Interview mit … Kai Hirdt

Mit Band 2903 (»Der Bund der Schutzgeister«) steigt Kai Hirdt in das Autorenteam der PERRY RHODAN-Serie ein. Grund genug für mich, mit Kai wieder mal ein Interview zu führen.

Michael Marcus Thurner: Kai, erst einmal herzliche Gratulation! Nachdem du seit einiger Zeit fester Bestandteil des PERRY RHODAN NEO-Teams bist, hat dich jetzt auch der Ruf in die Erstauflage ereilt. Kam die Einberufung ins Autorenteam überraschend für dich?

Kai Hirdt: Ich hatte natürlich gehofft, irgendwann ins Team zu kommen. Überraschend war dann doch die Geschwindigkeit – immerhin bin ich ja erst seit zwei Jahren im erweiterten Autorenkreis tätig. Seitdem gab es zwar kaum ein Projekt von PERRY RHODAN, bei dem ich nicht irgendwie meine Finger mit drin hatte, und mit JUPITER und NEO habe ich gezeigt, dass ich auch für zwei Serien gleichzeitig arbeiten kann.
Dennoch: Dass der Chefredakteur mich so schnell ins »Allerheiligste« einlässt, hätte ich nicht gedacht.

Michael Marcus Thurner: Wirst du vorerst »versuchsweise« für einige Erstauflage-Manuskripte getestet, oder bist du von der Redaktion bereits fest als Stammautor eingeplant?

Kai Hirdt: Die Wege der Redaktion sind natürlich unergründlich, aber meines Wissens ist das auf längerfristig angelegt. Nach der vorläufigen Planung soll ich 2017 fünf Erstauflagenromane schreiben – diese Angabe ist aber ohne Gewähr, da kann immer was dazwischen kommen. Ich hoffe aber, dass das so bleibt und dass ich dann 2018 weiter mit von der Partie bin.

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Marc A. Herren, Leo Lukas, meinereiner und Kai Hirdt beim Wiener PERRY RHODAN-Stammtisch (2015)

 

Michael Marcus Thurner: Wie schwierig war oder ist die Umstellung? Es gibt ja andere Vorgaben bei der Länge des Textes, die Expos und Datenblätter sind kompakter, die Intensität womöglich höher. Fühlt sich die Arbeit für die Erstauflage anders an?

Kai Hirdt: Das war tatsächlich eine Umstellung. Die Handlung der Erstauflage ist komplexer als bei NEO, das Universum viel stärker ausdefiniert. Dinge, die ich mir im Neoversum ausdenken kann, muss ich im Perryversum recherchieren. Und zumindest mein erstes Exposé hat mir nicht viel Spielraum gelassen, um Dinge zu verändern. Es ist ja nah am Zyklusanfang, da werden Personen und Schauplätze eingeführt, die für den ganzen Zyklus gültig sein sollen. Da stünden mir Alleingänge schlecht zu Gesicht.
Bei NEO kann ich mittlerweile ganz gut überblicken, was zyklusrelevant ist und was nur für meinen Roman eine Rolle spielt. Bei letzterem nehme ich mir viele Freiheiten, wenn ich denke, da kann man noch mehr rauskitzeln als im Expo steht.

Michael Marcus Thurner: Wirst du weiterhin bei NEO mitarbeiten? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass er recht schwer ist, die beiden Serien unter einen Hut zu bekommen. Die Parameter sind anders, und selbst Perry Rhodan als Figur muss unterschiedlich charakterisiert werden.

Kai Hirdt: Geplant habe ich das jedenfalls. Ich glaube, bei mir ist die Ausgangslage auch anders. Ich habe als NEO-Autor angefangen, mehr als zwanzig Prozent aller Romane seit Band 101 geschrieben. Mit diesem Universum bin ich also sehr vertraut und habe es zu einem spürbaren Teil mitgestaltet.
Das eigentliche Perryversum auf der anderen Seite kenne ich natürlich als Leser seit vielen Jahren. Ich bin also in beiden Welten zuhause und traue mir zu, das sauber voneinander zu trennen. Wie das in der Praxis funktioniert, werden wir sehen.

Michael Marcus Thurner: Bei unserem letzten Gespräch hieß es, dass du noch einen Tag pro Woche als PR-Berater tätig bist. Wirst du dich nun voll und ganz auf deine Karriere als Autor konzentrieren? Bleibt auch noch Zeit für die Arbeit an den PERRY-Comics im Alligator-Verlag beziehungsweise für Cross Cult? Du bist ja mittlerweile auch als Übersetzer im Comic-Bereich tätig … Willst oder musst du in einem dieser Bereiche kürzen?

Kai Hirdt: Leider muss ich irgendwo kürzer treten, obwohl ich das alles gern mache. Die Öffentlichkeitsarbeit schätze ich als Job sehr: Es ist durchaus erfrischend, einen Tag die Woche in einem Büro zu sitzen und andere Menschen zu sehen – die ganze Woche allein am eigenen Schreibtisch, da wird man ja irgendwann auch »achtersinnig«.
Beim Alligator Farm Verlag habe ich mich ja schon weitgehend herausgezogen, da bin ich an der Kreativarbeit gar nicht mehr beteiligt. Die Comicserie für Cross Cult werde ich sicher weiterschreiben, solange der Verlag mich damit beauftragt – das muss dann halt zeitlich zwischen den Romanen eingetaktet werden. Und Comicübersetzungen sind eh eine Liebhaberei – da verdiene ich bei meinen anderen Tätigkeiten deutlich besser. Wenn ich aber einen schönen Comic angeboten bekomme, schaue ich sicher, ob ich Zeit dafür habe.

Michael Marcus Thurner: Ein jeder Autor hat Vorlieben, und oft kann man anhand der Schreibweise erkennen, wer diesen oder jenen PERRY RHODAN-Roman verfasst hat. Was, meinst du, ist deine besondere Stärke? Was ist dein Alleinstellungsmerkmal?

Kai Hirdt: Ui, gute Frage. Ich könnte bei allen anderen PERRY RHODAN-Autoren benennen, wodurch sie sich meiner Ansicht nach auszeichnen. Aber ich selbst? Ich glaube, ich bin gut in realistischen Dialogen, sodass die Szenen sich sehr natürlich anfühlen. Und ich habe großen Spaß an absurden Konstellationen und Benehmen. Das ist genau mein Sinn für Humor.
Ich genieße es, wenn ich so etwas schreiben darf – in meinem Erstauflagenroman beispielsweise menschliche Verhaltensweisen aus Sicht eines Außerirdischen, der zum ersten Mal auf unsere Spezies trifft und nicht so recht begreift, warum Männer und Frauen sich nachts heimlich im Park treffen, um ihre Münder aufeinander zu drücken. Wenn ich so etwas schreiben kann, bin ich happy. Aber natürlich gibt das nicht jeder Roman her.

Michael Marcus Thurner: Lass uns kurz noch über dein erstes Manuskript für die Erstauflage sprechen. Der Roman wird die Nummer 2903 tragen, du steigst also zu Beginn des neuen »Genesis-Zyklus ein, und du hast eine ganz besondere »Hauptfigur« für deinen Roman bekommen. Ich rede von der RAS TSCHUBAI. Wie gefällt dir das Schiff denn so, wolltest du in so einem Ding leben?

Kai Hirdt: Leben weiß ich nicht – ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass es nicht ganz risikolos ist, sich dauerhaft in der Nähe von Perry Rhodan aufzuhalten. Aber es ist schon ein verdammt eindrucksvoller Pott. Allein bei den 114 Seiten Datenblatt dazu habe ich ziemlich mit den Ohren geschlackert.
Beim Schreiben war es dann eine Herausforderung. Schließlich wollte ich nicht seitenweise Datenblätter abschreiben, sondern mit eigenen Worten ein Gefühl für die dort skizzierten Schauplätze vermitteln. Mögen die Leser entscheiden, ob mir das gelungen ist.

Michael Marcus Thurner: Du lässt den Leser die RAS TSCHUBAI durch eine naive und fremdartige Figur erleben. Eine Herausforderung für jeden Autor, meiner Meinung nach. Wie bist du denn mit diesem »Alien« zurechtgekommen? Magst du derart ungewöhnliche Perspektiven?

Kai Hirdt: Ich bin ganz zufrieden. Nicht hundertprozentig, denn der Roman ist so pickepackevoll mit Handlung, dass ich manche schönen Gelegenheiten nicht nutzen konnte. Aber solche Sichtweisen zu verwenden, finde ich toll. Sie geben mir die Möglichkeit, unsere normalen Erwartungen mal gegen den Strich durchzukämmen und zu schauen, was dabei herausrieselt.
Für einen Erstling ist das schon ganz brauchbar gelungen, finde ich. Mal schauen, wie das in Zukunft weitergeht!

 

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