Puha, das ist keine leichte Sache, all das zusammenzufassen, was mir einige Stunden nach dem Ende des Schreibcamps durch den Kopf geht. Da sind so viele Eindrücke, so viele schöne Erfahrungen, so viel gemeinsamer Spaß …
Natürlich gibt es bei einem Schreibseminar, das über sieben Tage geht, auch einige heikle Momente, und das Arbeiten von früh bis spät zehrt an den Kräften. Aber es war eine Freude zuzusehen, wie sich „meine“ Leute in die Materie verbissen und tagtäglich die Übungen bewältigten, die Marc A. Herren und ich ihnen stellten.
Überhaupt Marc: Der einzige Schweizer PERRY RHODAN-Autor war ein (kon)genialer Partner. Ich bin sehr froh, daß ich ihn an meiner Seite hatte, sonst hätte ich diese schreibwütige Meute wohl nicht bändigen können.
Aber laßt mich mal den Ablauf des Camps Revue passieren: Die Teilnehmer trafen im Laufe des Samstag und am Sonntagmorgen in Wiener Neustadt an. Nach einer kurzen Begrüßungsrunde ging es rasch ans Durcharbeiten der eingereichten Texte. „Rasch“ ist womöglich der falsche Begriff, denn wir saßen insgesamt drei Tage am Reader, um jedem der elf Schreibcampler ausreichend Feedback zu geben. Der Mittwoch war ein leicht verkürzter Übungstag; nach einer Fingerübung fuhren wir nach Wien, um Neil Gaiman bei seiner Lesung zuzusehen bzw. zuzuhören.
Am Donnerstag gab’s weitere Übungen, bei denen wir uns mit den Anfängen eines spannenden Textes beschäftigten. Ich gab eine Figurenzeichnung und einen kurzen Anfangssatz vor, und „meine“ Leute mußten eine knackige Geschichte daraus machen. Das klappte extrem gut. Was da an lustigen, spannenden, aufregenden Erzählungen zustandekam, hat mich sehr, sehr überrascht. Nachmittags war dann Gerhard Förster, Chefredakteur des Comic-Fachmagazins „Sprechblase“ zu Gast, um uns einen anderen Blickwinkel auf das Schreibmetier zu geben. Er blieb bis spät in der Nacht und hatte großen Spaß am Mitkritisieren der Texte.
Freitags gab es weitere Übungen und ein bißl Theorie zum Thema „Exposé“, am Samstag mußte eine kurze Übung in aller Eile durchgesprochen werden. Gegen 14 Uhr verabschiedeten sich die meisten Leute. Es galt, Flüge und Züge zu erreichen, und die stehen bekanntermaßen nicht still. (Außer in Deutschland, wie einer der Teilnehmer bei der Anreise aus Hamburg zu seinem Leidwesen erfahren mußte.)
Was hier nicht oder nur unzureichend in Worte gefaßt werden kann, ist, mit wieviel Enthusiasmus, Konzentration und Freude die Schreibcampler an die Sache rangingen. Wie sehr sie sich in der Materie verbissen. Wie sie sich gegenseitig zu immer besseren Leistungen anspornten … Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, wieviel meine Schüler innerhalb einer Woche lernen – und ich bin sicher, daß sie dasselbe denken werden, wenn sie die eingereichten Texte mit dem vergleichen, was sie gegen Ende der sieben Tage verfaßt haben.
Was mir ebenfalls imponierte, war die Ausdauer der Teilnehmer. Die dritte Halbzeit dauerte oft bis tief in die Nacht hinein. Aber es ist besser, wenn ich nun den Mund halte. Was beim Schreibcamp passiert, bleibt auch dort. Und wenn jemand wissen möchte, was diese Veranstaltung so besonders macht, dann wird er wohl einmal mitmachen müssen. Womit ich nun halbwegs elegant ein bißl Werbung für meine Schreibcamps untergebracht habe. Denn es wird Fortsetzungen geben, so viel steht fest. Womöglich gar ein Neun-Tages-Camp …
Nun gibt’s noch einige Bilder – und ein riesengroßes Dankeschön an alle Teilnehmer. Ihr wart eine richtig tolle Gruppe!
Die Photos stammen von Marlene von Hagen, Madeleine Puljic, Susi Ertl, Dietmar Schmidt und Heather Thurner. Danke dafür!