Der heutige Gastbeitrag stammt von Tanja Bruske-Guth, die auch als Lucy Guth als Autorin aktiv ist. Tanja habe ich als höchst aktive, immer freundliche und gut aufgelegte Schriftstellerin beim ersten Eggenburger Schreibcamp (2018) kennengelernt. Und prompt wurde sie mit ihrer historischen Kurzgeschichte zur „Eggenburger Stadtschreiberin gekürt. Seit einiger Zeit schreibt sie auch für PERRY RHODAN Neo.
Mehr zu Tanjas Wirken, unter anderem auch zu ihrer neuen Fantasy-Reihe und ihren historischen sowie regional verortbaren Büchern, gibt es auf Tanjas Homepage
Seitdem ich für PERRY RHODAN Neo schreiben darf, erlebe ich eine ganz andere Form von Wahrnehmung. Nicht, dass ich vorher nicht auch schon eine gewisse Form von Anerkennung bekommen habe. Anfangs meist milde lächelnd („Ach, Du hast ein Buch geschrieben, wie schön – so ’nen Liebesroman, hm …?“).
Mit der zunehmenden Anzahl der Bücher steigerte sich die Reaktion in erstaunt-ungläubig („Was? Fünf Romane schon? Leben kann man davon aber nicht, oder? Ist wahrscheinlich ein nettes Taschengeld. Bekomme ich einen signierten Roman geschenkt, wir kennen uns doch schon so lange …?“).
Erwähnte ich, dass ich auch für Bastei an einer Heftromanserie mitschreibe, waren die Reaktionen gemischt – „Maddrax“ ist Genreliteratur, das kennt nicht jeder. Außerdem wusste man offenbar oft nicht recht, ob es ehrenrührig ist, „Groschenromane“ zu schreiben, aber immerhin ist Bastei ein „richtiger“ Verlag. Hier gilt das Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“. Der Mainbook-Verlag ist eben nicht groß und nicht so bekannt, deswegen geht man automatisch davon aus, dass es kein „richtiger“ Verlag sein kann. Obwohl er das ist, und auch noch ein sehr guter mit einem fairen und tollen Verleger!
Seitdem ich mit stolzgeschwellter Brust sagen kann, dass ich für PERRY RHODAN Neo schreibe, sind die Reaktionen ganz anders. Den Namen der größten Science-Fiction-Serie Deutschlands hat irgendwie jeder schon mal gehört: „Das habe ich früher auch gelesen“ – „Mein Schwager sammelt die Silberbände“ – „Ach, das gibt’s immer noch?“ Die Resonanz ist meist sehr positiv.

Übrigens musste ich erst mal verdauen, dass ich nun eine ganz neue Aufmerksamkeit erfahre. „Du hast ein komisches Päckchen bekommen“, sagte mein Mann ein paar Tage, nachdem mein erster, zusammen mit Michelle Stern verfasster Neo erschienen war. Zu unserem großen Erstaunen entpuppte sich das Päckchen als Fanpost: Zwei Romane mit der Bitte, sie zu signieren und zurückzusenden, dazu ein sehr netter Brief. Ich war hin und weg. Und es blieb nicht bei diesem einen Paket. Ich will nicht behaupten, dass ich mit Fanpost zugeschüttet werde, aber es trudeln doch hin und wieder diese „komischen Päckchen“ ein, und ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind darüber.
Ein weiteres Aha-Erlebnis hatte ich auf dem BuCon in Dreieich. Ich stand mit Michael Marcus Thurner im Foyer und plauderte. Plötzlich kam ein junger Mann mit gezücktem Stift auf uns zu. „Kann ich ein Autogramm haben?“ Ich trat einen Schritt zur Seite, denn ich dachte, er spricht mit Michael. Aber nein: Er redete mit mir! Jemand hatte mich einfach so erkannt (mein Namensschild steckte noch in meiner Tasche) und wollte tatsächlich ein Autogramm von mir. (Ich gebe zu: Von Michael hatte er schon eins, wie sich dann herausstellte. Das schmälerte mein Hochgefühl kein bisschen, und wenn ich die Geschichte auf Familienfeiern erzähle, lasse ich dieses Detail weg.) Das Spiel wiederholte sich sogar noch ein paar Mal. Ich fühlte mich wie J.K.Rowling.
Solche positiven Erfahrungen verändern die Selbstwahrnehmung. Wenn mich früher jemand fragte, was ich beruflich mache, sagte ich (wahrheitsgemäß): „Ich bin Redakteurin bei einer Tageszeitung. Und nebenher schreibe ich Romane.“ Auf die selbe Frage antworte ich heute: „Ich bin Autorin und Redakteurin.“ Beide „Schreibjobs“ stehen jetzt gleichwertig nebeneinander, und das macht mich zu einer ziemlich glücklichen Person – denn ich darf mit dem, was ich am allerliebsten mache, mein Geld verdienen.
Ich stehe meinen eigenen Projekten jetzt viel selbstbewusster gegenüber. Ich hatte meist etwas Hemmungen, was Eigenwerbung angeht (obwohl das als unbekannter Autor natürlich eher tödlich ist). Meine neue Fantasy-Serie Schlüssel der Zeit bewerbe ich offensiver, spreche Menschen darauf an, wenn ich denke, dass für sie eine Lesung oder ähnliches interessant sein könnte. Und ich bekomme viele schöne Rückmeldungen deswegen.
Übrigens hat sich die Art, wie mit mir als Autorin umgegangen wird, auch im familiären Rahmen geändert. Früher war meine Mutter, die für meine historischen und Fantasy-Romane stets als Testleserin herhalten muss, sehr geduldig, was meine Arbeit angeht. Sie ist allerdings langjährige PERRY RHODAN Leserin und liest auch von Anfang an Neo. Was zur Folge hat, dass sie regelmäßig versucht, Spoiler aus mir herauszukitzeln. Wer taucht wieder auf, wer stirbt, was passiert mit Raumschiff A, wann geht es mit Handlungsstrang B weiter …? Ich verrate nix. Aus großer Macht folgt große Verantwortung, nicht wahr? Gnihihi …
Neulich erwähnte ich in einem frustrierten Facebook-Post, dass ich seit Stunden verzweifelt versuchte, eine Hauptperson des aktuellen Romans zu meucheln (was nicht gelang, weil ich ständig beim Schreiben unterbrochen wurde, aber das ist eine andere Geschichte …). Kurz darauf stürmte meine Mutter in unser Wohnzimmer: „Du wirst doch nicht etwa den Gucky umbringen?“
Obwohl ich ihr versicherte, das meine Mordgedanken einem anderen galten, blieb sie misstrauisch. Ich glaube, wenn ich tatsächlich Hand an eine ihrer Lieblingsfiguren legen würde, werde ich enterbt.
Ich wollte auch immer schreiben, aber viele haben mir gesagt, dass man vom schreiben nicht Leben kann. Danach habe ich es sein gelassen. Heute bereue ich es. Aber jetzt blogge ich. Das ist auch schön.
LG
Miss Katherine White
Work – Life – Balance
http://WWW.miss-katherine-White.com