Kurs Band 2800: Interview mit PERRY RHODAN-Expokrat Christian Montillon

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Zusammen mit Wim Vandemaan ist Christian Montillon für die Ausgestaltung der PERRY RHODAN-Handlung verantwortlich. Beide Autoren schreiben gemeinsam die Exposés, die als Grundlage für die einzelnen Romane dienen – und das ist beim Zyklus »Die Jenzeitigen Lande«, der am 17. April 2015 startet, ebenfalls so.

Um mehr Hintergründe über seine Arbeit als Exposéautor zu erfahren, habe ich Christian Montillon einige Fragen gestellt.

montillonF: Bevor wir zum Jubiläumsband kommen, lass uns bitte mal ein kurzes Resumee zum abgelaufenen Zyklus ziehen. Wie bist du denn mit eurer Arbeit zufrieden?

A: Über unsere oder meine eigene Zufriedenheit will ich mal gar nichts schreiben, außer: Mich ärgern die Fehler(chen), die mir durchgerutscht sind, aber ich bin überzeugt davon, dass es hätte schlimmer sein können. Über Zufriedenheit und Nicht-Zufriedenheit sollen die Leser urteilen.

F: Wie sehr stimmt die ursprüngliche Planung mit dem tatsächlichen Resultat überein?

A: Da kann ich nur eine eigentlich total langweilige Antwort geben: Die ursprüngliche Planung haben wir genauso umgesetzt, wie wir das von Anfang an wollten. Natürlich haben sich Details geändert oder hatten wir von Anfang an nicht alle Details vorgeplant (das wäre ja Unfug), aber der Rahmen, das Große und Ganze der Geschichte ist genauso geblieben.
Das geht auch gar nicht anders: Wir haben von Anfang an auf das Ziel hingearbeitet. Die Rätsel und Entwicklungen wären in dieser Art gar nicht möglich gewesen, wenn wir das Ziel nicht schon gekannt hätten. Etwas zu verrätseln, wenn man die Lösung nicht kennt, ist extrem heikel. Dann eine andere Lösung zu finden, wäre glaube ich unmöglich.
Wobei natürlich gilt: Die Lösung kennt ja noch keiner … Die wird erst im nun bald startenden Zyklus Die Jenzeitigen Lande präsentiert. Natürlich ging unsere Ursprungsplanung nicht nur bis zu den Ereignissen, die in Band 2799 erzählt werden, sondern bis zum Ende des Zyklus ab PR 2800.
Noch mal: Details und »Seitenarme« entwickeln sich während der laufenden Arbeit, aber eine »Umplanung« (von der hin und wieder in Spekulationen zu lesen ist) hat nicht stattgefunden. (Auch wenn das die Spekulierer nicht glauben werden.)

F: Funktioniert die Zusammenarbeit des Expo-Teams so, wie ihr es gewollt habt, oder musstet ihr da auch Justierungen vornehmen, euch in mancher Beziehung zusammenstreiten?

A: Es funktioniert sowas von erstaunlich harmonisch, dass ich selbst verblüfft bin. Der kreative Austausch ist sicher der Höhepunkt der Exposéarbeit. Eine RTL-Show über die Zusammenarbeit Wim Vandemaan/Christian Montillon wäre total langweilig, weil sie gänzlich ohne Zickereien und Streitereien auskommen müsste.

F: Die Faszination, die Band 2800 für mich ausstrahlt, ist unter anderem den Tiuphoren geschuldet. Ein neues, höchst interessantes Volk. Sie werden uns noch eine Weile begleiten, nicht wahr?

A: Ich mag die Tiuphoren sehr. (Heeeeyyyyy – das war jetzt rein literarisch gesprochen, im echten Leben würde ich sie verabscheuen!) Sie sind quasi das Hauptvolk des kommenden Zyklus und bleiben deshalb selbstverständlich eine Zeitlang in der Handlung; man wird so einiges über diese Leute erfahren, die in PR 2800 ihr Debüt geben. Lass es mich mal so sagen: Sie sind … anders. Mehr in den Romanen ab Band 2800.

F: In den Expos ab Band 2800 habe ich Hinweise auf Figuren gefunden, die starke zyklusrelevante Rollen einnehmen sollen. Sichu Dorksteiger ist zum Beispiel eine dieser Figuren. Frauen, so wird uns Autoren vorgeworfen, werden selten gut dargestellt. Bei Sichu dürfte es aber funktionieren. Warum ist das so, was meinst du?

A: Hm, das ist eine schwierige Frage. Ich glaube schon, dass das eine beiderseitige Angelegenheit ist, wenn es überhaupt stimmt. Können PERRY RHODAN-Autoren nicht mit Frauenfiguren umgehen? Ich weiß nicht recht. Können PERRY RHODAN-Leser nicht mit Frauenfiguren umgehen? Ich weiß nicht recht.
Ich persönlich finde, dass zum  Beispiel Farye Sepheroa gut funktioniert, und sie ist ja eine Frau. Im Ernst: Farye gefällt mir. (Lasst das nicht meine Frau hören!)
Dass es mehr männliche Figuren bei PERRY RHODAN gibt als weibliche, mag stimmen. Das liegt an vielen Faktoren, auch am »Erbe«. Sagen wir es platt: Wie viele wirklich relevante Frauenfiguren gibt es denn von früher her? Wie viele tragen denn einen Zellaktivator und sind von Anfang an dabei?
Wenn man »nur« die neuen Zyklusfiguren der letzten Zeit zählt, kommt man vielleicht auf ein überraschendes Ergebnis, was die Frauenquote angeht.

F: Eine reizvolle Gestalt ist der Kelosker Gholdorodyn, der auch in den Bänden nach 2800 prominent vertreten ist. Ich habe mir sagen lassen, dass die meisten Autoren gut mit ihm zurechtkommen, obwohl er eigentlich ein sperriger Charakter ist. Ich möchte zudem auf einen gewissen Ara-Arzt hinweisen, der seit vielen Jahren durch die Serie spukt und jetzt wieder die Bühne für einen Gastauftritt bekommt. Was, meinst du, macht eine gute Figur im PERRY RHODAN-Kosmos aus? Warum »funktioniert« die eine – und die andere wiederum nicht?

A: Wenn ich das nur wüsste, Michael, wenn ich das nur wüsste … Dann würde ich alle Figuren so anlegen, dass sie gut funktionieren.
Eigentlich ist damit alles gesagt, aber ich versuche noch etwas: Eine gute Figur muss einen Nerv treffen, und sie muss nachvollziehbar sein. Das heißt: Völlige Fremdartigkeit funktioniert nicht – dann kann der Leser keine Beziehung/emotionale Bindung zur Figur finden. Zu menschlich funktioniert bei einem Alien auch nicht, sonst ist es der Kumpel von nebenan. Dieses »Einen-Nerv-treffen«, das ist etwas, das sich irgendwie nicht vorausberechnen lässt.

F: Wie klappte die Zusammenarbeit mit der Autorin von PERRY RHODAN 2800, Michelle Stern? Gab es vorbereitend einen intensiven Dialog, konnte sie sich selbst ins Inhaltliche einbringen?

A: Michelle konnte sich ins Inhaltliche genauso einbringen, wie das auch bei jedem anderen Roman der Serie der Fall ist und für jeden Autor gilt. Sie hat für den Jubiläumsband ein Exposé erhalten wie für jeden anderen Band auch. Der intensive Dialog hat hinterher begonnen … und natürlich war er bei diesem sehr zentralen, richtungsweisenden Band intensiver als bei einer anderen Nummer.

F: Derzeit wird heftig an der Konzeptionierung des Zyklus bis 2850 gearbeitet. Da geschieht viel hinter den Kulissen. Worauf ich mich besonders freue, ist ein »Vierer-Block«, der auf der Zusammenarbeit zweier Autoren beruht. Der einer Stammkraft und der eines besonderen Gastautors. Das Resultat wird man erst in einigen Monaten lesen und bestaunen können, aber möchtest du dazu bereits jetzt was verraten? Ein blankes »Nein!« akzeptiere ich nicht.

A: Es ist etwas, das es auf diese Art noch nie gab. Und die »Stammkraft« ist Verena Themsen. Der Gastautor ist jemand, der kein Unbekannter ist. Die Hauptfigur ist Atlan.
So, genug gesagt.

F: Lass uns die Leser noch ein bissl neugieriger machen: Möchtest du zu den Begriffen Imperium der Empörer, Hüter der Zeiten und Kodex etwas sagen? Hm?

A: Vom Imperium der Empörer haben wir in den Bänden 2700 bis 2799 schon gehört, jetzt erfahren wir, was es damit auf sich hat. Es lohnt sich, hier mal nachzuschauen, WAS wir darüber in den Romanen geschrieben haben. Viel Spaß beim Suchen.
Hüter der Zeiten: Oh, du meinst die von Zeedun.
Kodex: Das ist der Zusammenschluss der wichtigsten Völker einer ganz besonderen Galaxis. Mindestens eins dieser Völker dürfte dabei eine ziemliche Überraschung sein.

F: Ihr arbeitet gemeinsam auf Band 2850 hin, der eine weitere Zäsur darstellen soll. Gibt es darüber hinaus schon Überlegungen? Wie weit reicht eure Planung derzeit?

A: 2850 wird eine stärkere Zäsur sein als 2800. Und ja, wir haben Überlegungen über diesen Punkt hinaus, wissen auch ganz klar, was in PR 2900 geschehen wird. Auch hier gilt: Natürlich kennen wir die Details noch nicht, doch die Richtung, die die Serie an diesem Punkt nehmen wird, kennen wir. Das kann sich aber noch verschieben, noch ändern … warten wir mal ab.

 

 

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Wim hatte bei den zwei Gelegenheiten, bei denen ich ihn treffen konnte, eine so ruhige Ausstrahlung und Christian gehört zu den nettesten Menschen, die ich in meinem Leben kennen lernen durfte. Eher hätten sich Mutter Theresa und Mahatma Ghandi beim Frühstück gestritten, als die Expokraten. 😎

    Und jetzt verrate ich Christians Frau das er auf Farye steht! 😉

    1. mmthurner sagt:

      Ah, Du fällst also auch auf die beiden rein. Du solltest sie mal erleben, wie Christian/Wim bei PERRY RHODAN-Konferenzen die Sau rauslassen. Wahre Kinderfresser sind das, das sag ich Dir! 🙂

  2. Gut das ich kein Kind mehr bin. Andererseits ist dafür mehr an mir dran.
    Lad mich doch zur nächsten Konferenz ein oder fertige geheime Tondokumente an. Die Fans würden sie dir zu Höchstpreisen abkaufen. 😉

  3. stammeln sagt:

    Laut Wolf Haas fällt es männlichen Autoren allgemein schwer realistische Frauenfiguren zu schreiben. Deshalb war er auf eine Ausnahme besonders stolz:

    „Das ist eine große Herausforderung, und es gelingt fast nie. Und in dem Fall hatte ich das Gefühl, die Herta passt. Sie ist ein Mensch, der relativ unbehelligt davon geblieben ist, dass er von einem Mann erfunden wurde.“

    Aus diesem schönen Interview:
    http://www.zeit.de/2015/12/wolf-haas-autor-krimi-boom/komplettansicht

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