Schwangerschaft und Schriftstellerei – Ein persönlicher Bericht

Marlene von Hagen kenne ich seit einigen Jahren. Sie war oft und gern gesehener Gast bei meinen Schreibcamps – und sie hat eine beachtliche Wandlung als Autorin durchgemacht. Ihr beim Rabenwald-Verlag erschienenes Buch Die Schicksalsknüpferin kann ich nur jedermann empfehlen, der sich für spannende, ungewöhnliche Fantasy interessiert. Außerdem habe ich gemeinsam mit ihr den PERRY RHODAN-Band 3026 geschrieben: Atlan und die Kristallsklaven. Und natürlich hat Marlene auch eine eigene Homepage, auf der sie über ihre Projekte erzählt.

Hier ist ihr Bericht zu einem ganz besonders erfreulichen Ereignis – und wie sich das auf ihr Autorenleben auswirkt.

 

Wenn sich ein Kind ankündigt, verändert sich das Leben einer Frau. Für manche schlagartig, für andere schleichend. Jede Schwangerschaft verläuft anders und ich kann euch nur von meiner berichten.

Eine ständige Müdigkeit und Schlappheit überfiel mich von Beginn an – nicht nur einem der heißesten Sommer seit Jahren geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass in mir neues Leben heranwuchs und noch immer wächst. Was hat dies nun mit dem Schreiben zu tun?

Wie manch andere/r Autor/in sehe ich die Figuren in meinen Geschichten als meine Kinder an. Sie sind Schöpfungen meiner Fantasie. Es war ein glücklicher Umstand (oder Schicksal?), dass ich genau dann eine völlig neue Rasse in das Perry Rhodan Universum einführen durfte, als auch in mir etwas ganz Neues entstand. Ein Mensch, der täglich reift und wächst und dessen Weg ich eine Weile begleiten darf – wie die Figur Trubarg aus dem Volk der Nukazani.

Als ich auf der CCXP in Köln eine Lesung halten durfte, freute ich mich einerseits darauf, es war aber andererseits furchtbar anstrengend. Der Hin- und der Rückflug hatten Verspätung, im Freien hatte es eine Hitze von 35 Grad. Das kostete mich mehr Kraft als sonst. Nicht nur das traditionelle Kölsch musste ich in jedem Gasthaus ablehnen, auch sonst war es äußerst schwierig, Essen zu finden, das ich vertrug. Abgepackte Salate und Fastfood, wie es sie auf der Con gab, musste ich meiden. Leichte Übelkeit und Kreislaufschwäche waren meine ständigen Begleiter. Großes Sightseeing in Köln war demnach nicht angesagt und auch kurz vor der Lesung musste ich mich hinlegen, da mir wieder einmal übel war.

Ich hatte große Angst, während der Lesung umzukippen – die übrigens im Stehen stattfand – aber zum Glück sorgte das Adrenalin der Aufregung dafür, dass ich standhaft blieb. Zur Sicherheit verlangte ich trotzdem nach dem Headset anstatt des Mikrofons, damit ich mich notfalls hinsetzen konnte. Für mich war danach klar, dass ich nur mehr wenig verreisen würde und mich auch mit Lesungen zurückhalten musste. Bücher zu Veranstaltungen zu transportieren – ohne Auto – war außerdem jedes Mal eine Herausforderung. Auch das musste ich mit der Zeit einstellen.

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Gemeinsame Lesung bei books4life

Letztendlich fand nur noch eine gemeinsame Lesung mit Michael Marcus Thurner in Wien statt. Bei Books4Life zu unserem gemeinsam geschriebenen Perry Rhodan – Band 3026 und aus meinem Buch: »Die Schicksalsknüpferin – Das Blaue Amulett« (Rabenwald Verlag). Zu diesem Zeitpunkt wollte ich noch nichts von meiner Schwangerschaft bekanntgeben. Somit hieß es, weite Kleidung anzuziehen und zu hoffen, dass sich niemand darüber wunderte, warum ich auf einem normalen Stuhl und nicht wie mein Kollege auf einem Hochstuhl saß oder stand.

Es gelang mir. Und ich hatte auch das Glück, dass mir jemand den Koffer mit meinen Büchern quer durch Wien schleppte. Alles Dinge, die es zu bedenken und zu organisieren gab!

Wohlweislich hatte ich schon frühzeitig eine andere Lesungsmöglichkeit durch den Verlag in Deutschland abgesagt – in einer Buchhandlung, wo andere AutorInnen sehnsüchtig darauf warten, lesen zu dürfen. Aber ich musste Abstriche machen. Ebenso erging es mir mit meiner letzten geplanten Reise nach Frankfurt zum BuCon. Ich war wirklich sehr traurig darüber, dass ich diesen Conbesuch absagen musste, aber es sprach zu viel dagegen. Ich war nicht nur mit einem möglichen Fluganbieterstreik konfrontiert, sondern auch mit ersten leichten »Übungswehen« und Krämpfen, die unvorhersehbar über mich hereinbrachen.
Unvorhersehbar ist sowieso alles, was in einer Schwangerschaft passiert. Und auch, was nach der Geburt meines Kindes passieren wird.

Da Schreiben nur mein Nebenberuf ist und ich noch immer in meinem Hauptberuf arbeite, blieb mir kaum Zeit und Kraft mich an meine Texte zu setzen. Wo einst Lesungen und Messebesuche im Terminkalender Vorrang hatten, standen nun Untersuchungen, Vorträge und Besorgungen für das Kind auf dem Tagesplan. Dazwischen brauchte ich viel Schlaf und Ruhe. Die Schwangerschaft fühlte sich demnach wie ein Fulltimejob an.

Wäre Schreiben mein Hauptberuf, wäre natürlich alles etwas anders verlaufen. Aber zwei Jobs und eine Schwangerschaft – das ging für mich einfach nicht (mehr). Trotz der liebevollen Unterstützung, die ich daheim erhielt. Andere schaffen das vielleicht, denn nicht jede Schwangere wird von Müdigkeit so erschlagen, wie es bei mir der Fall war.

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Marlene bei einem meiner Schreibcamps

Wie geht es nun weiter?: Durch Zuverdienstgrenzen beim österreichischen Kinderbetreuungsgeld bin ich nächstes Jahr daran gebunden, mit dem Nebenverdienst aufzupassen. Daher werde ich zwar die Zeit nutzen, an meinen Geschichten zu schreiben, aber kaum etwas veröffentlichen können. Ich kann es zu diesem Zeitpunkt aber  noch nicht mit Sicherheit sagen.

Alles, was ich mir die letzten Jahre als Autorin aufgebaut habe, steht nun scheinbar still. Lesungen werden abgesagt, da ich nicht mit Kind und einem Koffer voll Bücher herumreisen kann. Es wird ruhiger in den sozialen Medien. Jedoch: Alles hat seine Zeit und wird auch wieder kommen. Nur jetzt ist es erstmal Zeit, Mutter zu werden und das zu genießen, was mich 2020 erwartet. Die sicherlich schönste Aufgabe meines Lebens!

 

Das Coverbild ist @Marlene von Hagen

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