Auf nach Epsal!

Manche Dinge lassen sich einfach nicht vorhersehen und schon gar nicht planen.
Im Frühsommer 2017 mailte ich Klaus N. Frick, daß ich derzeit nicht sonderlich viel zu tun hätte, und schon bald darauf hatte ich Mail in meinem virtuellen Briefkasten: „Ich würde gerne die Serie PERRY RHODAN Extra aus ihrem Winterschlaf holen. Was meinst Du dazu?“

Na, was werde ich schon gesagt haben? – Ich freue mich immer, wenn ich neue Dinge ausprobieren darf, und „Extra“ war neu für mich. Das Manuskript durfte/sollte um Einiges länger sein als ein Roman der PERRY RHODAN-Erstauflage, und es würde kein starres Konzept bzw. keine Exposé-Vorgabe geben.

Ich mailte Klaus eine Idee, die ich ihm schon letztes Jahr mal vorgestellt hatte, ein wenig verfeinert und ergänzt, und er erzählte mir von seinen Ideen.
So, wie ich das im Kopf hatte, durfte das Extra-Heft nämlich nicht werden. Einen ähnlichen Handlungsansatz gab es zur selben Zeit bei einem anderen PERRY-Projekt. Also zurück an den Start.
Wichtig war uns, daß Perry Rhodan in den Mittelpunkt gestellt werden, daß der Roman actionbetont sein und daß er leicht verständlich sein sollte. So, daß ein Zwischendurch-Leser bedenkenlos in der Trafik/am Kiosk zugreifen konnte und sich rasch zurechtfand. Und ach ja, die Altleser mußten sich natürlich auch angesprochen fühlen.
Ich werfe hier mal den Begriff eierlegenden Wollmilchgucky in die Runde, damit jedermann weiß, was wir beide gerne gehabt hätten.

prer16u001Ich glaube, es war Klausens Vorschlag, einen der bislang wenig beachteten Planeten im Perryversum in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen. Er nannte unter anderem Epsal.
Ich recherchierte ein wenig über diese Welt auf der perrypedia – und fand so gut wie nichts. Diese und jene Bedingungen herrschten dort vor, es gebe vier Kontinente und noch ein bißl mehr.
Ich wollte es nicht glauben. Da abenteuerten seit fast 2.900 Heften Epsaler durch die PERRY RHODAN-Handlung – und außer ein paar dürren Daten gab es nichts zu ihrer Heimat? – Also fragte ich Michael Thiesen, einen ausgewiesenen Kenner der Serie. Auch er konnte mir nicht weiterhelfen, und das heißt schon einiges.

Na schön. Ich machte mich an die Arbeit. Ich durchsuchte Personenregister nach bekannten Epsalern. Odin Goya, den ich kurz davor in der Handlung der Erstauflage hatte einführen dürfen, war eine logische Wahl, mit der ich mich rasch anfreunden konnte. Ich fand auch noch einen zweiten Epsaler, dessen Figurenzeichnung mich reizte und den ich in das entstehende Expo mit einbezog. Ein schon älteres Kaliber, dem ich nochmals eine Gelegenheit geben wollte, sich zu präsentieren.

Meine nächste Aufgabe war es, diese bekannte unbekannte Welt mit Leben zu erfüllen. Was bewegt die Epsaler, wie sehen die gesellschaftlichen Strukturen aus, was ist mit Flora und Fauna – und wie sind sie zu diesen massiven Fleischklöpsen geworden, als die wir Autoren sie immer wieder einsetzen? 1,60 Meter groß und 1,60 Meter breit – das ist schon ein wenig sonderbar.

Und damit bin ich schon beim nächsten entscheidenden Punkt meiner Geschichte: dem Mythos.
Der Mythos spielt eine bedeutende Rolle. Er soll dieses Gefühl des Unbekannten im Leser erwecken. Hier bekommt er etwas geliefert, das ihm neu ist und das das Perryversum um ein kleines Stückchen anreichert.

Im Laufe der Wochen schickten Klaus und ich Mails hin und her, so lange, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. (Hier muß ich einfügen, daß Klaus das bessere Gespür für eine gute Geschichte hat und mit der PERRY RHODAN-Historie viel länger vertraut ist als ich.) Nach seinem Okay konnte ich mit der Schreibarbeit loslegen. Die Länge fühlte sich ungewohnt an, aber ich freute mich darauf. Endlich, endlich würde ich keine Platzprobleme bekommen, wie ich sie in der Erstauflage immer wieder hatte.
Tscha, so kann man sich täuschen …
Epsal war nun mal wie ein leeres Blatt, das ich füllen mußte. Ich brauchte eine Welt, die man riechen und schmecken und ertasten konnte, und das erforderte zusätzliche Informationen. Bilder, die sich im Kopf des Lesers festsetzen sollten. Anfangs glaubte ich, ich könnte sparsam mit diesen Bildern umgeben, doch Klaus verlangte gerade diese Dinge in einer ersten Leseprobe, die ich ihm zugeschickt hatte. Ich arbeitete nach und kümmerte mich von da an verstärkt darum, Epsal er- und begreifbar zu machen.

Habe ich schon den Zeitdruck während der Arbeit erwähnt? Nein?
Die Idee zum PERRY RHODAN-Extra 16 wurde recht spontan geboren. Eigentlich schon fast zu spät, um das Heft rechtzeitig auf den Markt bringen zu können. Eine Veröffentlichung vor Weihnachten ist natürlich tausendmal besser als im Jänner oder im Feber. Also galt die Vorgabe: „Halt Dich ran, Michael, damit wir den Roman Ende November in die Trafiken bringen können!“
Ich hab mich rangehalten und praktisch ohne Pause geschrieben, in einem recht angenehmen Rhythmus. Der wurde vor allem dadurch erleichtert, daß ich kaum auf die Geschehnisse in der Erstauflage Rücksicht nehmen mußte.

Ungefähr zur Hälfte des Manuskripts wurde mir klar, daß die Fülle der Ideen einfach zu groß war. Ich mußte die Handlung vorantreiben und einige markante Wegpunkte weglassen, die ich mir in meinem Expo für Perry Rhodan ausgedacht hatte.
So etwas ist nicht leicht zu verdauen. Ich hatte ein Bild im Kopf, das nun nicht vollständig werden würde. Aber ich denke, daß die Geschichte doch recht rund geworden ist – und Epsal trotz allem mysteriös bleibt, so daß ich bei Gelegenheit wieder auf einige Themen, die die Welt betreffen, zurückgreifen kann.

Den Wegfall einer ganz besonderen Szene bedauere ich allerdings. Sie hätte zur Erklärung der Stimmung auf Epsal beigetragen. Aber sie war einfach nicht mehr unterzubringen. Ich habe den Platz, der mir zur Verfügung stand, bis aufs Äußerste ausgereizt.
Nun ja. Vielleicht werde ich diese Szene mal im Rahmen einer Kurzgeschichte skizzieren und mit zusätzlichen Ideen ergänzen.

Soll ich zum Abschluß meines Werkstattberichts ein ganz klein wenig spoilern? – Bitte sehr:
Erstens: Es mag ein wenig überraschend kommen, aber Dackel spielen auf Epsal eine recht bedeutende Rolle. Zweitens: Ein – leider schon verstorbener – alter Freund von Perry Rhodan bekommt seinen Platz in Die Phantome von Epsal. Daß ich ein wenig über ihn erzählen durfte, freut mich ganz besonders.

Jetzt bleibt mir nur noch, den Lesern viel Vergnügen beim Lesen zu wünschen. Epsal ist eine Reise wert, das verspreche ich.

14 Kommentare Gib deinen ab

  1. Angelika sagt:

    Hallo, MIchael!
    Ja, DAS Problem mit der Länge habe ich auch gerade für mich gelöst. Meinen Non-PR-Roman „Zeitbombe Erde“ werde ich nun endgültig als Serie anlegen. Sonst fallen einfach zu viele Elemente weg, die ich lieb gewonnen habe. Zum Glück kann ich das, da ich „ohne Zwang“ frei als e-Book veröffentliche.

    1. mmthurner sagt:

      Hört sich nach viel, viel, viel Arbeit an. 🙂

  2. Melanie sagt:

    Dackel? Im Ernst? Du weißt genau, dass das neugierig macht, oder? 😀
    Genauso wie der bereits verstorbene Freund von Perry Rhodan. 😉

    1. mmthurner sagt:

      Oje, das wollte ich nicht. Wirklich nicht. 🙂

      1. Melanie sagt:

        Schwer vorstellbar! 😉

  3. Hallo Michael,
    vielen Dank für diesen galaktisch spannenden Roman! Ich habe jetzt große Lust, nach Epsal zu fliegen 🙂
    Hier meine Rezension: https://volkerhoff.com/perry-rhodan-extra-nr-16/

    1. mmthurner sagt:

      Servus Volker, vielen Dank! Ich hab die Rezi schon auf FB und Twitter geteilt. Schöne Grüße, Michael

  4. Gerhard Hauer sagt:

    Wow. Echt gut gelungen.
    Die historische Tiefe der Rhodan Serie kommt da super durch. Aktuell gibt es Action, aber diese massive Vorgeschichte der Serie.
    Superbst umgesetzt.

    Bei Gelegenheit gern mal wieder.

  5. Tobias sagt:

    Im Extra 17 gehts dann bitte verstärkt um die Nochurna! Echt jetzt. Schon in der Gewitterschmiede – und dann sogar im eigenen Epsal-Roman bleibt das doch sehr vage. Gern aus Sicht von TenWafer, die hat noch Potenzial. Danke für den Roman, hab ihn sehr gern gelesen!

  6. Jennifer sagt:

    Hallo!
    Ich habe das Extra Nr. 16 gelesen und fand es wirklich richtig gut! Eine meiner tollsten Perry Rhodan- Erfahrungen derzeit.
    Ich habe eine Rezension auf YouTube online ( Kanal heißt Letters&Life)
    Danke für den schönen Beitrag.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. mmthurner sagt:

      Servus Jenny, und danke. Eine Rezension, die mir viel Freude macht. Und ja, Du hast meinen Namen völlig richtig ausgesprochen. 🙂

      Schöne Grüße

      Michael

  7. BennyR sagt:

    Ich muss gestehen, dass ich vom Ende der Geschichte ein wenig enttäuscht war: Perry Rhodan-Geschichten sind bekannt dafür, dass sie aktuelles Zeitgeschehen reflektieren. Insofern hat es mich gefreut, dass die ganze Thematik „Attentat — Militär übernimmt — umfassende Überwachung, eingeschränkte Pressefreiheit etc.“ ein wichtiges Element war. Am Ende allerdings spielte das überhaupt keine Rolle mehr. Die Generalin Sankaji war auf einmal die Gute, nur weil sie nicht auch noch am Drogenschmuggel beteiligt war.
    Auch hätte ich gerne gewusst, warum Simlov die Gruppe (mit schlechter Ausrüstung) betrogen hat und ob Perry sich hinterher „revanchiert“ hat…

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