Korrekturen und Selbstzweifel

am

Heute beende ich einen Text und beginne anschließend gleich mit den Korrekturen. Das heißt, daß ich das Rohmanuskript ausdrucke, handschriftliche Änderungen daran vornehme und diese wiederum auf die Datei übertrage. Diese Methode ist für mich bei eigenen Romanen nach wie vor die einzig wahre. Ich kann einen Text auf Papier viel besser analysieren und korrigieren als am Bildschirm. Da geht’s darum, daß ich nicht nur den Sehsinn beanspruche, sondern auch ein haptisches Gefühl für das Manuskript bekomme und mich tiefer in die Materie reinversetzen kann.

Bei den Korrekturen achte ich ja nicht nur um Schreib- oder Tippfehler. Ich überprüfe unter anderem den Spannungsaufbau, das Verhalten meiner Handlungspersonen, die Lebendigkeit der Dialoge, den Ablauf von Actionszenen, die „Schnitte“ der einzelnen Kapitel. Ich begradige Anschlüsse, ich verändere gegebenenfalls die Charaktere, um sie nicht zu ähnlich klingen und handeln zu lassen. Da es sich um ein PERRY RHODAN-Manuskript handelt, achte ich auf die Konsistenz der Figurenbeschreibung. Würde Perry so handeln, wie ich’s schildere – und wenn nicht: Wie kann ich glaubhaft vermitteln, daß er es in dieser Situation doch tut?

Die Technik muß passen. Das ist bei PERRY RHODAN immer ein bißchen ein Eiertanz. Sobald zum Beispiel ein Schutzanzug ins Spiel kommt, ein SERUN, ist Erklärungsbedarf gegeben. Die SERUNS sind so gut und könnten dank ihrer Rechner im Prinzip alles selbst erledigen. Es bräuchte gar keine Menschen mehr, die in ihnen drin stecken. Sowieso könnten die Actionszenen ausschließlich von Robotern erledigt werden. Also muß ich den „Faktor Mensch“ ein wenig erklären und aufwerten oder Fehlfunktionen des Anzugs erfinden. Das wird aber auf die Dauer langweilig. Also könnte ich den Anzugträger selbst Fehlentscheidungen treffen lassen, die ihn in die Bredouille bringen. Das ist wiederum der Geschichte nicht immer zuträglich. Ich brauche Helden und Bösewichter, die einander ebenbürtig sind. Auseinandersetzungen sollten nicht durch Schwächen des Einen entschieden werden, sondern durch die Stärken des Anderen. Das ist ein Riesenunterschied.

Das hört sich alles furchtbar kompliziert an, und je länger ich über die bevorstehende Arbeit nachdenke, desto größer erscheint mir der Berg der Hindernisse, der sich vor mir auftürmt. Zumal das Autorendasein immer wieder mit Zweifel und Selbstzweifel zu tun hat. Ich bin selten zufrieden mit dem, was ich schreibe. Mir sind meine Schwächen als Schriftsteller deutlich bewußt. Also kämpfe ich darum, die Fehler zu minimieren und bestmögliche Arbeit abzuliefern. Manchmal klappt es gut, manchmal weniger gut.

7 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ich bin immer froh, wenn ich solche Artikel von dir lese. Du bist als Autor umso soviel erfahrener als ich und schon lange im Geschäft, trotzdem kämpfst du mit diesen Zweifeln. Ich stehe gefühlt ziemlich am Anfang, obwohl ich jetzt auch schon ein paar Jahre veröffentliche. Aber es geht mir bei jedem Roman so, dass ich befürchte, mir wird gesagt „Dieser Roman ist absolut undruckbar, der ist für die Tonne.“ Und dann frage ich mich, sind solche Zweifel normal? Artikel wie dieser sagen mir, das gehört zum Autorendasein wohl dazu. Und vielleicht machen sie einen sogar besser.

  2. mmthurner sagt:

    Ich behaupte mal, daß die meisten Kollegen unter ähnlichen Problemen leiden. Das wird auch nicht besser. Also: herzlich willkommen im Club!

    1. Gerhard Hauer sagt:

      Habe in der Steinzeit ein paar Kurzgeschichten geschrieben. Die am Postamt aufzugeben war immer ein Horror.
      Der andauerte bis der Goldmsnnvrrlsg nachfragte, ob die Kontonummer eh unverändert sei.
      Dann: Pffffft.

    2. Wir sollten über coole Clubausweise nachdenken!

  3. mmthurner sagt:

    Oh ja. Eine Achterbahn der Gefühle.

  4. Andreas Prodehl sagt:

    Es ist bei mir auch immer das gleiche, bis dann Herr King um den Klappentextkommentar bettelt – dann geht`s wieder.

    1. mmthurner sagt:

      Meinst Du etwa den mit dem Vornamen „Burger“? Oder diesen Adligen mit dem „of Queens“?

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s