Leseempfehlungen (und was für die Ohren)

Ich bin ein manischer Leser. Ich lese beim Essen, beim Spazierengehen, in der Straßenbahn, im Bett, auf der Toilette. In der Früh, zu Mittag, am Abend. Bücher, Magazine, Zeitungen.  Selbst Gebrauchsanweisungen für Nasensprays mit einer Salzlösung lese ich von vorne bis hinten durch. Ich schaue mir das Kennzeichen jedes einzelnen Autos an, an dem ich vorbeispaziere (wenn ich nicht gerade in einem Buch versunken bin). Und selbstverständlich will ich anhand einer Getränke-Tetrapackung wissen, wie die Finnen zu „Kohlehydrate“ sagen („hiilihydraatteja“).
Es ist also wirklich, wirklich krankhaft.

Das meiste vergesse ich zu meinem Glück gleich wieder. Aber es gibt Dinge, die bleiben mir aus diversen Gründen in Erinnerung. Und darüber möchte ich in diesem Beitrag  sprechen. Gebrauchsanweisungen und ähnliches lasse ich weg, versprochen. Ich konzentriere mich auf Online-Artikel und ein Buch, das mich 2019 besonders beeindruckt hat.

Lovers in Auschwitz: Ein Artikel der New York Times über das Wiedersehen zweier Holocaust-Überlebende, die im KZ von Auschwitz eine kurze Liebesbeziehung hatten und sich im Jahr 2016 wieder trafen, 72 Jahre nach ihrer Befreiung.
Schlichtweg berührend. Lovers in Auschwitz (in Englisch)

Stiftung Gurutest: Eine Artikelserie, in denen ein Blogger in der österr. Qualitätszeitung „Der Standard“ bis zu Weihnachten ein Fensterchen nach dem anderen in seinem persönlichen Adventkalender aufmacht. Er erzählt von Granderwasser für Heizkörper, von Aurachirurgen, von Germanischer Heilkunde, von Rumpologen (das sind Hellseher, die anhand der Form eines Hinterns auf die Persönlichkeit schließen und die Zukunft der „Patienten“ hervorsagen).
Spannend und zornig machend. Stiftung Guru-Test

A History of Cunt: Ich setze mal gewisse Englisch-Kenntnisse voraus und will das Wort „cunt“ nicht großartig übersetzen. Und ja, es geht tatsächlich um die etymologische Einordnung des Wortes. Um seine mögliche Herkunft. Um sprachliche Verwandtschaften. Darum, wie das Wort zu einer Obszönität wurde.
Die Autorin, Dr. Kate Lister, unterrichtet als Dozentin an der Leeds Trinity University. Sie bloggt über alle möglichen Themen der Sexualität und setzt sich explizit für die Rechte von SexarbeiterInnen ein.
Lehrreich und amüsant. A History of Cunt (in Englisch)

A Little Hatred: Ich verehre Joe Abercrombie als Meister der düsteren Fantasy („grimdark“ wird das ja heutzutage genannt). Abercrombies Buch, der Auftaktband einer weiteren Trilogie aus seiner Feder, ist ab Ende Jänner in Deutsch in den Buchläden erhältlich. Titel: „Zauberklingen“. Mein Lieblingsbuch des Jahres 2019.
Derb, spannend, packend. A Little Hatred

Und jetzt noch der versprochene Tipp für die Ohren:

– Am 23. Dezember ist Neil Gaiman auf BBC 3 zu hören (die Sendung wurde am 12. November aufgezeichnet).  Ab 20:30 liest er also, lässt das BBC Symphony Orchestra musizieren und hat Schauspieler David Tennant (aus „Good Omens“) zur Unterstützung mit dabei. Seine Frau Amanda Palmer liefert die Gesangsbegleitung.
Neil Gaiman ist einer der großen Geschichtenerzähler unserer Zeit. „Sandman“ hat die Comicwelt immens bereichert, seine Zusammenarbeit mit Terry Pratchett (bei oben genannter Geschichte „Good Omens“) war bemerkenswert, seine Einzelbücher wie „Anansi Boys“ oder „American Gods“ sind bereits jetzt moderne Klassiker.
Neil Gaiman: Playing in the Dark

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