Über die Unsicherheit

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Nun habe ich vor kurzem zwei Manuskripte knapp hintereinander abgeliefert. Beide entstanden unter Zeitdruck, wie fast immer, und beide zehrten in den letzten Tagen der Arbeit an meinen Kraftreserven, wie immer.

Die Abgabe eines Manuskripts ist mit viel Emotionen verbunden. Man ist erleichtert, das verdammte Ding nach Wochen der Schreibarbeit, der Korrektur und des Immerwiederdurchlesens endlich ad acta legen zu können, und man fühlt eine große Erleichterung. Man hat es hinter sich, man kann sich neuen Aufgaben widmen.

Wenn da bloß nicht diese verflixte Unsicherheit wäre: Habe ich die Textvorgaben richtig gelöst, meine eigenen Ideen eingearbeitet, die passende Form gewahrt, eine runde Geschichte erzählt, nur ja keinen der Eckpunkte der Handlung vergessen, den richtigen Stil gefunden, den Geschmack des Lesers getroffen, werde ich den Lektor und den Redakteur überzeugen können? Bei PERRY RHODAN-Manuskripten kommen auch noch weitere, serienimmanente Problematiken hinzu: Passen die Anschlüsse zu Beginn des Textes und am Ende? Hab ich alle wichtigen Punkte im Expo abgearbeitet? Entspricht die Figurenzeichnung derjenigen, die in vorherigen und gegebenenfalls auch nachfolgenden Romanen passierte?

Es folgt also banges Warten auf das Urteil jener, die sich im Verlag mit dem Manuskript beschäftigen. In meinem ganz speziellen Fall verkneife ich mir längst, meinem „Gefühl“ zu vertrauen. Ich habe mich schon viel zu oft geirrt. Hatte ich ein gutes Gefühl, hat mir der Redakteur öfter mal das gute Dinge zum Nacharbeiten zurückgeschickt, und meinte ich, schreckliche Arbeit geleistet zu haben, bekam ich lobende Worte.

Ich habe auch gelernt, den Redakteuren zu vertrauen. Sie wissen meist sehr gut, was beim Publikum ihres Verlags gut ankommt. Das fiel mir früher nicht immer leicht, man bringt ja gerne eigene Vorstellungen mit in die Arbeit ein. In meinem Fall betrifft das zum Beispiel den Humor, Sexualität, ungewöhnliche Figurenzeichnung und mitunter auch das, was man dem Leser an Gewalt und Brutalität zumuten kann. Was bei PERRY RHODAN zumutbar ist, will der Fantasy-Fan nicht lesen und umgekehrt.

Nach wie vor bemühe ich mich, meine persönliche Note in Texte reinzubringen und sie als „unverwechselbar“ zu kennzeichnen. Ich möchte schließlich so schreiben, wie es mir gefällt, sonst würde die Schreibarbeit nur noch wenig Spaß machen. Aber ich achte darauf, es nicht zu übertreiben. Pratchtettscher Humor wäre wohl in PERRY RHODAN ziemlich fehl am Platze …

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Ich höre immer wieder von Schreibanfängern, daß sie sich ihrer Sache sehr unsicher sind, wenn sie die Arbeit an einem Text abgeschlossen haben. Und ich bestätige hiermit gerne, daß es mir als Profi nicht viel besser geht, ganz im Gegenteil. Ich zweifle stets an mir – und das ist auch gut so. Es darf nur ja keine Selbstzufriedenheit aufkommen, ich muß mich immer wieder selbst hinterfragen und darüber nachdenken, wo ich was wie besser machen kann. Schreiben verstehe ich als Lernprozeß, der ein (Arbeits)Leben lang anhält.

Und so muß ich mich wohl damit abfinden, weiterhin von Unsicherheit geplagt zu werden und die Beurteilung eines Redakteurs mit ganz, ganz laut klopfendem Herzen durchzulesen …

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Sehr beruhigend diese Zeilen zu lesen, denn genau so fühle ich auch jedes Mal. Oft sage ich mir dann, dass es irgendwann besser/leichter/einfacher wird, aber das stimmt ja wohl nicht. 🙂
    Nur das mit dem Zeitdruck, da hätte ich gerne schon ein Mittel gegen. Einen Tagverlängerer durch Raum-Zeit-Krümmung oder so. 😉

  2. Honor sagt:

    Lieber MMT,
    wie immer lese ich gerne deine ergänzenden Texte, die ich ebenso interessant, spannend und faszinierend finde, wie deine PREA-Werke.
    Da ich nun nicht mehr im Forum poste (auf absehbarer Zeit?) schreib ich es dir hier direkt rein.
    Weiter so!
    Honor

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