Warnung: Hier wird ein wenig zum Roman gespoilert!
Zuallererst ist da das Titelbild, für das ich mich ganz artig bei Dirk Schulz bedanken möchte. Ich finde es großartig. Als ich es bekommen habe, habe ich Teile der dazugehörigen Situation im Roman nochmals angepasst. Ich wollte, daß die Szene, die auf dem beeindruckenden Cover dargestellt wird, eine deutlichere Entsprechung im Text bekommt.
Die Arbeit am Roman selbst war nicht ganz einfach, und wer meine Kommentare zu früheren PERRY-Romanen von mir kennt, weiß, daß ich selten mit meinen Manuskripten zufrieden bin. Ich hatte auch mit Band 3055 so meine Probleme. Die lassen sich im Prinzip auf einen Punkt reduzieren: Ich hatte zu wenig Platz, um all das unterzukriegen, was ich gerne schreiben wollte. Aus diesem Manuskript hätte sich problemlos ein Zweiteiler machen lassen, und die Trennung der beiden Geschichten hätte sich wie von selbst ergeben. Der erste Teil hätte die Abenteuer an Bord der RAS TSCHUBAI behandelt, der zweite die Geschehnisse auf der neuen Welt der VECU.
Welcher Autor hat schon mal die Gelegenheit, das Schicksal einer Superintelligenz nachzuzeichnen? Ich war unglaublich stolz auf dieses Privileg – und habe im Nachhinein das Gefühl, daß ich mich viel zu wenig um die VECU kümmern konnte. Ich wollte ihr neues Rückzugsgebiet beschreiben. Ihr Hilfsvolk. Die fantastische Geschichte, die diese Wesen mitzuerzählen hatten. Ihre Welt fühl- und erlebbar machen …
Aber ich hatte davor schon sehr viel über die Geschehnisse auf der RAS TSCHUBAI zu sagen. Mir war es wichtig, den Handlungspersonen und im besonderen Onker Dou Raum zu geben.
Diese Figur war mir wichtig. Dou ist sperrig. Kühl. Gehemmt. Gefangen in seinen Konventionen. Und so unsympathisch er manchmal auch wirken mag: Was immer er macht – er tut es, um die RAS TSCHUBAI und deren Besatzung zu schützen. Er ist einer von vielen tausend Spezialisten an Bord des riesigen Schiffs, hat Kompetenz, ist ein wichtiger Baustein im internen Gefüge. Solche Leute müssen – und dürfen – keine strahlenden Optimisten sein, die überall nur Glückseligkeit verbreiten. Wer für Sicherheitsfragen zuständig ist, muss misstrauisch, ja, fast neurotisch sein.
Eine Nebenfigur, die mir ebenfalls viel Freude bereitete, war der Posbi Gustav. In letzter Zeit beschäftige ich mich mehr oder weniger intensiv mit den Fragen, die die beiden PERRY-Expokraten Christian Montillon und Wim Vandemaan in diesem Zyklus en passant ansprechen: Was ist Leben? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit robotisch-biopositronischen Wesen, zu denen ja neuerdings auch die Zain-Konstrukte zählen? Wie geht man mit ihnen um?
In Band 3055 war es mir wichtig, auch mal kritische Töne zu diesem Thema anzusprechen. Wirken die Terraner denn auf die Posbis sympathisch? Fühlen diese sich denn nicht ab und zu ausgenutzt? Schließlich haben sie den Karren, den die Menschen mehr als einmal den Schlamm gefahren haben, immer wieder herausgezogen, ohne viel Dank dafür erhalten zu haben.
Auch wenn dieses Topos in der Geschichte des Bandes nur eine untergeordnete Rolle spielte, mochte ich Gustavs Auftritt sehr. Und an dieser Stelle verrate ich gleich mal ein kleines Geheimnis: Ich bekomme eine weitere Möglichkeit, mich um Gustav zu kümmern. Darauf freu ich mich riesig.
Um es nochmals zusammen zu fassen: Das Zusammenspiel meiner Figuren hat für mich sehr gut funktioniert. Auch die Geschichte, die ich zu erzählen hatte, mochte ich an und für sich. Aber um richtig mit meiner Arbeit zufrieden sein zu können, fehlte mir der Platz. Oder, andersrum gesagt: Ich sollte endlich mal dafür sorgen, daß meine Figuren rascher auf den Punkt kommen und nicht so viel schwafeln.
Ein Interview zu Band 3055 findet sich auch hier:
https://www.proc.org/acht-fragen-an-michael-marcus-thurner-zu-seinem-band-3055/