Interview mit … Kai Hirdt

5 : 7 Hochformat

Innerhalb kurzer Zeit wurde Kai Hirdt zu einem wichtigen Mitstreiter für die größte Science-Fiction-Serie der Welt: Er schrieb Romane für PERRY RHODAN NEO und sorgte dafür, dass der PERRY RHODAN-Comic einen neuen Start erlebte. Im Jahr 2016 wird man weitere Romane und Beiträge des Schriftstellers zu lesen bekommen.

F: Du schreibst eifrig bei PERRY RHODAN NEO mit. Mit Band 110 hast du bereits den dritten Roman in der laufenden »Methans«-Staffel verfasst. Und dann auch gleich den Abschlussband … Wie groß waren denn die handlungstechnischen Herausforderungen bei »Der Kopf der Schlange«? Musstest du viel Mehrarbeit investieren, um alle Handlungsstränge zusammenfassen zu können?

A: Na ja, ein paar Fäden lassen wir ja noch offen, und ein paar Rätsel nehmen wir in die nächste Staffel mit. Aber es stimmt schon, ich hatte ziemlich viele lose Enden einzufangen und zusammenzuführen. In meinem Exposé standen allein zwei Seiten mit Hinweisen, welche Themen noch einmal aufgenommen werden sollten. Wenn ich meinen Job gut gemacht habe, merkt man das dem fertigen Roman aber nicht an.

F: Wie intensiv bist du in die Arbeit der Expo-Autoren Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz eingebunden? Kannst du eigene Ideen liefern?

A: Wir stehen in ständigem Austausch. Ich bekomme ein fertiges Roman-Exposé, kann aber durchaus meine eigenen Ideen einbringen. Manchmal baue ich Nebenhandlungsstränge ein, wenn ich das Gefühl habe, da fehlt noch etwas zum runden Roman. Das mache ich meist komplett in Eigenregie.

Wenn ich das Gefühl habe, man könnte noch was aus der Geschichte rausholen, wenn man etwas am Exposé änderte, dann spreche ich das ab. Meistens ist das kein Problem, außer, Michael und Rüdiger haben noch was ganz anderes mit den Figuren vor, wovon ich nichts wusste.

Und zum Teil tauschen wir uns über Winzigkeiten aus, die so ein bisschen den Zuckerguss ausmachen. Michael stellt beispielsweise oft tiefgreifende sprachhistorische Überlegungen an, wie etwas auf liduurisch heißen müsste und wie sich das in welche heutige Sprache gerettet haben könnte. Da melde ich mich zum Teil mit »Okay, ich brauche dieses liduurische Artefakt für meine Handlung, erfinde mir mal einen Namen dafür«.

F: Wie geht es mit dir weiter? Wirst du weiterhin regelmäßig NEO-Romane schreiben? Hast du bereits einen Fahrplan für die nächste Staffel bekommen?

A: In der nächsten Staffel steuere ich zwei Romane bei. Im Moment schreibe ich Band 114, und dann bin ich entweder für die 117 oder die 118 vorgesehen. Wenn’s dabei bleibt, dass ich jeden vierten NEO schreibe, bin ich happy, mir macht die Serie nämlich richtig Spaß.

F: Du bist als Autor in kürzester Zeit von Null auf Hundert durchgestartet, herzliche Gratulation dazu! Du warst davor im Public Relation-Bereich tätig. Warum dieser Umstieg? Das Autorendasein bietet ja doch einige Unwägbarkeiten …

A: Einen Tag die Woche arbeite ich auch noch als PR-Berater. Aber es stimmt schon, dass war ein ziemlich heftiger Schwenk. Dazu muss man wissen, dass ich eigentlich schon immer Heftroman-Fan war und ich immer gern als Autor in diesem Bereich gearbeitet hätte. Aber einmal muss man sich das trauen, als Schriftsteller sein Geld zu verdienen, und dann muss man auch noch den Einstieg schaffen …

Also wurde es erst einmal die bürgerliche Karriere. Aber da ging es irgendwann für mich nicht mehr voran. Ich bin gewissermaßen an die Schwelle gestoßen, wo man mit guter Arbeit allein nicht mehr weiter kam, sondern nur noch à la Stromberg Fortschritte machen konnte. Das war keine Option für mich. Also hab ich gesagt: »Dann kann ich auch das versuchen, was mir tatsächlich Spaß macht.«

(Hat ja zum Glück funktioniert.)

DSCN6320.JPGF: Kannst und möchtest Du ein wenig über die neue zehnteilige NEO-Staffel mit dem Titel »Die Posbis« verraten, was über die titelgebenden Posbis hinausreicht?

A: Es ist natürlich alles ein bisschen anders als in der Erstauflage. Dort sind die Posbis als völlig neuer Faktor im Geschehen aufgetaucht. Bei uns sind sie nur ein weiterer Aspekt des großen Rätsels, an dem wir seit Band 101 arbeiten und sicher noch einige Staffeln arbeiten werden. Aber es ist ganz sicher schon ein völlig neuer, klar abgetrennter Handlungsabschnitt. Die CREST geht durch einen Sonnentransmitter, kommt weit, weit entfernt vom bisherigen Geschehen wieder heraus und muss die dortigen Probleme lösen.

Was kann ich noch sagen? Das Team Leyden bleibt uns erhalten – mit diesen Figuren habe ich immer einen Heidenspaß. Und Perrys Sohn, Tom Rhodan, ist an Bord der CREST, im zarten Alter von acht Jahren. In dem Roman, den ich gerade schreibe, spielt er eine wichtige Rolle. Das dürfte dann auch endgültig alle beruhigen, die befürchten, dass wir aus ihm einen neuen Thomas Cardif machen wollen. Nö, wollen wir nicht.

Michael Marcus Thurner: Kommen wir zu den neuen PERRY RHODAN-Comics, die du für Cross Cult textest und die von international tätigen Künstlern (u.a. Marco Castiello) nach deinen Vorgaben gezeichnet werden. Wie funktioniert denn die Zusammenarbeit?

Kai Hirdt: Es ist natürlich ein Riesenspaß, mit Marco Castiello und Michael Atiyeh zusammenzuarbeiten. Beide sind Vollprofis, die auch für die großen amerikanischen Comicverlage arbeiten. Ich mache ja schon seit einigen Jahren Comics, aber das ist ein ganz neues Level.

Die Zusammenarbeit läuft überraschend reibungslos, obwohl Marco in Mailand und Michael in New York sitzt. Internet macht’s möglich … Das einzig Seltsame ist, dass ich das Skript auf Englisch schreibe und die Dialoge später ins Deutsche übersetze, wenn die Bilder fertig sind. Ich habe schon zweimal den Kopf auf die Tischplatte gehauen, weil ich im Englischen clevere Wortspiele benutzt habe, die auf Deutsch überhaupt nicht funktionieren.

F: Stammt die Idee zum Comic »Die Kartografen der Unendlichkeit« von dir, hat die PERRY-Redaktion Themenvorgaben gemacht? War es von Anfang an klar, dass die Handlung zwischen den Bänden 701 bis 710 der Erstauflage angesiedelt werden würde?

A: Das war der Vorschlag von Klaus N. Frick. Der Titel ist von ihm wie auch die Idee, das Zeitfenster der ersten Reise der SOL zu füllen, die Suche der Besatzung nach der Milchstraße.

Man hat nie erfahren, was während dieser Zeit eigentlich passiert ist. Diese Lücke fülle ich jetzt. Klaus hat auch ein paar inhaltliche Vorschläge gemacht, aber das war mehr auf dem Level »Die SOL trifft auf Außerirdische, es kommt zu Missverständnissen und Feindseligkeiten, aber dann können die Menschen eine Hilfeleistung erbringen«, also höchstes Abstraktionsniveau. Es war meine Aufgabe, das Ganze mit Fleisch zu füllen.

F: Es handelt sich bei den »Kartografen der Unendlichkeit« um einen Dreiteiler, der in sich abgeschlossen sein wird. Das erste Heft dürfte sich ja gut verkaufen, die Resonanzen sind auch weitgehend positiv. Gibt es Überlegungen, darüber hinaus weiter zu machen?

A: Das ist eine Frage, die dir letztlich nur Cross Cult beantworten kann. Ich habe einen Hintergrund ausgearbeitet, der das Weitermachen auf jeden Fall ermöglicht. Nach den bisherigen Reaktionen gehe ich aber davon aus, dass wir weitermachen.

F: Gerüchteweise wird es auch bei der Alligator Farm etwas Neues zum Thema PERRY RHODAN geben. Alligator Farm – das ist jener Comic-Verlag, bei dem du eine gewichtige Rolle spielst. Kannst und darfst du dazu bereits etwas verraten?

A: Nur grob … Wir werden nächstes Jahr einen neuen PERRY-Comic herausgeben, im Albumformat. Daran wird gerade eifrig gearbeitet, die ersten Seiten stehen bereits, und es sieht gut aus. Das ist jedenfalls ein spaßiges Projekt, und alle Beteiligten sind mit Feuereifer dabei. Aber noch wissen wir nicht einmal, wann genau im Jahr das Album rauskommen wird. Deshalb ist es jetzt noch zu früh, um da ins Detail zu gehen.

F: Wird man von dir auch andernorts was hören? Ist ein Beitrag zur PERRY RHODAN-Erstauflage zum Beispiel im Gespräch, arbeitest du an eigenen Projekten?

A: Ich habe einen eigenen Romanstoff unabhängig vom Perryversum, an dem ich arbeite. Das wird ein Technikthriller in unserer realen Welt, wenige Jahre in der Zukunft. Die Idee dazu trage ich schon seit einigen Jahren mit mir herum, und ich finde sie immer noch klasse. Aber das ist ein Fall von »Ich arbeite dran, wenn ich Zeit dafür habe« – und im Moment haben die diversen PERRY RHODAN-Projekte Vorrang. Ich bin ja in der für einen Jungschriftsteller recht luxuriösen Situation, dass ich eher zu viel als zu wenig zu tun habe.

Also mal schauen, ob das 2016 noch etwas wird. Sonst halt im Jahr darauf. Das Thema wird nicht schlechter mit der Zeit, es reift quasi in meinem Hinterkopf.

 

 

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Melanie sagt:

    Ja, so ist das mit den Sprachen. Da fällt einem ein tolles Wortspiel ein, man benutzt es natürlich und denkt nicht darüber nach, dass es nicht übersetzbar ist. Shit happens! 😀

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