Das heurige Jahr ist aus mehrerlei Hinsicht ein besonderes für die Macher von PERRY RHODAN. Es gab den dreitausendsten Roman der Erstauflage zu feiern und in wenigen Tagen erscheint Jubiläumsband 200 der „kleinen“ Schwesternserie PERRY RHODAN NEO. Dazu kommen Bücher, Miniserien und E-Book-Projekte.
Ich hatte Gelegenheit, via Mail ein Interview mit Chefredakteur Klaus N. Frick zu führen.
F: Klaus, der Trubel seit Erscheinen von PERRY RHODAN Band 3000 hat sich mittlerweile gelegt. Wie ist Dein Resümee zur dazugehörigen Pressearbeit? Kannst Du bereits abschätzen, ob eure Anstrengungen, das Medieninteresse zu wecken, erfolgreich waren?
Klaus N. Frick: Die Pressearbeit war absolut erfolgreich – wir haben selten so viele Reaktionen erlebt. Praktisch jede Tages- und Wochenzeitung im deutschsprachigen Raum hat über uns berichtet, dazu zahlreiche Radio- und Fernsehsender mit teilweise sehr umfangreichen Berichten. In meiner Wahrnehmung hat es sich absolut ausbezahlt. Ob sich das Interesse der Medien in einer höheren Auflage niederschlägt, kann man allerdings nicht gleich messen – sicher ist, dass unsere Serie dadurch wieder einmal einen Schub erhalten hat.
F: Es ist ja nicht nur die Pressearbeit, die PERRY RHODAN im Frühjahr 2019 besonders gut sichtbar macht. So viele unterschiedliche Projekte sind glaub ich noch nie in so kurzer Zeit an den Start gegangen. Das Buch »PERRY RHODAN – das größte Abenteuer« von Andreas Eschbach, die »SOL«-Miniserie, die »Dunkelwelten«-Trilogie, die sechs E-Book-Kurzromane um »Die verlorenen Jahrhunderte«, die Band 3000 der Erstauflage einrahmen …
War das denn alles strategisch geplant, oder ist das »passiert«, weil die Zeit reif dafür war?
Klaus N. Frick: Dass Andreas Eschbachs Roman genau zu dieser Zeit erscheint, war natürlich geplant, ebenso waren die Kurzromane geplant. Und als wir mit Bastei-Lübbe über Taschenbücher sprachen und mit unserer Geschäftsführung eine neue Miniserie diskutierten, hatten wir den Band 3000 und alles »Drumherum« sehr gut im Blick. Das wurde tatsächlich alles strategisch geplant – und klar, die Zeit war reif. Beides musste zusammenspielen: Ohne die Welle durch Band 3000 hätten wir manches nicht geschafft.
F: Ist jetzt mal für eine Weile Ruhe, oder gibt’s Pläne, das Interesse an PERRY RHODAN mit weiteren Projekten hochzuhalten? Sind weitere Einzelbücher, Miniserien oder Buchserien in Vorbereitung/Planung?
Klaus N. Frick: Von Ruhe kann erst einmal nicht gesprochen werden; wir sind bis Ende des Jahres mit den bisherigen Projekten ausgelastet. Zudem müssen immer noch Texte als E-Books veröffentlicht werden – ich sage nur »Kosmos-Chroniken« und »Autorenbibliothek« –, wir wollen mit Print On Demand weitermachen, und wir arbeiten an neuen Geheimprojekten … Weitere Themen für Ende 2019 und Anfang 2020 sind in Vorbereitung. Wie wir was schaffen, kann ich noch nicht sagen.
F: Du und Deine Mitarbeiter, ihr habt in den letzten Jahren großartiges Fingerspitzengefühl bewiesen. Ihr habt technische Entwicklungen und das Leseverhalten vorausgesehen und zeitgerecht reagiert. Hörbuchausgaben und E-Books erscheinen heutzutage parallel zu den Heftromanen, und das mit beachtlichem Erfolg. Siehst Du denn in naher Zukunft weitere technische Umwälzungen und Herausforderungen auf den PERRY-Verlag zukommen?
Klaus N. Frick: Ich bin sicher, dass Entwicklungen auf uns zukommen, die wir noch gar nicht absehen können. Keiner kann sich so richtig vorstellen, wie es mit den VR-Masken oder der »Augmented«-Geschichte weitergeht, also mit den Entwicklungen im digitalen Bereich. Sicher aber wird man in zehn Jahren andere Medien benutzen als heute. Ob und wie man dann noch liest, kann ich nicht sagen. Ich schaue mir das alles an, sofern ich es kann, lese Fachzeitschriften für den Literaturbetrieb, habe Technik-Newsletter abonniert, und ich hoffe, dass wir rechtzeitig die richtigen Weichen stellen können. Es kommen auf jeden Fall neue Herausforderungen auf uns zu, auf Autoren und Verlagsleute.
F: Ein weiterer Höhepunkt für den Verlag steht im Frühsommer bevor: PERRY RHODAN NEO, die Neuinterpretation der PERRY-Saga, steuert auf Band 200 zu. Gerüchteweise laufen bereits Planungen, die in Richtung Band 250 zielen. Was macht denn in Deinen Augen den Erfolg von NEO aus?
Klaus N. Frick: Der Erfolg von PERRY RHODAN NEO ist meiner Ansicht nach derselbe wie der von PERRY RHODAN – es ist eine Science-Fiction-Geschichte, die den Lesern immer wieder neue Geschichten in einem Kosmos liefert, den sie kennen und mögen. Man taucht immer tiefer in ein Universum ein, das sich vor dem Leser gewissermaßen entblättert. Dass wir heute mit neuen Autorinnen und Autoren einen frischeren Stil pflegen, trägt sicher dazu bei, dass wir auch andere Leser ansprechen können. Man muss aber klar sagen: Ohne die E-Books gäbe es die Serie nicht mehr.
F: Kritiken zu »PERRY RHODAN – Das größte Abenteuer« von Andreas Eschbach fallen hymnisch aus. Ich glaube, da ist euch ein ganz, ganz großer Wurf gelungen.
Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Bestseller-Autor (und deklarierten PERRY-Fan) Andreas Eschbach denn vorstellen? Hast Du ihm freie Hand beim Schreiben gelassen? Wie sehr waren die Expokraten und Du in Andreas’ Arbeit mit eingebunden?
Klaus N. Frick: Ganz klare Aussage – der große Wurf ist hier den Kolleginnen und Kollegen bei Fischer TOR gelungen, nicht uns. Natürlich profitieren wir ebenfalls von dem großen Erfolg für das Buch. Andreas hatte im Wesentlichen eine sehr freie Hand beim Schreiben. Wir sprachen uns im Vorfeld über das Exposé ab, wir kommunizierten zwischendurch, und am Ende las ich das Manuskript auch durch. Aber das ist sein Werk, und wir haben daran nur einen sehr geringen Anteil.
F: Rund um das große 3000er-Jubiläum der Erstauflage habe ich bei vielen Fans eine große Erwartungshaltung und Vorfreude bemerkt. Auch ich war extrem neugierig auf das, was der neue Zyklus bieten würde. Wie ist das denn bei Dir? Bist Du immer noch Fan und freust Dich über unerwartete Wendungen oder ungewöhnliche Geschichten? Kannst Du das Lesen der Manuskripte denn auch genießen?
Klaus N. Frick: Ich bin insofern immer noch Fan, dass ich mich nach wie vor freuen kann, wenn mir Manuskripte wirklich gut gefallen. Wahrscheinlich bin ich deshalb dann so sauer, wenn meiner Ansicht nach ein Autor keine optimale Leistung geliefert hat. Da bricht dann der enttäuschte Fan in mir durch. Klar habe ich mir mein Fan-Dasein durch die Arbeit ein wenig verdorben, aber die eigentliche Arbeit an den Romanen, Exposés und Texten macht mir immer noch Freude.
F: Bei Bastei wird ebenfalls gefeiert: Am 19. März kam Band 500 der Serie MADDRAX in die Kioske/Trafiken. Ein großartiger Erfolg für eine nach dem Jahr 2000 etablierte Heftromanserie.
Wie siehst Du den Erfolg von MADDRAX? Liest Du ab und zu mit? Verfolgst Du, was die »Konkurrenz« macht, tauschen sich die Redakteure (Mike Schönenbröcher bei Bastei und Du) untereinander aus?
Klaus N. Frick: Ich finde MADDRAX ziemlich klasse. Das kann ich sagen, ohne viele Romane gelesen zu haben. Am Anfang las ich die ersten zehn, zwölf Romane komplett, seither schaue ich nur noch hinein, lese ab und zu mal einen Roman an und versuche, mich auf dem Laufenden zu halten. Ich verfolge mit großem Interesse, was Mike Schönenbröcher und die Autoren machen. Nicht alles gefällt mir, aber mich fasziniert, wie der anfangs eigentlich sehr kleine Kosmos immer weiter gewachsen ist. Den Erfolg finde ich beeindruckend, und ich wünsche den Kollegen bei Bastei weiterhin das bisherige Durchhaltevermögen.
Als langjähriger Rhodanleser hatte ich schon oft von Maddrax gehört. Aber ich habe es bis vor kurzem nie gelesen, es gab mal auf Amazon einige spätere Romane umsonst als eBook, die waren nicht schlecht, aber ich kam nicht rein. Das Problem von Maddrax ist die nicht annährend so gute Digitalisierung, hier ist Perry Rhodan vorbildlich und weit voraus. Die ersten Maddrax Romane von Band 1 an legal kaufen war mir bislang nicht möglich, ich habe sie nirgends gefunden. Warum dann vielleicht nicht erstklassige, aber sehr gute EPUB-Versionen davon im mehr oder minder illegal im Netz herumgeistern, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Gerade bei Maddrax halte ich die ersten Bände für den Einstieg wichtig, bei PR kann man bei vielen runden 100er Bänden auch sehr gut einsteigen. Band 1 PR ist wirklich schon mehr als grau, Maddrax erschien um das Jahr 2000, das geht schon eher. Die Maddrax-Romane eines gewissen MMT habe ich leider noch nicht lesen können, aber seine PR Romane sind ja ganz erträglich. Er läuft immer bei Mordaktionen zur Bestform aus, eine besorgniserregende Eigenschaft! Aber egal, was ich eigentlich schon die ganze Zeit sagen wollte: Klaus N. Frick sollte in der Öffentlichkeit ausschließlich mit einem Hemd oder Anzug in der Farbe Rhodanblau auftreten.
Was MADDRAX betrifft, so sind meines Wissens die Romane ab Band 250 digitalisiert und jederzeit als e-Book erhältlich. Die früheren Romane ab der Nummer 1 werden soeben in Dreierbänden wiederveröffentlicht. Hier gibt es zum Beispiel den Omnibus mit Heft 1 – 3, bei der Romantruhe sollten auch die späteren Sammelbände noch vorrätig sein. Und das um gutes Geld. https://www.romantruhe.de/serien/science-fiction/maddrax/sammelband/maddrax-sammelband-1001-16307
Die Piraterie im Netz und die illegale Verfügbarkeit von Romanen ist ein ganz ein eigenes Thema, mit der nun wirklich jeder Autor zu kämpfen hat. Leider
Was meine „Mordlust“ betrifft, so hab ich’s schon gern ein wenig „härter“ als manche Kollegen. Aber ich töte meine Figuren nicht um des Tötens willen. Ich mag ein wenig Tragik in meinen Manuskripten, oder, genereller gesagt, stelle ich gerne das Emotionale in den Vordergrund und mach mir ab und an Gedanken um den Sinn des Lebens. Um die ganz große Frage: Was ist Leben?
Wie Klaus in der Öffentlichkeit auftritt – darauf hab ich nun wirklich keinen Einfluß. 🙂 Aber ich finde, daß er extrem gut auftritt.
Schöne Grüße
Michael