Im MADDRAX-Jubiläumsband 523 (veröffentlicht zum 20. Geburtstag der Serie) ist ein sehr subjektiv gefärbter Text von mir abgedruckt worden. Wer die Gelegenheit verpasst hat, den Roman zu kaufen, kann diesen Text hier in voller Länge nachlesen. Ich plaudere über mein „schlampertes Verhältnis“ zur Serie und gehe ein wenig auf die Inhalte und die Abenteuer von Matthew Drax in einer postapokalyptischen Horror-SF-Welt ein. Viel Spaß!
„MADDRAX – Die dunkle Zukunft der Erde“ wird also zwanzig Jahre alt? Unsinn. Die Serie ist deutlich älter; zumindest für mich.
Um das zu erklären, muss ich ein klein wenig ausholen. Denn begonnen hatte alles im Jahr 1973, als ich wieder mal ein Primo-Comicheft kaufte und mir eine weißhaarige Heldengestalt mit Schwert in der Hand vom Titelbild entgegenblickte.
Die Primo-Comics waren für mich als Zehnjähriger der Einstieg in eine Welt der bunten Bilder abseits von Micky Maus und Superman. Sie boten so viel mehr – und halfen mir stundenweise durch den drögen Handwerks-, Chemie- und Physikunterricht.
Michael Rush hieß der Weißhaarige auf dem Titelbild. In diesen Geschichten des spanischen Zeichners Jordi Bernet war Rush ein Top-Athlet, der durch die Schandtat eines verrückten Wissenschaftlers, Professor Magor, zweitausend Jahre im Kälteschlaf verbrachte. Als er erwachte, fand er sich in einer barbarischen Welt wieder und abenteuerte ab diesem Zeitpunkt als Andrax durch die Weltgeschichte.
Daran erinnerte ich mich, als ich mich im Februar des Jahres 2000 bei meiner Suche nach neuem Lesestoff durch die Zeitschriftenständer am Wiener Westbahnhof arbeitete und mal in die Nummer 1 der MADDRAX-Serie reinblätterte.
Aha. Durch mysteriöse Umstände landet der Pilot Matt Drax 500 Jahre in der Zukunft. In einer Zukunft mit sonderbaren, gefährlichen Geschöpfen und verdummten Menschen. Der Name des Piloten wird verballhornt zu „Maddrax“. Auch ein verrückter Wissenschaftler namens Professor Dr. Smythe spielt bereits im ersten Heftroman eine prominente Rolle. (Überrascht erfuhr ich viel später, dass auch Mike ein begeisterter ANDRAX-Leser gewesen war und sich beim Konzept von MADDRAX von den Comics inspirieren ließ.)
Es gab also deutliche Ähnlichkeiten zwischen den beiden Serien – und doch war alles irgendwie anders. Die Taratzen auf dem Titelbild von MADDRAX Band 1 Der Gott aus dem Eis faszinierten mich bei weitem nicht so wie diese knapp bis kaum bekleidete Barbarin mit ihrer auffälligen Körperbemalung. Aruula hieß und heißt sie. Von Anfang an zeigte sie, dass sie eine starke Persönlichkeit ist, die Matt die Rolle des Helden nicht einfach so abtreten würde.
Sie mag auf den Titelbildern häufig als stereotypische Barbarin dargestellt werden, steht in sexy Posen umher und ist nur leicht bekleidet. Doch in den Romanen selbst reißt sie oft das Heft der Handlung an sich und stellt mit ihrer barbarischen Unbekümmertheit einen deutlichen Kontrapunkt zu Matthew Drax dar.
Aruula lässt sich von ihm keinesfalls unterbuttern, ganz im Gegenteil. Sie zeigt dem aus einer technisierten Welt stammenden Piloten, was man mit einfachsten Mitteln, gesundem Hausverstand und – vor allem – mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein alles bewerkstelligen kann.
Kehren wir zurück zu meiner ersten Begegnung mit MADDRAX am Wiener Westbahnhof im Februar 2000. Ich hatte also den Roman durchgeblättert – und ihn anschließend wieder in die Ablage einsortiert. Ich kaufte mir den Roman nicht. Meine Erwartungshaltung war vorerst nicht erfüllt worden. Der Genre-Mix war zwar ungewöhnlich, aber er packte mich (noch) nicht so richtig.
Aber die Serie blieb in meinem Kopf präsent. Immer, wenn ich wieder mal einen Kiosk aufsuchte, fielen meine Blicke auf die knalligen, aufregenden Titelbilder. Auf Titel, die mir zusagten. Auf gut geschriebene Textstellen, die ich überflog.
Ich blätterte durch Leserbriefe, die vom Redakteur Mike Schönenbröcher mit ungewöhnlichem Humor beantwortet wurden. Ich las von Autoren, von denen ich manche kannte. Und später waren da auf einmal besondere Gimmicks wie die Falt-Cover oder „Starschnitte“ von Maddrax und Aruula …
Dies alles schrie danach: Da wird eine Serie mit viel Herzblut, viel Ideenreichtum und geschickter Hand in Szene gesetzt. Mir gefiel dieses Kunterbunt an Einfällen immer besser.
Ich war also stetiger Verführung ausgesetzt, MADDRAX wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden. Es wartete ein Leseuniversum auf mich, das deutlich erweitert wirkte, das die Möglichkeiten des Heftromanformats ausreizte und, da es ja in der Frühzeit der Serie quer durch Europa ging, mich auf eine Reise durch immer wieder neue Städte und Länder führte.
Auf einmal hatte ich ein MADDRAX-Heft zu Hause liegen (die Nummer 17) und bald darauf noch eines (die Nummer 20). Und als Maddrax‘ Reise nach Meeraka/Amerika stattfand, gelang es mir problemlos, in die Serie einzusteigen.
Ich wurde nicht gleich zum Stammleser, aber ich hielt mich informiert. Ich liebte vor allem die einzelnen, in sich geschlossenen Abenteuer. Der nur schwach erkennbare rote Faden war für mich nicht sonderlich wichtig. Ich wollte unterhalten werden. Ich wollte die weiße Landkarte in meinem Kopf allmählich füllen und freute mich über jeden neuen Landstrich, den ich in Begleitung von Matt und Aruula erforschen durfte.
Ich begegnete mit Rulfan einer neuen, höchst interessanten Figur. Rulfan hatte eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit Atlan, einem Helden der PERRY-RHODAN-Serie. Doch ich merkte schnell, dass der Mann aus Coellen/Köln kein Abklatsch war, sondern von den Autoren mit einer beeindruckenden Persönlichkeit ausgestattet worden war.
Der Autor Jo Zybell gab der Figur Charakter und Tiefe. Rulfan war ein einsamer Jäger, ein guter Freund, eine zerrissene Person, ein grimmiger Gegner. Er besaß einen ambivalenten Charakter und war für mich eine der prägenden Gestalten der Anfangszeit von MADDRAX. Rulfan war sicherlich einer der Gründe dafür, dass ich gewisse Zweifel in mir überwinden konnte: Sollte ich denn wirklich eine weitere Serie neben all dem Lesestoff kaufen, der sich bei mir zu Hause stapelte? Diese Serie musste es wirklich wert sein, um meine damals sehr karge Freizeit dafür zu opfern. Und ja, sie war es wert.
Machen wir einen kleinen Sprung vorwärts in der Zeit (MADDRAX-Leser sind so etwas ja gewöhnt): Im Jahr 2002 änderte sich in meinem Leben sehr viel. Ich pfiff auf meinen bürgerlichen Beruf, haute bewusst mein letztes Geld auf den Kopf und behauptete von mir, dass ich ab nun Schriftsteller wäre. Ja, klar, ich hatte damit noch keinen Cent verdient – aber das würde schon noch kommen.
Es war die Tat eines Verrückten, der völlig ausklammerte, dass zwei Kinder und eine Frau versorgt werden mussten. Aber ich hatte unglaubliche Unterstützung von allen Seiten und in den nächsten Jahren immer wieder das Glück auf meiner Seite. Ich schaffte es tatsächlich, mich als Autor zu etablieren.
Natürlich war MADDRAX eine höchst interessante Serie für mich, deren Inhalte ich zudem kannte. Ich wollte mich daran versuchen und kontaktierte den Redakteur, Michael Schönenbröcher.
Er machte mir nicht gerade große Hoffnungen. Das Autorenteam wäre gut aufgestellt. Jo Zybell, Bernd Frenz, Claudia Kern und Ronald Hahn wären der Kern eines eingespielten Teams, zu dem gerade Stephanie Seidel dazugestoßen wäre. Aber ich solle doch beim Buchmesse-Con in Dreieich vorbeischauen und mir das MADDRAX-Panel ansehen.
Das tat ich dann auch. Ich saß im Publikum und bewunderte die Autoren samt Redakteur, die mit viel Esprit auf Fragen aus dem Publikum eingingen. Es ging dazumals, wenn ich mich recht erinnere, um die allmähliche Auflösung des Daa’muren-Rätsels, das seit einiger Zeit im Hintergrund der Handlung mitschwang. Es tauchten Gestalten mit unaussprechlichen dreisilbigen Namen auf, ihre Geschichte wurde in winzigen Häppchen dargebracht. Mir als Leser hing der Geifer von den Lefzen, weil ich endlich mehr, mehr, mehr! wissen wollte über diese verdammten Daa’muren.
Natürlich wurde auf dem MADDRAX-Panel in Dreieich nichts Substanzielles verraten. Ich hasste die Leute auf dem Podium inniglich, diese gelernten Sadisten – und schwor mir: Ich wollte unbedingt Autor der Serie werden, damit ich derartige Geheimnisse aus erster Quelle erfahren konnte.
Mike hatte übrigens bei diesem Panel keine Zeit, um sich mit mir zu unterhalten. Andere Fans umdrängten ihn. Ich war viel zu schüchtern, um ihn aus der Menge herauszuzerren und ihm ins Ohr zu brüllen: „Ich will MADDRAX-Autor werden, verdammt noch mal!“ Also schickte ich ihm bald darauf einen Probetext per Mail, um ihm zu zeigen, dass ich was vom Schreiben verstünde, prahlte mit meinem Wissen um die Serie und vergaß die ganze Angelegenheit vorerst mal.
Ich las MADDRAX weiterhin – und ergatterte als Autor bei anderen Serien erste Aufträge. Es war für mich eine Zeit des Hoffens und des Bangens – und auch des Aufbruchs. Ich hatte endlich einen Beruf gefunden, der gut zu mir passte.
Irgendwann kam zeitig in der Früh ein Anruf rein. Ich nahm ihn ziemlich müde entgegen, hörte irgendetwas von „… Probetext in Ordnung …“ und … „versuchen es mal mit Ihnen als Autor …“, antwortete schläfrig „Jaja“ – und legte wieder auf. Um eine halbe Stunde später zu begreifen, was da geschehen war, einen Jubelschrei auszustoßen und mich per Mail bei Mike für meine sonderbare Reaktion zu entschuldigen.
Und so durfte ich mein erstes Manuskript für MADDRAX abliefern. „Wer explodiert, verliert!“ hieß das gute Ding. Es war mit einem ausgezeichneten Cover ausgestattet, das an ein Mad-Max-Wagenrennen angelehnt war und für das ich sehr dankbar war.
Das Ende des Romans musste von Mike intensiv umgearbeitet werden; aber das Manuskript war zumindest so gut, dass ich ein knappes Jahr später fix ins Autorenteam übernommen wurde. Von diesem Zeitpunkt an durfte ich die Expos lesen und wusste stets, wohin die Reise von Matthew und Aruula gehen würde.
Ätsch.
Mein Blickwinkel auf die Serie änderte sich ab diesem Zeitpunkt natürlich. Ich lernte bei MADDRAX viel über die Grundprinzipien des Heftromans, über Figuren- und Geschichtenaufbau, über die Zusammenarbeit mit Redakteur und Kollegen. Ich durfte ab und an aktiv in die Weiterentwicklung der Serie mit eingreifen und Ideen einbringen.
Ich schrieb in den kommenden drei, vier Jahren regelmäßig und viel bei MADDRAX mit. Das Daa’muren-Thema entwickelte sich kontinuierlich weiter. Ich hatte Freude an neuen Figuren wie zum Beispiel Ann Drax, Daa’tan und Thgáan und stellte fest, dass ich mit den Hydriten und den Handlungsbögen auf dem Mars einfach nicht so recht warm wurde (sorry). Ich ließ Aruula ein Fingerglied abschnipseln und bekam dafür einen Shitstorm (früher nannte man das noch nicht so) von der Leserschaft. Ich lernte eine Menge neue Schauplätze kennen, las mich ordentlich in dazugehörige Literatur ein und lernte anhand von MADDRAX-Reiseabenteuern tatsächlich eine Menge über Geographie und Geschichte.
Eine Figur aus dieser Zeit ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Eve Neuf-Deville. Ich erfand die junge, ruhige Psychotherapeutin aus der Bunker-Community Salisbury; sie wurde später auch von anderen Autoren übernommen. Was aber niemand wusste und was ich heute mit einiger Traurigkeit sagen muss, ist, dass Eve ein reales Vorbild hatte. Eve/Eva war eine gute Freundin von mir, die 2018 viel, viel zu früh gestorben ist. Ich habe den – kleinen – Trost, dass sie in den MADDRAX-Romanen verewigt wurde und auf gewisse Weise weiterlebt.
Zurück zur Serie: Sie lief und lief und lief. Ein neuer Jubiläumsband stand vor der Tür, die Nummer 200. Nach dem Kontinent Ausala/Australien würden Matt und Aruula nun den Boden von Afra/Afrika betreten.
Es gab eine Autorenkonferenz in Bastei-Verlagssitz in Bergisch Gladbach, bei dem ich mit dabei war und bei dem wir die Handlungspflöcke für den kommenden Zyklus festklopften. Es war ein ziemliches Kunterbunt an Ideen, das bei diesem Treffen herauskam. Aber der Einfall, auf den ich bei der konzeptionellen Arbeit für MADDRAX eigentlich am meisten stolz bin, war der für die Figur Pilâtre de Rozier.
De Rozier gilt in der realen Welt als Erfinder einer besonderen Form des Heißluftballons – und als erstes Todesopfer der Luftschifffahrt im Jahr 1785. Ich habe seine Lebensgeschichte leicht abgeändert und sie mit MADDRAX handlungskompatibel gemacht, sodass Pilâtre eine Zeitreise machen konnte und in Band 214 mitten im afrikanischen Dschungel auf Matt Drax stieß.
Ich halte diesen Band für meine beste Arbeit für die Serie. Da hab ich wirklich viel Herzblut reingesteckt und wurde darüber hinaus mit einem hervorragenden Titelbild belohnt.
Der große Handlungsbogen mit den Daa’muren fand allmählich seinen Abschluss. Neue Bedrohungen wie die Schatten und die Archivare drängten in den Vordergrund.
Es war ganz klar: Nachdem Matthew Drax, Aruula und all seine Wegbegleiter mittlerweile so gut wie jeden Flecken auf der Erde abgeklappert hatten, musste zumindest das Setting geändert werden, um die Geschichten nicht wie in einer Endlosschleife immer wieder neu zu erzählen.
Bei mir war indes die Luft ein bisschen raus. Ich hatte andere Projekte am Laufen, etablierte mich mittlerweile am Buchmarkt und hatte nicht mehr die Zeit, die die Arbeit an einem MADDRAX-Roman brauchte. Also bat ich Mike, mir Themen zu geben, die relativ weit weg von der Gesamtkonzeption waren und die ich als Einzelbände und –abenteuer gestalten konnte. Das klappte aber nicht so gut, wie ich es mir vorstellte, also wurden die Pausen zwischen meinen Romanen immer größer. Neue Autoren stießen zum Team, alte verabschiedeten sich. So, wie sich die Serie wandelte und neue Inhalte in den Vordergrund traten, kamen neue Kollegen zum Zuge. Kollegen, die ausgezeichnete Arbeit leisteten und die den Überblick über die immer komplexer werdende Serie behielten.
Mit Band 400 ging die Redaktion ein großes Wagnis ein, als sie den Kurs drastischer als jemals zuvor änderte. Matthew und Aruula verließen die Erde und sollten sie erst viele, viele Romangeschichten später wieder betreten.
Das Ringweltsystem bot ein gänzlich neues Universum für unsere Helden. Das Personarium änderte sich, der Science-Fiction-Aspekt der Serie wurde stärker betont. Schnurrer, eine beim Leserpublikum beliebte Figur, tauchte auf und begleitete Aruula bei ihren Abenteuern.
Dieser Zyklus könnte zwar weiter unterteilt werden, aber im Prinzip umfasst er hundert Bände. Sprich: In der Realzeit vergingen fast vier Jahre, bis er in einen fulminanten Band 500 mündete.
Ich hatte in dieser Phase kaum Zeit für MADDRAX-Romane. Ich muss auch gestehen, dass ich mich bei meinen letzten beiden Manuskripten grässlich vergaloppiert hatte und danach eine Weile ziemlich ausgelaugt war.
Ich hatte mich zu dieser Zeit oberflächlich mit Quantenphysik auseinandergesetzt und wollte das Thema bei MADDRAX einbringen. Aus einer ziemlich spinnerten Idee wurde das Volk der Saven, das völlig „verkehrt“ war. Ich weiß noch, wie sehr ich bei der Recherche zu meinen beiden Saven-Romanen geflucht habe. Die Arbeit daran wollte und wollte einfach nicht enden …
Ich war also müde von MADDRAX, obwohl mir die Romane nach wie vor gut gefielen. Leute wie Sascha Vennemann und Lucy Guth schrieben sich endgültig frei und brachten neuen Schwung in die Serie. Und bei mir stieg allmählich die Vorfreude auf Band 500.
Ich war schon lange nicht mehr auf den Autorenkonferenzen mit dabei gewesen und erhielt meine Informationen über die neuen Inhalte ausschließlich aus den Exposés. Als ich dann das Konzept für den Beginn des neuen Zyklus las, war ich so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Nach dem Fremdwelt-Zyklus sollten wieder Reiseabenteuer her, und zwar auf einer Erde, die ein klein wenig anders war als jene, die wir bislang kennengelernt hatten. Ich wusste, dass ich da unbedingt wieder einen Roman schreiben musste, komme, was wolle.
So verfasste ich die Lebensgeschichte von Aran Kormak. Diese Figur hatte so viel zu bieten, dass ich sogar um einen zweiten Band bat; vor allem den Roman 503 zähle ich zu meinen liebsten. Die Entwicklung von bösen, sinistren Gestalten sind für einen Autor nun mal was Wunderschönes.
Und jetzt sind wir also bei Band 523 angelangt. Wahnsinn. MADDRAX gibt es seit genau zwanzig Jahren. Dieser Erfolg ist bewundernswert; keine andere Serie hat sich in diesem Zeitraum im deutschsprachigen Raum etablieren können.
Der Erfolg hat viele Mütter und Väter, aber natürlich muss man Jo Zybell als wichtigsten Autor der Serie ganz besonders erwähnen – und Redakteur Michael Schönenbröcher, für den MADDRAX immer ein Lieblingskind war. Er ist verantwortlich für diese verrückten Ideen à la „Starschnitt“, Titelbilder mit 3D-Effekt und die optische Gestaltung der Figuren. Er betreut die Leserkontaktseite, behält die Zügel in der Hand und sortiert die Handlungsfäden stets aufs Neue, er koordiniert die Autoren (ich weiß, dass Flöhe leichter zu hüten sind), hilft bei der Arbeit an den Exposés, sorgt für die Social-Media-Auftritte der Serie. Auch die Idee zu dem Crossover mit PERRY RHODAN, das in diesem Band Wirklichkeit wird, hatte er seit Jahren auf dem Wunschzettel.
Lasst mich kurz noch über dieses Crossover plaudern. Ein Ausflug von Matthew Drax in die Welt von Perry Rhodan (für die ich ja auch schreibe) ist höchst ungewöhnlich; schließlich sprechen wir nicht nur von unterschiedlichen Universen, sondern auch von Serien, die bei verschiedenen Verlagen erscheinen. Mit Oliver Fröhlich hat definitiv der richtige Autor diesen Band geschrieben. Er und Mike haben Maddrax so gekonnt in das Szenario der beiden ersten RHODAN-Bände eingefügt, dass die Universen für eine kurze Weile miteinander verschmelzen, ohne dass es zu Unstimmigkeiten kommt.
Es gibt eine Menge Unterschiede zwischen den zwei Serien, die man sich mal klarmachen muss: MADDRAX bietet Leseabenteuer mit einem einzigartigen Genre-Mix, PERRY RHODAN ist Space Opera pur und zweifellos die erfolgreichste Science-Fiction-Serie aller Zeiten. Die Verlagsstrukturen sind unterschiedlich, die Größe der relevanten Abteilungen ebenso. Bei PERRY erarbeitet ein Expokraten-Duo die Handlungsvorgaben für die Autoren, unterstützt von einem Redakteur und einer Technikberaterin. Bei MADDRAX wird die Handlung eines Romans vom Autor gemeinsam mit Mike am Telefon besprochen („Brainstorming“ ist dabei sein Lieblingswort) und gemeinsam in Exposéform gebracht. PERRY muss einem hohen technischen Anspruch gerecht werden, bei MADDRAX bleibt man bodenständig und bringt Humor und sogar Parodien ein.
Was die beiden Serien vereint, ist der Anspruch. MADDRAX und PERRY RHODAN wollen ihre Leser bestmöglich unterhalten. So werden an das ganze Team höchste Ansprüche gestellt. In jedem Text steckt viel Hintergrundarbeit mit drin – und noch mehr Herzblut. Wir alle wollen, dass ihr, die Leser, für ein paar Lesestunden in fremde, exotische Universen eintaucht und euch wohl fühlt. Das scheint uns bei beiden Serien gelungen zu sein.
Und damit sind wir wieder beim Thema dieses ganz besonderen Romans: Die MADDRAX-Serie ist nunmehr zwanzig Jahre alt. Ich erspare euch weitere rührselige Anekdoten dazu, denn dann müsste ich drüber nachdenken, wie alt ich mittlerweile geworden bin.
Zwanzig Jahre MADDRAX – das ist eine Wahnsinnsleistung aller Beteiligten. Die mit Band 500 erfolgte Neuausrichtung tut MADDRAX spürbar gut. Alles deutet darauf hin, dass die Serie weiterhin viel Erfolg haben wird und innovativ bleibt. Neue Meilensteine warten – und viele, viele spannende Abenteuer mit Matthew Drax und Aruula.
Nun wünsche ich euch ganz viel Spaß mit dem 523. MADDRAX-Roman der Serie, in dem mein Kollege Oliver Fröhlich zwei Universen vereint. Ich durfte das Manuskript übrigens schon lange vor euch lesen.
Ätsch.
(Die Cover sind allesamt © Bastei Verlag.)
Ein sehr interessanter Bericht, den ich stellenweise – auf mehreren Ebenen – gut nachvollziehen kann. Zum einen als Leser, ich war bei MX ab Band 1 dabei (Ohne Andrax-Vorwissen, denn das war vor meiner Lesezeit), zum anderen als Autor, denn der nächste erscheinende Band (Nr. 525) stammt tatsächlich aus meiner Feder. Obwohl ich Nr. 365 mit dem ebenfalls schon erwähnten Namensvetter Oliver Fröhlich schreiben durfte, fühlt es sich diesmal doch ganz anders an.
Ach ja, Pilatre de Rozier und die Abenteuer in Afrika (inklusive Spin-Off) fand ich fantastisch, nachdem ich mit dem Australien-Zyklus ein wenig Probleme hatte.