Fast auf den Tag genau vor 57 Jahren (27. April 1952) war in der Arbeiter Zeitung ein Beitrag über den Überfall in der Wohnung eines Wiener Juweliers am Tag zuvor zu lesen gewesen. Ähnliche Artikel fanden sich auch in den anderen damaligen Tageszeitungen.
Der Tag war insofern markant, als zur selben Zeit die bekannteste Glocke des Wiener Stephansdoms, die Pummerin, quer durch Wien transportiert wurde. Die Pummerin war in den letzten Kriegstagen 1945 beim Brand des Stephansdoms am Boden zerschellt. Nun, sieben Jahre danach, wurde die neu gegossene Glocke auf einem offenen Wagen quer durch Wien geführt, um der Bevölkerung des von den alliierten Mächten besetzten Wien und Österreich zu zeigen, daß es wieder aufwärts ging.
Die Pummerin wurde durch die nahe Mariahilfer Straße Richtung Innenstadt transportiert. Menschenmassen säumten den Weg und jubelten dem Transport zu. Die symbolische Wirkung der Rückkehr der Glocke (Teile des Gusses stammten von der alten, 1711 gegossenen Glocke, die wiederum aus zurückgelassenen Kanonen der Osmanen nach der zweiten Türkenbelagerung 1683 gefertigt worden war) kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Während des Transports waren die Häuser ringsum an diesem 26. April 1952 menschenleer – und diesen Umstand machten sich die Einbrecher zunutze. Ein wenig anders als im Artikel dargestellt, überredeten sie das Dienstmädchen, sie in die Wohnung reinzulassen, hieben ihr mit einem Totschläger über den Hinterkopf und zwangen die blutende Frau mit vorgehaltener Pistole, ihnen zu sagen, wo Schmuck und Bargeld versteckt waren.
Sie konnten mit der Beute flüchten, wurden aber einige Tage später identifiziert und festgenommen. Das Bargeld war weg, der Großteil des Schmucks wurde sichergestellt. Die Täter hatten ihn im Wienerwald vergraben, um ihn irgendwann später wieder hervorholen zu können.
Das im Artikel genannte „kleine Kind“ war meine Mutter. Während ihre Eltern/meine Großeltern den Tag im Gartenhaus verbracht hatten, mußte sie wegen einer Krankheit das Bett hüten und das Verbrechen miterleben. Sie hat den Überfall bemerkenswert gut weggesteckt. Geblieben sind ein paar verblichene Zeitungsausschnitte und familiäre Erinnerungen …
….kleiner Tippfehler…vor 67 Jahren
Richtig, danke. Ich kann’s aber nicht ausbessern. Damit würde ich meine Mutter auf einen Schlag um zehn Jahre älter machen. 🙂