Das Zaubermond-Interview

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Soeben ist beim Zaubermond-Verlag mein Roman zur Serie  „Das Haus Zamis“ mit dem Titel „Töte Dorian Hunter!“ erschienen. Begleitend dazu gibt’s im hauseigenen Bulletin von Zaubermond, in der „Mystery Press“, ein Interview mit mir. In erster Linie geht es um die von Ernst Vlcek und Kurt Luif gestaltete Figur Coco Zamis, deren Abenteuer in mittlerweile in 33 Büchern erzählt werden. Ein herzliches Dankeschön an die Leute von Zaubermond dafür, daß ich den Text auf mein Blog stellen darf!

Im Folgenden also das Gespräch, das Logan Dee mit mir führte. Copyright des Textes und des Covers der „Mystery Press“ liegen beim Zaubermond-Verlag, http://www.zaubermond.de/

DAS HAUS ZAMIS: Alles von vorn oder völlig anders?

 Ein Interview mit Michael Marcus Thurner

Mit Band 33 erreicht die Serie Das Haus Zamis einen neuen Höhepunkt und wartet mit einigen Überraschungen für Altleser und Neueinsteiger auf. Es ist schon bemerkenswert, wie einer Serie, deren Ende von Anfang an von ihren Vätern vorbestimmt war, plötzlich neues Leben eingehaucht wird. Allein die Macht der Fantasie vermag es, unumstößliche Grenzen und scheinbar Unausweichliches zu überwinden. Autor Michael Marcus Thurner stand uns Rede und Antwort:

MP: Michael, du hast den aktuellen Band 33 der Serie DAS HAUS ZAMIS verfasst, der den bemerkenswerten Titel „Töte Dorian Hunter!“ trägt. Für Fans der Serie ist damit völlig klar, welche Geschichte in diesem Band erzählt werden dürfte und mit welchen Auswirkungen. Haben sie recht?

MMT: Ja und nein! Doch um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen: Bei der Autorenkonferenz des Zaubermond-Verlags im Frühjahr 2012 in Kassel wurde ein Haufen wichtiger Entscheidungen getroffen, deren Konsequenzen teilweise erst jetzt, ein Jahr später, sichtbar werden. Die Umstellung der Buchserien auf Taschenbuchformat waren ein großes Thema, die Umbenennung von Coco Zamis auf Das Haus Zamis, der Aufbau der E-book-Bibliothek, natürlich die vielen inhaltlichen Anpassungen sowie Neuerungen. Die Übergabe des expokratischen Zepters bei Dorian Hunter von Christian Montillon an Susanne Wilhelm kam überraschend. Auch der Neuaufbau einer zentralen Datenbank zu den beiden Serien wurde angedacht (und wird mittlerweile in die Realität umgesetzt). Und dann war da noch die sehr intensiv geführte inhaltliche Diskussion über eine Neuausrichtung von Das Haus Zamis. Rückblickend gesehen, fand da also eine kleine bis mittlere Revolution statt, und ich bewundere den Verlagschef Dennis Ehrhardt für seinen unternehmerischen Mut. Damals war mir das alles noch nicht so bewusst gewesen. Eigentlich war ich recht unbefangen nach Kassel gekommen – und mit dem Wunsch im Hinterkopf, einmal nicht nur einen Teilroman, sondern ein ganzes Buch über die Abenteuer der bezaubernden Miss Zamis zu verfassen. Ich wollte Platz haben, um mich auszubreiten. Ich hatte bislang stets das Gefühlt gehabt, meine Charaktere nicht gut genug zeichnen und darstellen zu können, ich war mit meinen bisherigen Beiträgen zur Serie nicht ganz zufrieden gewesen …

MP: Obwohl diese meiner Meinung nach stets überdurchschnittlich waren. Ich habe dich immer für den legitimen Nachfolger von Ernst Vlcek gehalten. Als Wiener versteht es niemand sonst so gut, gerade dieses spezielle Wiener Flair der Zamis-Sippe samt ihrem Umfeld einzufangen …

MMT: Nun, Uwe Voehl, Expo-Autor von DHZ, stand der Idee durchaus offen gegenüber. Ich war ja nicht der Erste gewesen, der ein ganzes Buch für sich alleine gehabt hatte. Ungewöhnlich war allerdings meine zweite Bitte, auch die Handlungsvorgabe selbst gestalten zu dürfen. Ich bat darum aus einer Justament-Laune heraus, soweit ich mich erinnere. Ich hatte zu dieser Zeit bei anderen Serien, an denen ich mitarbeite, einige sehr rigide Exposés zu verdauen gehabt und wollte mal wieder Luft zum Atmen haben. Nachdem alle diese Formalismen durchgekaut waren, ging es in der Diskussion dann ans Eingemachte, ging es um die zukünftige Handlung bei DHZ. Seit einiger Zeit schon lastete ein gewisser Druck auf uns Autoren, auf den Punkt X hinzuarbeiten. Auf den Roman 2 der ursprünglichen Heftserie Der Dämonenkiller mit dem Titel »Das Henkersschwert«, verfasst von Kurt Luif vulgo Neal Davenport. Dorian Hunter und Coco Zamis würden einander erstmals begegnen und ihre Familie kurz darauf das Zeitliche segnen. Wäre dieser Punkt erreicht, würden die beiden erfolgreichen Serien des Zaubermond-Verlags ineinander münden und die Geschichte der liebreizenden Hexe eigentlich zu Ende erzählt sein, müsste die Serie um die Hexe zu einem Ende kommen. Denn danach, so steht es in der Heft- und in der Buchserie beschrieben, abenteuern die beiden gemeinsam durch die Welt- und Zeitgeschichte. Sollten wir dieses Aufeinandertreffen also noch weiter hinauszögern? Oder gab es eine Lösung, dieses Dilemma zu umgehen? Und wieder zeigte Dennis Ehrhardt Mut. Er meinte, dass wir Nägel mit Köpfen machen sollten. Das Autorenteam war meiner Erinnerung nach geschlossen seiner Meinung. Wir trafen eine Entscheidung, die weitreichende Folgen für DHZ haben wird.

MP: Das glaube ich auch. Darf man noch etwas mehr verraten?

MMT: Ich vermute, dass nicht jeder Leser unsere Idee gutheißen wird. Aber ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass wir die beste Lösung gefunden haben. Sie wird uns als Erben der Herren Vlcek/Luif die Gelegenheit geben, neue, spannende Abenteuer zu schreiben. Sie werden aber auch den Geist jener Geschichten atmen, die uns die Altvorderen hinterlassen haben. Nach der Konferenz hatte ich andere Dinge im Kopf, war für andere Serien tätig und arbeitete an einem eigenständigen Fantasy-Roman, der im Herbst 2013 auf den Markt kommt. Ich verdrängte, dass ich ein Buch für Das Haus Zamis zu schreiben hatte – und wurde dann vom Abgabetermin für »Töte Dorian Hunter!« vollkommen überrascht. Und nicht nur das: Ich hatte, warum auch immer, bis dahin nicht registriert, dass ausgerechnet ich dieses Buch, diesen Wendepunkt in der Historie der Serie, schreiben sollte. Pardauz! Da saß ich also, mit einem leeren Blatt Papier und einem ebenso leeren Kopf. Zur Einstimmung las ich nochmals »Das Henkersschwert«, machte mir einige Notizen und überlegte mir, wie ich die eben gewonnenen Eindrücke so verarbeiten konnte, dass sie mit den doch recht revolutionären Ideen des Autorenkollektivs in Einklang zu bringen waren. Nun – nach ein, zwei Tagen des Grübelns (manche Leute würden Müßiggang dazu sagen) fand ich meinen Zugang, und alles schien mit einem Mal furchtbar leicht. Ich hatte meine Fixpunkte. Ich wusste, worauf ich hinauswollte. Ich schickte Uwe Voehl mein Ideenkonzept, und bis auf einige Kleinigkeiten war er mit meinen Vorschlägen einverstanden. Also konnte ich loslegen.

MP: „Das Henkersschwert“ spielt also eine Rolle.  In jenem legendären Roman trifft Dorian Hunter zum ersten Mal seine spätere Geliebte Coco. Heißt das, du erzählst die Geschichte neu?

MMT: Mir kam zugute, dass der Roman zur Gänze in Wien spielte. Ich konnte neue Schauplätze erfinden, neue Geheimnisse aufbauen, neue Figuren einführen, in einer Umgebung, die mir altbekannt war. Es sind viele Dinge darunter, die dem Nicht-Wiener wenig vertraut sein werden, die ich persönlich aber mit der Muttermilch aufgesogen habe. So zum Beispiel das Wissen, dass die Wiener Innenstadt – und nicht nur die! – tief unterkellert ist. In manchen Häusern kann man vier Etagen tief hinabspazieren und findet dort Verbindungsgänge, die in andere Häuser führen, aber auch in andere Bezirke der Stadt. Viele dieser Wege stammen noch aus der Zeit der Zweiten Türkenbelagerung Wiens, also aus dem Jahr 1683, und man kann sich gewiss vorstellen, dass eine derartige Zeitspanne einem Autor ganz schön Stoff zum Grübeln gibt. Was könnte in den vergangenen 330 Jahren dort unten alles geschehen sein? Ich habe darüber hinaus eine Figur eingeführt, die uns womöglich länger begleiten wird. Sie steht für all das Negative, das man uns Wienern manchmal nachsagt: Das Raunzertum, Neid, Missgunst, schlechte Laune, Missmut. Ich begegne dem an manchen Tagen, und ich ärgere mich heftig darüber. Denn Wien ist eine sehr, sehr lebenswerte Stadt, mit sozialen Standards und einer Sicherheit, wie sie kaum sonstwo auf der Welt gegeben ist. Vindobene, so heißt mein kleiner Antiheld, der manchmal recht groß werden kann, war für mich während der Arbeit eine Projektionsfläche. In ihm konnte ich all das reinpacken, was ich am Wiener nicht so mag. Es fiel mir also recht leicht, diese Figur zu zeichnen. Und ja, ich bin mir dessen bewusst, dass ich, indem ich diese Figur erfunden habe, selbst zum Raunzer wurde. 😉

MP: Das hört sich an, dass auch die beiden Väter der Serie ihren Spaß daran hätten. Gerade Kurt Luif war ja ein recht bärbeißiger Geselle. Grantler sagt man wohl bei euch dazu.

MMT: Besonders wichtig bei diesem Buch war mir die respektvolle Behandlung des Werks von Ernst Vlcek im speziellen und natürlich auch von Kurt Luif. Ich wollte den Leser aber auch spüren lassen, dass wir im Jahr 2013 angelangt waren, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Ich weiß nicht, ob mir dieser Spagat gelungen ist und lasse mich gerne dafür kritisieren. Ehrlich: Ich würde mich freuen, Meinungen zu hören und werde jede Zuschrift zu dem Thema gerne selbst beantworten. Also: Ich wünsche viel Spaß, Spannung und Unterhaltung bei der Lektüre von Das Haus Zamis 33 mit dem Titel »Töte Dorian Hunter!«

Das Interview führte Logan Dee.

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