Ich bin vor einigen Wochen kurzerhand weggefahren, hab alles hinter mir zurückgelassen und erst einmal ausprobiert, wie das so ist, wenn man sich mit dem Motorrad in der Weltgegend herumtreibt und gleichzeitig arbeiten muß.
Corona hat meine Reiseroute bestimmt. Eigentlich wollte ich nach Schottland, aber diese Pläne wurden durch einige Grenzhemmnisse zerschossen. Also habe ich meine Pläne von einem Tag auf den nächsten umgeschmissen und hab den hohen Norden anvisiert. Es gab da auch eine Scharte auszuwetzen …
Irgendwann in den Achtzigern war ich bereits einmal mit dem Motorrad unterwegs Richtung Nordkapp. Damals scheiterte ich aus mehreren Gründen: Ich hatte nicht die geeignete Ausrüstung mit, ich hatte nicht das geeignete Motorrad unter meinem Hintern – und die E6, die sich heutzutage in ausgezeichnetem Zustand präsentiert und fast bis zum nördlichsten Punkt Europas führt, war damals teilweise noch eine Naturstraße. Festgedrückter Lehm mit tiefen Schlaglöchern und langen Spurrillen, die von den LKWs ausgeformt worden waren.
Heutzutage präsentiert sich die Strecke bis auf wenige Ausnahmen in einem wunderbaren Zustand. An Motorradfahrer stellt sie kaum Probleme. Das Fordernde an der Strecke ist nun mal die Länge. Für mich waren es insgesamt 4.620 km bis ans Ziel (da waren einige Umwege in Deutschland und Österreich mit dabei).
Ich werde einen noch weitaus ausführlicheren Bericht über meine Fahrt online stellen. Hier sind nur mal einige Erkenntnisse, die ich während des ersten Teils meiner Reise gewonnen habe, wild durcheinandergewürfelt:
- Körperlich habe ich die Reise bis jetzt gut verkraftet, obwohl ich bis auf eine Ausnahme immer im Zelt übernachtet habe
- Bei der Ausrüstung muß ich nachjustieren. Es fehlt mir unter anderem ein Schlafsack, der niedrige Temperaturen abfedert.
- Mein Motorrad ist für solche Fernreisen bestens geeignet
- Die größte Herausforderung war/ist sicherlich die psychische: Ich bin alleine unterwegs. Da ist man ganz schön viel mit sich selbst beschäftigt.
- Motorradfahrer sind großteils nette Leute. Es kam immer wieder zu tollen Begegnungen entlang der Strecke.
- Die Reise wird sich, wie gehofft und geplant, auf meine Arbeit auswirken. Ich hab viel Neues kennengelernt und gesehen, das ich in Berichte und Geschichten umsetzen kann.
- Und, worauf ich am meisten stolz bin: Ich hab es nach Anfangsschwierigkeiten geschafft, jenes Arbeitssoll zu bewältigen, das ich mir vorgenommen hatte. Diese Reise hinterläßt Spuren, klar. Aber ich schaffe es, trotz der Anstrengungen beim Fahren tagtäglich an meinen Manuskripten zu arbeiten.
Das war meine größte Sorge: Daß ich es nicht schaffen würde, die Arbeit und das Motorradfahren unter einen Hut zu bekommen. Aber ich hab es – bis jetzt – hinbekommen. Was eindeutig dafür spricht, daß mein großes Vorhaben 2021 und 2022, quer durch Europa, Nordafrika und Teile Asiens zu fahren, klappen könnte.
Mit diesen Gedanken laß ich euch alleine. Morgen geht es südwärts. Es gibt noch viele, viele Dinge, die ich mir ansehen möchte. Aber jetzt gibt’s noch eine Auswahl von Photos, die ich entlang der Strecke aufgenommen habe. Kommentarlos. Einfach so. Norwegen ist unglaublich schön …


























