohlene Raumschiff.
Das Thema war eigentlich toll, weil ich mich viel durch Terrania City bewegen durfte und ich es grundsätzlich mag, Städte bzw. Welten auszugestalten. „World building“ ist eine der dankbarsten Aufgaben als SF-Autor.
Doch Terrania ist keinesfalls eine unbekannte Stadt. Sie ist schon ziemlich genau definiert, und dann gibt es noch diesen Text von Wim Vandemaan in PERRY RHODAN 2850, der für mich bei der Schreibarbeit relevant wurde und mich ein wenig einengte. Aber ich denke, daß ich diese Aufgabe einigermaßen zufriedenstellend gelöst habe.
Was die Arbeit an PERRY RHODAN 2906 so spannend machte, war die Perspektive. Ich hatte beschlossen, in einem Teil der Handlung sehr nahe an den Blickwinkel eines Kindes ranzugehen. Das ist natürlich heikel und kann durchaus peinlich werden, wenn man krampfhaft versucht, die Gedankenwelt eines Minderjährigen zu erfassen. Ich bin also nicht zu tief in den jungen Yeto Carell reingerutscht, sondern hab mich bemüht, eine gewisse Äquidistanz zu bewahren. Yeto kommt gewiß klüger rüber, als es ein Kind in seinem Alter sein dürfte – aber man nimmt es ihm (hoffentlich) doch ab, daß er mit seinen bitteren Lebenserfahrungen ein wenig reifer ist als Gleichaltrige.
Es gibt in PERRY RHODAN 2906 eine zweite Handlungsebene, in der ich mich mit der Arbeit zweier Agenten beschäftige. Da kam wieder mal ein ganz besonderes Phänomen zum Tragen, das jedermann kennt, der sich mit dem Schreiben beschäftigt. Es passiert nämlich immer wieder, daß sich Figuren selbständig machen und dem Autor mehr oder weniger diktieren, welche Rolle sie im Roman spielen möchten. Das kann für mich durchaus problematisch werden, weil ich’s in der Regel mit starken, störrischen und quertreiberischen Charakteren zu tun habe.
Paracel Fitzgerald ist so ein Fall. Ich liebe Typen wie ihn, muß aber stets darauf achten, daß sie nicht zu dominant werden. Paracel hat etwas von einem Anarchisten an sich, der sich nur ungern an die Regeln hält, die im Rahmen der Liga Freier Galaktiker gelten. Ich habe so das Gefühl, daß er das eng gespannte Korsett sprengen könnte, in das ihn seine Agententätigkeit zwängt …
Es gäbe noch einiges mehr über diesen Roman zu sagen. Zum Beispiel über die zeitlichen Verschneidungen bei den einzelnen Kapitel und über das „Wurstsemmel-Problem“. Aber ich belasse es mal bei den Andeutungen. Ich muß ja nicht alles verraten. 🙂
Ich bin schon sehr gespannt drauf, wie die p.t. Leserschaft den Roman beurteilt. Mir gefällt das Titelbild und mir gefallen die Themen, die ich ansprechen durfte. Nur bei meiner eigenen Leistung als Autor bin ich mir, wie gesagt, ein bißl unsicher. Deshalb freu ich mich umso mehr auf Leserreaktionen.
Ich habe den Roman vor wenigen Minuten zu Ende gelesen und war/bin total begeistert! Schon lange hat mich kein Perry Rhodan Roman mehr so von der ersten Zeile an in den Bann gezogen – die Atmosphäre hat mich einfach fasziniert, der bedächtige (passt das Wort?) Schreibstil hat total meinen Nerv getroffen …
Die Kapitel um Yeto Carell waren für mich die Highlights, was aber nicht heißen soll, dass die Seiten um Paracel und Ona qualitativ abgefallen wären …
Insbesondere die unaufgeregte Beschreibung von Terrania im Jahr 1551 NGZ fand ich klasse – viele schöne Details, „Schmankerl“ wie z. B. die Wurstsemmeln haben mich „mit der Zunge schmalzen lassen“ … So liebe ich meinen Perry, das war ein Roman zum Genießen!
Danke für dieses großartige Lob!
Ich bin mit diesem Zyklus nach langer Abstinenz mal wieder eingestiegen, und ich fand die Geschichte um den Jungen wirklich anrührend. Das ist mir bei Rhodan eigentlich noch nie passiert. Die Detektivgeschichte gefiel mir auch sehr. Für mich ist so ein Heft ein Grund, weiterzulesen.
Danke! So was freut mich riesig.
Schöne Grüße, Michael