Die Allererste

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Was das Schreiben angeht, bin ich ein Spätberufener. Meine erste Kurzgeschichte habe ich im zarten Alter von etwa 33 Jahren zu Papier gebracht. Davor hatte ich ein völlig anderes Berufsbild und wäre nie auf die Idee gekommen, einmal als Autor meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nicht einmal als Hobby hatte mich das Schreiben interessiert. Nun, es kommt im Leben bekanntermaßen oft anders, als man glaubt oder denkt …

Halt. Es gab eine Ausnahme, was das Schreiben betrifft: Die unten abgelichtete Geschichte stammt aus meiner Schulzeit in einer Wiener Handelsakademie. Ich muss 17 oder 18 Jahre alt gewesen sein, als die Klasse im Deutsch-Unterricht als Hausaufgabe einen „freien“ Aufsatz schreiben sollte. Erwartet hatte sich die Lehrerin vermutlich autobiographische Texte von kleinen Abenteuern – und keinesfalls eine Science Fiction-Geschichte. Auch wenn die Erinnerung an die damalige Zeit sehr verblasst ist, glaube ich zu wissen, dass meine Story von der Lehrerin nicht akzeptiert wurde und ich einen Fünfer kassiert habe (= die schlechteste Note im österreichischen System).

Nun habe ich mich stets an diese Story zwar erinnert, glaubte aber, sie im Laufe der Jahrzehnte verloren zu haben. Heute habe ich sie in einem alten, staubigen Umzugskarton wiedergefunden, sehr zu meiner Freude.
Überraschenderweise ist die türkise Tinte nicht verblasst, der Text ist vergleichsweise gut zu lesen. (Anmerkung: Wann immer es ging, habe ich mit quasi-grüner Tinte geschrieben. Das hatte mit meiner Liebe für eine bestimmte Wiener Fußballmannschaft zu tun.) Leider kann man den Aufsatz nur dann entziffern, wenn man Augen wie ein Seeadler besitzt, dann ich hatte die Angewohnheit, extrem klein zu schreiben. Was wohl letztlich auch dazu führte, dass meine Lehrerin sich weigerte, den Aufsatz zu überarbeiten und dass sie mir eine schlechte Note verpasste.

Es ist über 40 Jahre her, dass ich diesen Aufsatz geschrieben habe. Über die Qualität braucht man nicht viel reden, es handelt sich nun mal um den Text eines Siebzehnjährigen, der von Schreibregeln und Geschichtenaufbau so gut wie keine Ahnung hatte. Aber ich sehe darin Schreibmuster, wie ich sie auch heute noch verwende. Ich bin direkt und möchte schockieren, es gibt sexuelle Anspielungen, der Ton der Geschichte ist negativ und dunkel.
(Einige Korrekturen in einer geschlungenen Schrift stammen übrigens von meiner Mutter.)

Ich hatte eine „Inspirationsquelle“ für diese Geschichte, auch daran erinnere ich mich noch gut. Ich hab dazumals liebend gerne Comic-Storys von Richard Corben gelesen (vermutlich im Magazin „Schwermetall“). Die Bilder waren fein ausgearbeitet, schreiend bunt und in jeglicher Form voluminös. Ein Zwei- oder Dreiseiter mit einem ähnlichen Setting in einer postapokalyptischen Welt, wie ich es verwendet habe, hat mir als Vorlage gedient.

Solltet ihr die Geschichte wirklich durchlesen wollen: Viel Glück beim Versuch, meine Schrift zu entziffern.

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Manuela Schulz-Friedwagner Manuela Schulz-Friedwagner sagt:

    Dein Schreibstil hat sich praktisch nicht verändert, nur verbessert 😉

    1. Avatar von mmthurner mmthurner sagt:

      Du Schmeichlerin.
      Worauf darf ich Dich einladen?

  2. Avatar von Gilbert Hangel Gilbert Hangel sagt:

    Nach der Ankündigung hatte ich mit „man reiche mir den Rosetta Stein“ gerechnet, aber am Ende ist die Schrift schöner als meine eigene. Du Hochstapler du. 😉

    1. Avatar von mmthurner mmthurner sagt:

      Klein, aber fein. 🙂

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