Gedanken zur „Intrawelt“

Atlan_Intrawelt-bea8df5bEben erscheint der zwölfbändige „Intrawelt“-Zyklus der ATLAN-Heftromanserie in einem einzigen Ebook. Veröffentlicht wurden diese Romane erstmals in den Jahren 2005 und 2006 – und sie waren meine erste Exposé-Arbeit.

Uwe Anton, der die vorherigen ATLAN-Miniserien konzipiert hatte, litt dazumals an Überlastung. Er war schließlich einer der kreativsten und meist eingesetzten Autoren der Erstauflage. Man bot mir also die Gelegenheit, Uwe zu entlasten und der ATLAN-Serie ein neues Gesicht zu geben. Sabine Kropp sollte mir als Redakteurin zur Seite stehen, Klaus N. Frick würde aus der Ferne stets einen Blick auf die Serie haben.

Ich erbat mir einige Tage Bedenkzeit aus und sagte schließlich zu. Die Entscheidung wurde bei der Autorenkonferenz 2005 in Rastatt bekannt gegeben, und schon bald darauf grübelte ich über den Inhalten.

Uwe hatte die letzten ATLAN-Minizyklen bereits sehr eng zusammenhängend konzipiert und einige Rätsel um die sogenannten „Lordrichter“ aufgebaut. Es lagen einige Vorschläge von ihm vor, wie die Handlung fortgesetzt hätten werden können, aber ich wollte „mein eigenes Ding“ machen. Nicht aus Respektlosigkeit Uwe gegenüber, sondern, um mich selbst mal auszutesten. Ich wollte wissen, wie ich mit der Expo-Arbeit umzugehen vermochte. Und das fällt mit einem eigenen Szenario natürlich wesentlich leichter, als wenn man auf die Arbeit eines Anderen „draufsetzt“. Also skizzierte ich die Intrawelt, ein riesiges künstliches Gebilde, in dessen Innerem Atlan Aufgaben zu lösen hatte.

Es war von vornherein klar, daß der Arkonide nach Abschluß dieses Abenteuers zur Lordrichter-Thematik von Uwe Anton zurückkehren würde. Ich bat Leo Lukas, mich bei der Aufteilung und Strukturierung des Zwölfbänders zu unterstützen, trug ihm meine Grundidee vor und bekam einen Haufen wertvolle Tipps. Und er sagte zu, zwei der Romane selbst zu schreiben und mir so die Arbeit zu erleichtern. Ich hatte also einen Geburtshelfer bei dieser ersten Expo-Arbeit, und ich hatte so ziemlich den besten, den man sich vorstellen konnte.

Es war gar nicht so leicht, passende Autoren für den Minizyklus zu finden. Solche, die genug von ATLAN wußten und mit der Figur umzugehen verstanden. Solche, die nicht bei der PERRY RHODAN-Erstauflage eingesetzt waren. Und solche, die unter Zeitdruck zu arbeiten wußten, denn das Zeitfenster war nicht besonders groß. (Um ehrlich zu sein, war ich mit schuld dran, daß manche die Kollegen ihre Romane innerhalb von zwei oder drei Wochen abliefern mußten. Ich gab die Expos oft auf den letzten Drücker ab.)

Christian Montillon lieferte für „Intrawelt“ einen seiner ersten Heftromane für den PERRY RHODAN-Verlag ab, Wim Vandemaan seinen ersten überhaupt, wenn ich mich recht erinnere. Ebenfalls mit an Bord waren u.a. die erfahrenen Kollegen Hubert Haensel, Horst Hofmann, Arndt Ellmer sowie Uwe Anton. Rüdiger Schäfer und Cathrin Hartmann gehörten zur Kategorie der „Neuen“.

Ach ja: Hans Kneifel, für mich DIE Koryphäe, was die Romanfigur Atlan betrifft, durfte ich ebenfalls mit einem Expo bedienen. Ich schob meinen Respekt vor ihm so gut es ging beiseite und behandelte ihn wie jeden anderen Kollegen. Wir hatten während der Zusammenarbeit dann ein längeres Telephonat, bei dem es um Kleinigkeiten ging. Er hatte Details zu bemängeln und ließ mich spüren, daß ich der Jüngere und Unerfahrenere von uns beiden war. Er tat es, ohne jemals gehässig zu werden, aber er wollte halt deutlich machen, daß er Mister Atlan war. Um mich dann, am Ende der Unterhaltung, in aller Freundschaft in sein Heim auf Sardinien einzuladen. Leider ist es niemals dazu gekommen, daß ich ihn besuchte.

Eine der interessantesten Erfahrungen bei der Expo-Arbeit war, die unterschiedlichen Arbeitsansätze der Kollegen kennenzulernen. Manche von ihnen mochten viel persönlichen Freiraum, andere arbeiteten ohne viel nachzufragen das Exposé ab, wiederum andere benötigten zusätzliche Angaben, um sich sicher zu fühlen. Der eine klopfte den Text in zehn Tagen runter, der andere benötigte mehrere Wochen. Der eine benötigte eine lange Anlaufzeit, während der er nachdachte und strukturierte. Der andere schrieb gleich drauflos. Manchmal mußte ich die Expos auf Wunsch des Kollegen im Vorhinein verfeinern, manchmal erhielt ich Änderungen, die der Autor gemacht hatte, im Nachhinein zugemailt und fügte sie dann in das Gesamtkonzept ein …

So lernte ich binnen eines halben Jahres die Arbeit als Expokrat kennen. Natürlich mußte ich Lehrgeld bezahlen und beging den einen oder anderen Fehler. Doch ich denke, daß die hinter der Intrawelt steckenden Ideen sehr reizvoll waren und ich einen recht guten Einstand hatte. Und die Expo-Arbeit machte riesigen Spaß …

 

 

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Jonas sagt:

    Das war mit Abstand der beste Minizyklus. Die Intrawelt eine perfekte Spielwiese für Atlan. Ein kleines Tiefenland, einfach faszinierend. Das hast du damals richtig sehr gut hinbekommen!!

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