Von vornherein stand für mich fest, daß ich mir einen Teil des Geldes für diese Reise unterwegs verdienen muß. Andernfalls würde ich mir diese Auszeit von einem „normalen“ Leben schlichtweg nicht leisten können. Ich bin nicht reich, ich verfüge auch über keinerlei Reserven. Ich hoffte also darauf, daß mir jene Verlage, mit denen ich regelmäßig zusammenarbeite, weiterhin Aufträge zukommen lassen würden. In dieser Hinsicht sieht es mittlerweile recht gut aus, ich bekomme große (moralische) Unterstützung und prinzipielle Zusagen.
Um unterwegs schreiben zu können, habe ich mir in den letzten Monaten einen geeigneten Arbeitsplatz zurechtgezimmert und eine funktionelle Technikumgebung aufgebaut. Schließlich habe ich vor, dort, wo es geht, zu campieren. Weil ich’s gern mache – und weil es die kostengünstigste Variante ist. Noch ist nicht alles zufriedenstellend geklärt (offen ist zum Beispiel., wie ich es mit dem Aufladen meines Netbooks mache), aber ich bin mittlerweile auf einem guten Weg.
Mein wichtigstes Arbeitsgerät ist nun mal das Netbook. Es ist ein schon älteres MacBook Air (2015), das über den Winter ein Service bekommt und dessen Akkuleistung dann wieder bei ca. zwölf Stunden bei reinem Schreibbetrieb liegen sollte. Damit kann man schon ein bißl was anfangen. Darüber hinaus habe ich mir – ausschließlich für die Reise – ein iPhone und ein iPad zugelegt. Ich fange mit beiden Geräten eigentlich nix an, muß mich in dieser Hinsicht aber mit mir selbst arrangieren.
Beide Geräte lassen sich über den Bordnetzstecker meines Motorrads laden. Ich hab mir eine wasserdichte Kabelvariante zurechtgezimmert, die es mir erlaubt, die beiden Geräte während des Fahrens abwechselnd aufzuladen. Sollte also das Netbook leer sein, arbeite ich mit dem iPad weiter, für das ich mir eine eigene Tastatur zugelegt habe. Erste Tests zeigen, daß die Schreibbequemlichkeit leidet, ich aber dennoch unter akzeptablen Bedingungen arbeiten kann.
Mein Arbeitsplatz ist das Topcase des Motorrads. Ich klappe den Deckel hoch, lege iPad oder MacBook auf die mit Kleidung ausgepolsterte Innenfläche – und los geht’s mit dem Tippen. Das Topcase ist groß genug, um schriftliche Unterlagen neben dem Rechner auszubreiten – und der geöffnete Deckel dient auch noch als Sonnenschutz. Das Schreiben im Stehen ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber es ist gar nicht so schlecht, mal zwischendurch ein paar Schritte zur geistigen und körperlichen Auflockerung machen zu können.
Ein weiteres, ganz wichtiges Detail ist, daß ich mir eine Teetasse auf den Deckle eines Seitenkoffers stellen kann. Mein Heißgetränk ist damit immer griffbereit. Derartige Details helfen mir enorm, mich beim Schreiben wohlzufühlen – und ein gewisser Wohlfühlfaktor ist wichtig für mich beim Tippen und Nachdenken.
Das iPhone schafft mir die Verbindung zur Außenwelt. Mein Handyvertrag erlaubt es, innerhalb der EU Daten in ausreichender Menge zu verschicken und zu empfangen, ohne überhöhte Roaminggebühren abliefern zu müssen. Im Kaukasus, Nordafrika und Rußland werde ich natürlich andere Möglichkeiten zur Datenkommunikation finden müssen, aber auch da zeichnet sich bereits eine Lösung ab.
Das Handy soll mir auch als GPS-Gerät in mancher Weltgegend dienen. Das gute Ding bekommt für meine große Reise eine stabile und natürlich wasserdichte Halterung am Lenker.
Worüber ich in den letzten Tagen und Wochen lautstark nachdenke, ist eine Action-Kamera, die Filme vom Motorradfahren machen soll. Ob und wie ich das mache, darüber entscheidet mein Geldbörsel im kommenden Winter.
Die ersten Testfahrten haben vor allem eines gezeigt: Es paßt eigentlich alles recht gut, ich fühle mich wohl. Aber es fehlt mir im täglichen Ablauf vor allem die Zeit. Ich bin einige Stunden unterwegs und muß gewisse Kilometerleistungen erbringen, um meine Reiseziele zu erreichen (für manche Destinationen gibt es recht enge Zeitfenster, innerhalb derer ich größere Distanzen zurücklegen muß). Weitere Stunden fallen für Zeltauf- und abbau, fürs Kochen, fürs Organisieren des jeweiligen Standorts weg. Dann sollte ich zumindest drei bis vier Stunden am Tag schreiben, um mein Soll erbringen zu können, und, ach ja, schlafen sollte ich auch noch zwischendurch.
Mit der notwendigen Disziplin läßt sich so was ja ein paar Tage oder einige Wochen durchhalten. Aber ich bin ja bis zu 18 Monate unterwegs. Möchte ich tagaus, tagein einen derart eng getimten Ablauf haben? Halte ich das durch? Was ist mit meinen geplanten Wanderungen, was mit Sightseeing, mit der „Freizeit“ im allgemeinen?
Um also ein wenig persönlichen Freiraum zu bekommen, werde ich da und dort reduzieren. Ich werde mir meine Schreibzeit definitiv anders einteilen als im Normalbetrieb. Normalerweise gebe ich mir bei Auftragsarbeiten wie einem PERRY RHODAN-Roman ein Tagessoll von 10.000 bis 12.000 Anschläge (grob 2.000 Wörter) vor. Während meiner „Alte Eisen auf Reisen“- Tour möchte ich auf 5.000 bis 7.000 reduzieren. Denn es soll ja in dieser Zeit auch ein eigenständiger Fantasyroman entstehen, den ich mit 2.000 Anschlägen pro Tag und parallel schreiben möchte (das Konzept dazu liegt bereits in meiner virtuellen Schublade). Eine Art Reisetagebuch möchte und muß ich auch verfassen (dazu erzähle ich im nächsten Beitrag ein wenig mehr), die Social Media-Seiten gehören befüttert, Mails beantwortet … Um mir zumindest die Angelegenheit mit dem Reisetagebuch zu erleichtern, überlege ich derzeit, einen Reisepodcast zu gestalten. Ich weiß noch nicht, ob das für mich praktikabel ist, aber ich denke zumindest mal drüber nach.
Es gibt für mich in den nächsten Wochen und Monaten noch sehr, sehr viel zu tun. Aber ich denke, daß ich mit der persönlichen Infrastruktur, die ich mir rund um das Motorrad aufbaue, schon auf einem recht guten Weg bin.
Weitere Beiträge zur Alte Eisen auf Reisen-Tour finden sich hier:
Hier geht’s zur Überblicksseite.
Hier schreibe ich darüber, was PERRY RHODAN damit zu tun hat.
Hier beschäftige ich mich mit den Schwierigkeiten, die mich auf meiner Reise erwarten könnten.
Hier schreibe ich, wie ich das Motorrad und mich reisetauglich mache.
Hallo mal wieder! Die Action-Kamera würde ich an deiner Stelle bleiben lassen. Videos von einer ganz normalen Motorradfahrt sind in der Regel ziemlich öde. Da muss man schon einen Elch rammen, ein bißchen Action bei einer Geländefahrt filmen oder ein richtiger Schräglagenkönig sein damit da tolle Videos rauskommen. Und wenn du Abends nach einer langen Fahrt genau das eine Standbild von einer Stelle suchst, die dich tagsüber beeindruckt hat, ist das recht zeitaufwendig.
Ich geb Dir absolut recht, Deine Argumente kann ich nur unterschreiben.
Meine Frage ist bei allem, was ich mitnehme: Hat es einen Mehrwert, läßt es sich kombiniert verwenden? Erspare ich mir damit die Kamera, die ich sowieso mitnehmen wollte? – Vermutlich nicht, aber ich denke halt drüber nach. Mit ein wenig Glück kann ich bei einer kürzeren Tour noch heuer eine Action-Kamera austesten und sehen, ob sie für mich sinnvoll ist.
Danke für Deine Kommentare!