Vorneweg: Ich spoilere ein bißl. Es wäre also ratsam, zuerst den Roman PERRY RHODAN 2773 zu lesen und dann erst diesen kleinen Blogeintrag.
Den Roman Der Kristalline Richter mußte ich für einen Kollegen übernehmen. Das ist nun keine großartige Angelegenheit, sondern passiert immer wieder mal. Als Mitarbeiter bei PERRY RHODAN (und überhaupt als freischaffender Autor) muß man flexibel sein, das ist Teil des Berufs. Jedenfalls hab ich mir notwendigen Tage freigeschaufelt und andere Projekte verschoben, um PR 2773 schreiben zu können.
Parallel zu mir arbeitete Michelle Stern am Vorgängerband, der mit meinem eng verknüpft war. Anfänglich hatte ich einen kleinen Vorsprung und Michelle paßte einige Szenen an die meinen an; da ich aber ein relativ langsamer Schreiber bin und sie mich irgendwann „überholte“, mußte ich weitere Situationen so adaptieren, wie sie sie beschrieben hatte. Das betrifft zum Beispiel den Zeltbau Assaree Dymaes, den ich ursprünglich … öhm … ziemlich abweichend vom Expo ausschauen ließ, während sich meine Kollegin an die Beschreibung gehalten hatte. Naja, das sind Sachen, die sich relativ rasch reparieren lassen, die aber auch einiges über meine Arbeitsweise aussagen. Ich interpretiere und improvisiere gerne, und wenn es dann zu einer engeren Zusammenarbeit kommt, kann das schon mal in die Hose gehen.
Nun ein paar Worte zum Inhaltlichen: Ein wichtiges Thema in diesem Roman war, jedem Mitglied der Einsatzgruppe ausreichend Platz zu geben. Wir haben da mal Perry Rhodan himself, der entschlossen und aktiv gezeigt werden muß. Auch Gucky muß seine Szene bekommen, die beiden Haluter Icho Tolot sowie Avan Tacrol, die Überlebenden des Venus-Teams, die gleichzeitig Trauerarbeit zu bewältigen haben und um ihre gefangen genommene Freundin/Kollegin bangen sollten … Und natürlich muß das Fremdartige am Hafen der Zelte rübergebracht werden, der Sense of Wonder. Der Kristalline Richter als geheimnisvolle Gestalt, seine Helfer und Helfershelfer. Der Aufbau des Hafens der Zelte. Der Rummel ringsum. Die Stadt, die Bewohner, die sozialen Umstände …
Dies alles war verdammt schwer auf 120 Manuskriptseiten unterzubringen – und das mag zum Teil auch damit zu tun haben, daß ich zuvor eher längere Texte geschrieben hatte. Dort war ich gewohnt gewesen, mich platzmäßig ausbreiten zu können, den ich nun nicht hatte.
Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, ob mir dieser Text gelungen ist. Mein Bauchgefühl führt mich diesbezüglich immer wieder in die Irre. Mit den Bänden 2748, 2749 und 2755 zum Beispiel war ich zufrieden, doch dieses Gefühl wollte sich bei „Der Kristalline Richter“ nicht so recht einstellen. Naja, letztendlich entscheiden die Leser, wie gut mir der Roman PERRY RHODAN 2773 gelungen ist …
Schon vergessen, dass Onryonen niemals essen, wenn sie beobachtet werden?
An dem Roman ist nichts Wichtiges auszusetzen.
Aber habt Ihr keinen Lektor? Auf S.7 beginnen zwei Absätze mit derselben Wortfolge „Er betrachtete einen…“
Platitüde schreibt man nicht mit tt.
S.17 „Es wäre gut, wenn wir… die Besprechung abhalten“ … hier fehlt am Ende für den Konjunktiv das Wort „würden“. Nach „wäre“ wäre das zwingend.
Aber mal was Grundsätzliches: Bleibt im wesentlichen in der Handlungsgegenwart. Bitte keine Hefte mit 2 Seiten Rahmenhandlung und dazwischen 60 Seiten Geschichtsunterricht, wie irgendeine Entität sich einst vor unendlich langer Zeit aus einer Molluske entwickelt hat. Das nervt und tötet die Spannung.
Es ist geschickter, solche Informationen in die Handlung einzustreuen.
Ad Astra!
Bezüglich:
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Bitte keine Hefte mit 2 Seiten Rahmenhandlung und dazwischen 60 Seiten Geschichtsunterricht, wie irgendeine Entität sich einst vor unendlich langer Zeit aus einer Molluske entwickelt hat. Das nervt und tötet die Spannung.
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Im Gegenteil, genau das liebe ich. Bei einer Lebensgeschichte kann man eigentlich nichts falsch machen und zu häufig kann das Element m.E. auch nicht aufgegriffen werden.
Na ja, Geschmäcker sind verschieden.