Dirk Schulz ist jener Mann, der der Serie PERRY RHODAN NEO seit der Nummer 1 ihr Gesicht verleiht. Hier erzählt er ein wenig über seine Arbeit als Titelbild-Gestalter.
F: Dirk, 100 Taschenhefte PERRY RHODAN NEO sind eine großartige Leistung. Die Serie hat zwei große Konstanten. Die eine ist Frank Borsch als Expokrat – und dann du als Coverkünstler aller hundert Romane. Damit hast du die äußere Gestaltung der Serie geprägt. Hast du denn auch das ursprüngliche Gesamtdesign entwickelt oder gab es Vorgaben vom Verlag?
A: Das Schöne bei PERRY RHODAN NEO für mich ist, dass ich von Anfang an mit an Bord war. Sprich, auch die Grundgestaltung der Serie stammt von mir bzw. von meiner Werbeagentur Animagic. Dadurch konnte ich eine Gestaltung entwickeln, die sowohl klassisch als auch modern daher kommt, den Illustrationen Platz gibt und einen Serienlook vermittelt. Das ist ein großer Vorteil für mich als Illustrator.
Die Illustrationen sind mehr oder weniger quadratisch, und die Typoelemente fügen sich oben und unten ein, ohne das Bild zu stören. Dadurch wirkt das Zusammenspiel von Bild und Typografie sehr homogen.
F: Gab es bei NEO Änderungen oder Anpassungen im Laufe der letzten vier Jahre? Hast du wirklich alle selbst gemalt, oder wurdest du von Horst Gotta unterstützt?
A: Grundsätzliche Änderungen gab es eigentlich nur ganz zu Beginn von NEO. Der Verlag wollte anfangs, als man noch nicht wusste, wie die Serie anläuft, ausschließlich Raumschiff- oder Technik-Illustrationen. Es wurde aber bereits nach den ersten sechs bis sieben Bänden klar, dass bei den Illustrationen einer großen Serie mehr Abwechslung in die Bildmotive kommen muss. Aliens, Raumfahrer, bizarre Welten … eben alles, was gute Science Fiction ausmacht.
Wie auch bei der Hauptserie arbeite ich, wenn es um die technischen Elemente geht, mit Horst Gotta zusammen, der die Raumschiffe großartig in seiner 3D-Technik umsetzt. Derartige Bilder sind also stets eine Gemeinschaftsarbeit.
F: Wie intensiv arbeitest du mit den jeweiligen Autoren bei der Arbeit an den Covern zusammen?
A: Bei PERRY RHODAN NEO kommen die Motivvorschläge eigentlich immer vom Verlag. Manchmal arbeitet die Redaktion sehr eng mit den Autoren zusammen. Was ich daran erkenne, dass Textpassagen oder gar Motivvorschläge der Autoren mit im Briefing auftauchen.
Wie eng die Redaktion mit den unterschiedlichen Autoren tatsächlich zusammen arbeitet, weiß ich allerdings nicht.
Für mich ist das ein sehr angenehmes Arbeiten mit Klaus N. Frick. Wir kennen uns schon sehr lange und wissen, was das jeweilige Gegenüber meint beziehungsweise liefert.
F: Gibt es bei den kleineren Taschenheften andere Gesetzmäßigkeiten als bei den Romanen zur PERRY RHODAN-Erstauflage, oder entspricht alles demselben Arbeitsschema?
A: Wie schon am Anfang erwähnt, ist bei NEO das Motiv geschlossener als zum Beispiel bei der Hauptserie. Da ist links oben das Logo, rechts muss Ruhe für den Preis in die Illustration, der Platz darf aber nicht zu leer wirken, und der Autor sowie Titel stehen in der Regel links unten im Bild. Dadurch ist das Gesamtlayout des Motivs etwas komplizierter als bei PERRY RHODAN NEO.
F: Gibt es bei NEO Titelbilder, die dir persönlich besonders gut gefallen oder solche, die vielleicht eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte haben?
A: Natürlich habe ich persönliche Lieblinge. Eines meiner liebsten Motive ist nach wie vor das der Nummer 9 mit dem Raumschiff über London. Es gibt aber noch viele weitere Favoriten. Bei NEO, so empfinde ich das zumindest persönlich, sind sehr viele starke Motive dabei. Schon alleine deswegen, weil ich durch den zweiwöchentlichen Turnus immer an der Arbeit für NEO bin. Anders als bei der Hauptserie, an der auch andere Zeichner arbeiten und ich nach zwei Monaten erst einmal wieder reinkommen muss.
Ungewöhnliche Entstehungsgeschichten gibt es eigentlich nicht. Das hat wahrscheinlich auch mit der Regelmäßigkeit meiner Arbeit zu tun. Einige Motive gehen halt schneller, andere dauern länger.
F: Lass uns noch kurz zu einem anderen Standbein deiner Firma kommen. Du betreibst den Splitter-Verlag, einen Comic-Fachverlag, der größtenteils frankobelgische Comics in hochqualitativen Alben auf den Markt bringt.
Ich selbst bin ein begeisterter Fan des Verlags und sage Dankeschön für viele hervorragende Serien wie »Ythaq«, »Die Legende der Drachenritter« oder auch »Universal War« (eine großartige SF-Story, von der eben der zweite Zyklus erscheint). Wie entwickelt sich der Verlag denn, bist du zufrieden?
A: Der Splitter-Verlag ist ein echtes Herzensprojekt. Das, was ich mir immer schon erträumt habe.
Vielen Dank für dein Lob an unserer Arbeit an den Comics. Gerade die von dir aufgeführten Serien sind echte Stützpfeiler des Programms. Der Splitter-Verlag läuft außerordentlich gut und wächst immer weiter. Der aktuelle Katalog, der gerade online gestellt wurde (und in circa sechs Wochen in gedruckter Form vorliegen wird), umfasst inzwischen 14 Titel pro Monat. Wir haben nach den klassischen Science-Fiction-, Horror- und Fantasy-Geschichten vor ein paar Jahren das Programm auch für ein jüngeres Publikum erweitert (zum Beispiel mit »Die Schlümpfe«) und danach das Segment der Graphic Novels ins Programm genommen.
Im kommenden Katalog tauchen verstärkt amerikanische Serien (zum Beispiel »Fight Club 2«, »Lazarus«, »Orphan Black« oder »Descender«) auf. Wir erweitern also unser Portfolio.
Das Bild ist Copyright Dirk Schulz/VPM.