(Vorneweg: Diese Anmerkungen beziehen sich ausschließlich auf die Arbeit an einem PERRY RHODAN-Roman. Die Arbeit an einem derartigen Manuskript ist weitaus härter und intensiver als an jedem anderen Text, den ich bislang verfaßt habe.)
Wenn ich an einem PERRY RHODAN-Roman arbeite, setze ich mir ein Ziel von etwa zwölf- bis vierzehntausend Anschlägen (etwa zweitausend Wörter) pro Tag. Gegen Ende des Textes hin wird es meist mehr, da können es dann auch zwanzig- bis dreißigtausend Anschläge sein. Wenn alle Fäden zusammenlaufen und die Auflösung des Textes im Kopf klar ist, schreibt es sich naturgemäß leichter.
Doch der Normalfall sind, wie gesagt, zwölftausend Anschläge. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Qualität rasant sinkt, sobald ich versuche, mehr Text an einem Tag unterzubringen. Schreibe ich weit über das mir gesetzte Ziel hinaus, weiß ich, daß ich am nächsten Tag mit den Korrekturen dieser Textstellen viel mehr Arbeit habe und ich durch die raschere Schreibweise keine Zeit gewinne, sondern, ganz im Gegenteil, manchmal sogar verliere – und auch noch gefrustet bin. Vor allem bin ich im Kopf völlig „leer“ und eine Zeitlang nicht zu gebrauchen.
Mir ist bewußt, daß Kollegen wesentlich rascher (und effektiver) als ich arbeiten. Ich bewundere sie. Arndt Ellmer, Christian Montillon, Hubert Haensel oder Uschi Zietsch zum Beispiel erreichen ein atemberaubendes Schreibtempo, ohne dabei qualitative Abstriche machen zu müssen. Ernst Vlcek erzählte mir einmal, daß er vor Beginn eines PERRY-Romans drei, vier oder gar mehr Tage über die Arbeit nachgedacht hätte und den Text dann wirklich zügig geschrieben hätte. Leo Lukas schreibt sehr „intensiv“ und muß kaum mehr nachkorrigieren, dafür ist er langsamer. Wim Vandemaan ist … nun, der ist der Wim Vandemaan. Wie er sein bürgerliches Leben und die Schreibarbeit unter einen Hut bekommt, ist mir ein Rätsel.
Manche Autoren schreiben an drei Büchern gleichzeitig, andere müssen sich jedes Wort mühsam abringen. Der eine hört laute Punk-Musik bei der Schreibarbeit, der andere braucht völlige Stille. Einzelne Kollegen können ohne Abgabedruck nicht leben, andere verzweifeln an den Terminen … So unterschiedlich die Charaktere sind, so unterschiedlich sind auch die Arbeitsweisen und vor allem das Tempo.
Was mich persönlich betrifft, habe ich meinen Weg gefunden. Er ist nicht unbedingt leicht, und er bedingt, daß ich aufgrund des geringen Schreibtempos meist sieben Tage in der Woche arbeiten muß. Oft genug bekomme ich zu hören: „Schreib schneller, dann hast Du mehr freie Tage“ bzw. „… dann verdienst Du mehr“.
Geht nicht. Glaubt es mir. Es schadet mir bloß und macht, daß ich die Freude am Arbeiten verliere. Und das ist wohl das Schlimmste, das einem Autor passieren kann.
Ich bewundere alle, die sich ein festes Pensum vornehmen und das auch regelmäßig schaffen. Es erhöht die Planbarkeit ungemein.
Bei mir klappt das selten, es hängt einfach von zu vielen Faktoren ab: Vorarbeit, Rechercheaufwand beim Schreiben, Konzentration, Tagesform, Umfeld etc. – so schwankt das recht stark. Extremen Deadlinedruck hatte ich allerdings selten, so dass ich es mir bisher meist ganz gut einteilen konnte.
Ohne Freude an der Arbeit geht es nicht oder es kommt nur Krampf dabei heraus, das sehe ich genauso. Wenn ich beim Rasenmähen sehe, dass es bald regnen wird und mich beeilen muss, dann geht das schon – is ja wurscht, wie akkurat dann gemäht ist. 😀 Aber Schreiben ist was anderes.
Okay, das beschreibt jetzt Dein Tempo wenn Du arbeitest, also schreibst. Kommen die Ideen beim Schreiben oder hast Du auch eine Vorbereitungsphase, eine Ideenfindung, bevor Du loslegst?
Übrigens führst Du zusammen mit Michelle Stern die Liste der meisten Romane in diesem Zyklus an. Und in 2700 – 2799 warst Du Spitzenreiter. Die anderen schreiben also weniger, sind vielleicht doch nicht so schnell oder ziehen die „freien“ Tage vor. 🙂
Kein Mensch ist wie der Andere. Jeder hat sein eigenes Tempobund keinen Spaß mehr an der Arbeit haben ist eine Qual.
Und wieviel effektive Schreibzeit ist das dann pro Tag?
Drei Stunden vielleicht.
Aber Obacht: Das ist, als würdest Du einen Tennisspieler fragen, wieviele Stunden er in einem Match aktiv spielt – und das sind dann bloß 45 Minuten.
Das ist klar, ich arbeite auch 8 Stunden am Tag. Davon programmiere ich aber nicht ständig, sondern mache mir zwischendurch auch einfach nur Gedanken darüber wie ich denn im Weiteren vorgehe. Das ist wohl sogar eher der überwiegende Teil des ganzen Prozesses. Da gibt es durchaus Parallelen zwischen dem Programmieren und dem Schreiben.