In den nächsten Wochen gibt Arndt Ellmer die Arbeit an der Leserkontaktseite bei PERRY RHODAN ab. Die LKS ist eine Institution, die fast so alt ist wie die Serie selbst, und Arndt hat sie 25 Jahre lang geprägt. Grund genug für mich, ihm einige Fragen zu stellen.
F: 25 Jahre sind beinahe die Hälfte der bisherigen Lebensdauer der PERRY RHODAN-Serie. So lange betreust Du nun schon die Leserkontaktseite. Erzähl doch bitte mal, wie das anfänglich war, als Du die Betreuung der LKS von Ernst Vlcek übernommen hast.
A: Mir erging es so, wie es meinem Nachfolger zur Zeit wohl ergeht. Ich hatte keine Ahnung, was da alles auf mich zukommt. In Rastatt überreichte unser Redakteur Florian Marzin mir eine großen Karton mit Material, den ich unter größtmöglicher Vorsicht nach Hause transportierte. Dort stand ich dann ein wenig ratlos vor den Stapeln aus Briefen und Zeichnungen und fing an sie durchzulesen und mir Gedanken darüber zu machen, wie die erste LKS wohl aussehen könnte. Im Heft 1450 kann man sehen, was daraus geworden ist.
F: Ich vermute, Du beendest die Arbeit an der LKS mit einer gewissen Wehmut. Was hat sie für Dich über die Jahre hinweg bedeutet?
A: Sie war ein Teil meines Lebens und des Lebens meiner Familie. Die LKS war das Wichtigste, und sie hat manchmal 60 bis 70 Prozent meiner Arbeitszeit in Anspruch genommen einschließlich der Beantwortung der Zuschriften.
F: Wie sehr hat sich die Arbeit über die Jahre und Jahrzehnte hinweg verändert?
A: Die LKS war immer ein Spiegel ihrer Zeit, auch im Material, das mir die Leser zuschickten. Wir lebten vor 25 Jahren in einer kreativen Gesellschaft. Jede Woche erhielt ich außer Briefen auch Zeichnungen, Risszeichnungen, Cartoons und mehrseitige Comics. Ich konnte aus dem Vollen schöpfen.
F: Heutzutage trudeln Leserbriefe ja kaum mehr per Post bei Dir ein. Ist diese Umstellung auf Mail-Nachrichten schleichend oder abrupt vor sich gegangen, wie hast Du das miterlebt?
A: Durch die Hintertür gewissermaßen. Anfangs kamen Mails nur vereinzelt, mit den Jahren wurden es mehr. Im selben Maße haben die per Post transportierten Briefe abgenommen. Inzwischen besitzt fast jeder Haushalt einen Internetanschluss mit einem Mail-Account, und daher kommt es, dass sich das Verhältnis innerhalb von knapp zehn Jahren (1997 bis 2007) umgekehrt hat. Mehr als zwei, drei Postbriefe pro Woche sind es nicht mehr.
F: Es gibt Leser, die sich immer wieder und gerne auf der LKS zu Wort melden. Ich vermute, du hast einige von ihnen persönlich kennengelernt. Haben sich aus diesen Kontakten auch Freundschaften entwickelt?
A: Über die Jahre und Jahrzehnte haben sich da auch Freundschaften entwickelt. Und der Bad Säckinger Stammtisch.
F: Hattest Du mal eine Situation wie: „Verflixt, dieser oder jener Leser durchschaut uns mit seinen Spekulationen ganz genau und weiß, in welche Richtung der Zyklus abzielt?“
A: Solche Fälle gibt es immer wieder. Eigentlich in jedem Zyklus. Da gilt immer das Prinzip, Augen zu und durch. Mit der Zeit bildete sich eine Art herrschende Meinung heraus. Wenn er es veröffentlicht, stimmt es nicht, wenn er es zurückhält, stimmt es. Ein paar Leser unterlagen da einem historischen Irrtum.
F: Was meinst Du aus der Sicht des SF-Autors: Wie wird sich die Arbeit für Deinen Nachfolger entwickeln? Hat sich die LKS überlebt, wird sich der Austausch zwischen Lesern, der Redaktion und den Autoren immer weiter in die Online-Foren verlegen, oder wird es ganz neue Zugänge zu diesem Thema geben?
A: Für einen Teil der Leser hat sich die LKS längst überholt. Im Netz findet der Meinungsaustausch sofort ab dem Erscheinungstag des Romans statt, in den Romanen erst Wochen später. Im Zusammenhang mit meinem Abschied von der LKS stellt sich jetzt allerdings heraus, dass viele Leser der Meinung sind, dass die LKS nach wie vor bestehen bleiben sollte. Mein Nachfolger wird sie allerdings anders machen. Wie er es sich vorstellt, weiß ich nicht. Da lasse ich mich überraschen.
Die LKS sollte meines Erachtens wie vor bestehen bleiben. In jedem neuen Heft lese ich zuerst die Leserbriefe, auch wenn die LKS seit einiger Zeit jetzt am Ende steht und nicht mehr vorne (fand ich besser).
Lieber Arndt, herzlichen Dank für 25 Jahre hervorragender Arbeit und dir lieber Michael, herzlichen Dank für das interessante Interview!
Hat dies auf Deutschsprachige Sekundärliteratur zur Phantastik rebloggt.