Vorneweg: Dieser Blogeintrag ist wahrscheinlich nur für Wiener von Interesse. Es geht um das Thema „Mariahilfer Straße“, um den Umbau von Teilen einer der größten Einkaufsstraßen Wiens in eine Fußgängerzone.
Ich bin Anrainer der Mariahilfer Straße, ich bin abstimmungsberechtigt bei einer gerade stattfindenden Bürgerbefragung, ob und wie weit der Umbau vorangetrieben werden soll.
Ich habe bei den letzten Nationalratswahlen leichten Herzens die Grünen gewählt – und werde in diesem Fall gegen den Umbau stimmen, den diese „meine“ Partei propagiert. Sprich: Ich will, daß die derzeit bereits gesetzten Umbaumaßnahmen zurückgenommen werden und der vorherige Status Quo wiederhergestellt wird.
Man kann mir ganz gewiß vorwerfen, daß ich wenig von Wirtschaft, der Umwegrentabilität derartiger Umbau-Aktivitäten und Kosten-Nutzen-Rechnungen verstehe. Ich horche in diesem Fall auf meinen Bauch und bemerke nebstbei mit großem Unbehagen, daß
– die Grünen hier eines ihrer Prestige-Objekte auf Biegen und Brechen durchbringen wollen. Eine derartige Verbissenheit ist ein höchst unsympathischer Zug an Mitgliedern einer Partei, deren Prinzipien ich eigentlich sehr schätze. Das hat was mit Fundamentalismus zu tun.
– ich einfach nicht begreife, warum für den Umbau die horrende Summe von 25 Millionen Euro ausgegeben werden soll. (Wobei es, bliebe es bei dieser Summe, wohl das erste Mal in der Geschichte österr. Finanzplanung wäre, daß ein Kostenvoranschlag eingehalten werden würde.)
An allen Ecken und Enden soll gespart werden, für soziale Projekte reicht nirgendwo das Geld, und dann werden mal ganz locker 25 Mille verbrannt?! – Mir ist schon klar, daß diese Umbauarbeiten Beschäftigung für zig Leute für einige Zeit bedeuten – aber ich hätt diese Kröten viel lieber mal dort investiert, wo man jenen Menschen helfen kann, die’s dringend brauchen.
Und wenn man schon unbedingt in Einkaufsstraßen investieren muß – warum nicht zum Beispiel in die Fußgängerzone Meidlinger Hauptstraße, die so was von verfällt und in der, wenn mal ein Stein aus dem Boden bricht, ein Arbeitstrupp ein Provisorium schafft, das dann jahrelang erhalten bleibt? Kann’s sein, daß Kernwählerschichten der Grünen im sechsten und siebten Bezirk vorrangig bedient werden sollen?
– ich fast tagtäglich auf der – bereits teilumgebauten – Mariahilfer Straße unterwegs bin, stets in der Mitte der Straße, und mir vorzustellen versuche, wie’s hier mal aussehen könnte. Es gelingt mir beim besten Willen nicht, und das, obwohl ich berufsbedingt mit recht regen Phantasien arbeite. Ich zweifle dran, daß eine Fußgängerzone hier jemals so toll funktionieren könnte wie jene der Kärntner Straße.
Es gibt nun mal querenden Verkehr. Es gibt nun mal eine Buslinie, deren Linienführung das Fußgänger-Konzept stört …
Ich entscheide wie gesagt aus dem Bauch heraus und mir mißfällt es genauso, wie andere Parteien mit dem Mariahilfer Straßen-Thema politisches Kleingeld machen wollen. So viel Werbebroschüren der Parteien wie grad eben hab ich schon lange nicht mehr im Briefkasten liegen gehabt.
Tja, ich bin neugierig, ob mein Bauch recht behält oder nicht, was das Ergebnis dieser Bürgerbefragung betrifft …
Du sprichst mir aber so was von aus dem Herzen! Gerade was auch die soz. Projekte und die Meidlinger Hauptstrasse anbelangt 😉