Vor einigen Tagen habe ich zu der regen Diskussion um meinen PERRY RHODAN 2704 im offiziellen Forum einen Beitrag geschrieben. Darin ging es um Fehler oder um vermeintliche Fehler, die mir beim Schreiben unterlaufen sind. Dieser Beitrag diente mir als Grundstock für folgenden Artikel, der einige kleine Einblicke in die Arbeitsabläufe bei der Heftserie PERRY RHODAN gibt.
– Da sind einmal die ganz dummen Fehler. Wie zum Beispiel, daß ich im Roman 2704 die Planeten Saturn und Jupiter im Sonnensystem falsch reihte. Ich hoffe, daß man mir glaubt, wenn ich sage, daß ich die richtige Reihenfolge eigentlich schon kenn und daß es sich um einen Flüchtigkeitsfehler handelte? Bei manchen Sachen kann man noch so oft drüberlesen und korrigieren – man entdeckt den Fehler nicht.
Und nicht nur das: Ein PERRY RHODAN-Manuskript lesen nachgereiht einige höchst kompetente Leute. Auch sie übersehen solche Böcke, einer wie der andere. Da geht es weder um Schludrigkeit, noch um schlechte Arbeit, noch um Desinteresse. Vielleicht um Betriebsblindheit. Derartige Fehler werden immer geschehen, und wenn man noch so viele Kontrollinstanzen einbaut.
– Mißgeschicke oder Fehler passieren auch, wenn, wie in meinem Fall, die Romane nicht in der richtigen Reihenfolge abgegeben werden.
Die Trilogie, also die PERRY RHODAN-Romane 2704 bis 2706, nahm mich gut zwei Monate in Anspruch. Ich mußte dementsprechend früh mit der Arbeit beginnen, um bei 2706 den Abgabetermin halten zu können. Als ich das Manuskript 2704 ablieferte, lag in der Redaktion gerade mal Roman 2700 vor. 2701, 2702 und 2703 trudelten erst viel später ein. Der Redakteur Klaus Frick besprach den Text von 2704 mit mir und machte auf seiner „Schmierversion“ Anmerkungen, die er anschließend an den Lektor weiterreichte. Für ihn war damit die Arbeit vorerst erledigt. Auch ein „First Reader“ erhielt den Text und machte weitere Notizen, die dem Lektor ebenfalls zugutekommen sollten.
Wir sprechen bei PERRY RHODAN nun aber von einer Serienhandlung, die homogene Elemente beinhaltet. Vieles ist in Schwebe, muß abgeändert, angepaßt, korrigiert werden. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: Die Raumschiffe der „Feinde“, der Onryonen, wurden in meinen Exposés in Doppelkugelform beschrieben. Später, nachdem ich 2704 längst abgegeben hatte, wurde die Form der Schiffe von den Expokraten und der Redaktion nachträglich abgeändert. Im Manuskript PERRY RHODAN 2700 wurden diese Änderungen zwar vollzogen, in 2704 leider nicht. Zwei Kontrollinstanzen waren ja ausgeschaltet, Klaus Frick und der First Reader hatten ihre Anmerkungen längst gemacht. So blieb noch der Lektor, der die Romantexte natürlich in der richtigen Reihenfolge bearbeitet. Er hätte den „Fehler“ finden können – aber er arbeitete mit dem altbekannten Expo und hatte jenes E-mail nicht auf dem Radar, in dem die Abänderung bekanntgegeben worden war . Und er hatte darüber hinaus zig andere Korrekturen im Auge zu behalten, die vorgenommen werden sollten, um das Manuskript druckreif zu bekommen. Und mit „zig“ meine ich wirklich viele.
Nicht, daß ich sonderlich schlampig arbeiten würde. Aber wir reden nun mal von einer natürlich gewachsenen Serie mit unglaublich vielen Informationen, die in jedem einzelnen Roman miteinander in Einklang gebracht werden müssen.
– In der Bearbeitung der PERRY RHODAN-Textes nehmen die Korrektoren eine Art Sonderstellung ein, denn sie haben mit PERRY RHODAN nix am Hut. Sie sind dafür zuständig, daß, grob gesagt, Rechtschreibfehler vermieden werden. Sie sehen die Texte durch, ob eh alles richtig geschrieben ist. Deshalb müssen bei ungewohnten Worten Hinweise vom Autor oder vom Redakteur an die Korrektoren weitergegeben werden. Wenn zum Beispiel bestimmte Passagen absichtlich in schlechtem Deutsch geschrieben sind, um Jugendsprache zu simulieren. Oder wenn ein Held unbedingt „Heerbert“ statt „Herbert“ heißen muß. Das funktioniert weitestgehend, aber in PERRY RHODAN 2704 ist es dennoch zu einer „Verschlimmbesserung“ gekommen.
Ich habe Cai Cheung, die Frau, die mit dem wunderbaren Titel „Solare Premier“ versehen ist, in einer Szene über ihr Go-Spiel sinnieren lassen. Ich kenne die Grundregeln des Spiels, mein Vater war begeisterter Spieler. Zusätzlich habe ich ein bißl recherchiert, um eine Situation im Spiel zu beschreiben, die „Ko-Drohung“ genannt wird.
Dem Korrektor war dieser Begriff offenbar nicht ganz koscher. Seiner Logik nach mußte es „K.O.-Drohung“ heißen. Was, wenn man das Spiel nicht kennt, ja durchaus Sinn ergibt. Tscha. Und so wurde aus einem japanischen Begriff, der mit „Ewigkeit“ übersetzt werden kann, ein „Knockout“.
– So sonderbar es klingt – aber trotz des vielen Platzes, den ich in der Trilogie zur Verfügung hatte, mußte ich einige Themen verknappen. Ich konnte – und wollte – zum Beispiel die politische Situation in der Milchstraße nicht zur Zufriedenheit aller erläutern. Dasselbe gilt für militärische Strukturen. Oder auch für Jawna Togoya, die Robotfrau, und ihre Verhaltensweisen. Warum die Wissenschaftlerin Sichu Dorksteiger bei der Untersuchung des Balgs nicht unbedingt professionell gehandelt hat … Wenn ich das alles in Detailgetreue abgehandelt hätte, hätt ich wohl eine Dodekaederologie schreiben müssen.
Im Text sind also einige auch Unreinheiten drin, die ich bewußt in Kauf genommen hab, um die Handlung voranzutreiben. Da wäre Verbesserungspotenzial drin gewesen, keine Frage. Aber ganz ehrlich: Man kann Manuskripte immer verbessern, kann sie über Tage und Wochen hinweg korrigieren, schlüssiger und handlungsstringenter machen. Aber die Romane gehören pünktlich abgegeben, und man muß irgendwann auch loslassen können.
Die Bilder sind Copyright VPM.
Ein Fehler, der dir/uns vorgeworfen wurde, war übrigens keiner. In 2704 wird Tasso Cormac als nach wie vor nicht ansprechbar, weil im Koma, bezeichnet. In meiner exklusiven Kurzgeschichte für „Perry Kompakt“ ist er auf einmal wach und unterhält sich mit Sichu Dorksteiger und Ana Spiteri. Nun könnte man das für einen Fehler halten, ist es aber nicht, weil meine Kurzgeschichte nicht nach 2703 angesiedelt ist, sondern, wie man am Datum erkennen könnte, erst im Rahmen der Handlung von 2705. Sichu schaut beim erwachten Tasso vor ihrem Flug ins Trümmerfeld vorbei. 🙂
Hallo Michael, vielen Dank für diese interessanten Einblicke in das Leben eines Perry Rhodan-Autors! Ihr macht einen super Job und sog. „Fehler“ bei dieser gigantischen Serie sind unvermeidbar. Ist ja auch andererseits für den Leser interessant, wenn er auch mal solche Dinge entdeckt.
Ich habe deinen Blogpost in meiner Facebook Gruppe – Aktuelles über Perry Rhodan – verlinkt.
Herzliche Grüße von einem großen Fan! Wir haben uns schon mal getroffen, siehe auch: http://www.volkerhoff.de/perry-rhodan/
Wenn Dir da nicht genug Platz war : Wozu zum himmerherrgottnochmal habt ihr die „Extended“-Reihe aus der Taufe gehoben ?
🙂
Nun, diese Extended-Gelegenheit hätte ich bei 2704 wirklich gerne gehabt …
Lieber Michael Marcus !
Zum Korrigieren kommt noch das „ergänzende“ Lesen hinzu,
was ja jeder Leser nach „Erwartungshaltung“ ausübt…………….!
Und schon bekommt man zu den „tatsächlichen“ Fehlern noch
die „gefühlten“ der Leserschaft hinzu………………….
Was dann im Forum häufiger zu Diskussionen über „vermeintliche Fehler“ führt……..
Gruß Heinz-Ulrich „overhead“
Servus Heinz-Ulrich,
Du hast natürlich Recht. Kritik ist in vielen Fällen rein subjektiv, und das akzeptier ich natürlich. Da geht's halt um Geschmäcker.
Schöne Grüße,
Michael
Gesendet: Dienstag, 25. Juni 2013 um 10:37 Uhr
Hallo Marcus,
Ich hab gerade „Altin Magra“ zu Ende gelesen, einfach bombig!
Aber bitte lass doch den Smiler nicht tatsächlich hops gehen das wäre ja furchbar, (für mich) 😢
Freu mich schon auf 2723
Gruß
Heinz