In einigen Tagen erscheint PERRY RHODAN Wega 2 von Ben Calvin Hary, und nachdem ich das Exposé dazu geschrieben habe, möchte ich ein bißl was zur Entstehungsgeschichte des Romans mit dem Titel Die Rollende Stadt sagen. Weitgehend spoilerfrei, übrigens.
Es ist gar nicht so leicht, Perry Rhodan den nötigen Freiraum zu schaffen. So, dass er selbst handeln kann und nicht in der Kommandozentrale eines Schiffs oder in irgendeinem Regierungsgebäude sitzt und die Geschehnisse bloß lenkt. Perry muss in eine „Inselsituation“ gebracht werden. Dazu kann jedermann gerne seine eigene Meinung haben – aber ich stehe auf dem Standpunkt, dass unser Held am besten wirkt, wenn er eigenständig und aktiv handelt.
Nun ist Rhodan mit der Raumpilotin Gillian Wetherby unterwegs. Sein Zielort ist unbekannt. Die neue Welt und deren Regeln sind ihm unbekannt. Was er zu tun hat, ist ihm vorerst weitgehend unbekannt. Rhodan steht also ziemlich am Anfang und muss sich Wissen erarbeiten.
So weit, so gut. Was für mich bei der Erarbeitung des Expos für Wega 2 ganz oben auf der Prioritätenliste gestanden ist, war, mehr über Rhodans Begleiterin zu verraten. Wetherby stammt aus einer anderen, wilden Zeit. Zweitens wollte ich ein exotisches Handlungsumfeld für unsere beiden Helden, also habe ich da meine Fantasie ein wenig spielen lassen. Drittes Ziel dieses Romans war, Rhodans Aufgabe genauer zu definieren. Was hat er zu tun, wonach muss er suchen? Viertens wollte ich den Druck auf ihn hochhalten. Es brauchte einen Gegner, der ihm ihn vielerlei Hinsicht ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen ist.
Diese Vorgaben bekam Ben in Form eines recht umfangreichen Exposés übermittelt. Und wie es so ist, hat man, wenn man Vorgaben schreibt, ein bestimmtes Bild vor Augen. Wie fühlt sich diese neue Welt an, wie kann eine Bedrohung spürbar gemacht werden, wie gehen die Helden miteinander um?
Ich durfte Bens Manuskript als Erster lesen – und war maßlos enttäuscht. Hatte der Kerl doch ganz andere Ideen im Kopf als ich!
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich war restlos begeistert von Bens Schreibweise und seiner Geschichte. Ich halte es für das beste Manuskript, das ich je von ihm gelesen habe.
Ich hatte einen Denkfehler begangen. In meinem Kopf hatte sich während der Konzeptionsphase eine Geschichte nach einzig und alleine meinen Vorstellungen gebildet. Ich hatte völlig übersehen, dass hochtalentierte Autoren an den Texten sitzen würden und jeder von ihnen einen Teil von sich selbst investieren würde.
Ich brauchte eine Weile, bis ich akzeptieren konnte, dass die Wega-Miniserie nicht nur mir alleine gehörte, sondern allen beteiligten Autoren, den Redakteuren und dem Lektor. Ich benötigte diese Zeit, um mich selbst als Expokrat zu begreifen. Ich gebe die Handlungselemente vor – und dann bleibt mir nur noch, dem jeweiligen Autor viel Glück zu wünschen. Was sie/er schreibt, das liegt dann nicht mehr in meinem Einflussbereich.