In meiner Selbsteinschätzung bin ich ein halbwegs begabter Autor, der im Laufe seiner Karriere immer wieder mal das Glück hatte, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Das ist kein Kokettieren und hat auch nix mit dem Erheischen von Komplimenten zu tun. Ich versuche, mich nicht kleiner, aber auch nicht größer zu machen als der, der ich bin.
Ich habe Schwächen. Eine davon ist meine Faulheit, die zweite ist mangelnder Ehrgeiz. Das wirkt sich vor allem auf strukturelle Dinge bei meinen Texten aus. Ich könnte Romane deutlich besser aufbauen – aber mir fehlt da oft der Wille. Es ist für mich verlorene Lebenszeit, wenn ich mir über den Aufbau einer Geschichte großartig Gedanken mache. Ich tue das, wenn ich andere Texte lektoriere oder in Schreibcamps die Arbeiten meiner Schüler/Kollegen seziere. Da funktioniert das auch. Aber bei meinen eigenen Texten reduziere ich diesen Teil der Tagwerks auf ein Minimum.
Es gibt weitere Schwächen, aber die verrate ich besser doch nicht. Eigentlich wollte ich ja über eine Seite an mir als Autor schreiben, auf die ich ziemlich stolz bin.
Ich hab es schon dann und wann mal erzählt, daß ich es liebe, in die Ecke geschrieben zu werden. Sprich: Ich hab mich in einem Text derart in Widersprüchen verheddert, daß es einfach keinen Weg mehr gibt, da jemals wieder rauszukommen. DANN wird für mich das Schreiben erst so richtig interessant. DANN bin ich in meinem Dafürhalten richtig gut. Ich suche und finde Lösungen. Sie mögen nicht immer besonders toll sein, aber ich finde sie. Immer.
Das geht so weit, daß ich es bewußt drauf anlege, in dieser Ecke zu landen. Ich schreibe meine Figuren zum Abschluß eines Arbeitstages bewußt in eine prekäre Situation und lasse den Text dann über Nacht ruhen. Und ich freue mich darauf, am nächsten Tag an Sätzen wie diesen hier anschließen zu dürfen:
„… Blut spritzte fontänenartig aus seiner Hauptschlagader, das heftig pumpende Herz hing aus dem Brustkorb, die Wälzmaschine plättete seine Oberschenkel soeben zu Mehl, im Kopf staken drei vergiftete Pfeile, im Magen klaffte ein Loch so groß wie der Bodensee – und der Fingernagel des linken Zeigefingers war zu allem Überdruß auch noch eingerissen …“
Es gibt für mich nix Schöneres, als an diesem Punkt fortzufahren. Da werden die grauen Zellen aktiv, da bekommen sie zu arbeiten. Derart zwinge ich mich, auf Adrenalin zu schreiben und Lösungen zu finden.
Daran denke ich gerade, während ich über einem Exposé zur Miniserie PERRY RODAN Wega sitze und grüble. Das Mail eines First Readers, in dem steht, daß ich das Gimmick X überhaupt nicht verwenden kann, weil Y das schon vor 800 Jahren vernichtet hat und die Figur Z, die ich umbringen möchte, ja gar nicht in der Nähe des geplanten Schauorts sei – es fordert mich heraus.
Ich fühle mich gerade ungeheuer wohl.
Grusel beim Strassenbau
Drei Leute vom Rettungsdienst hatten reichlich Gelegenheit, ihre Qualifikation unter Beweis zu stellen. In ihrem Bericht war das Folgende zu lesen:
„… Blut spritzte fontänenartig aus seiner Hauptschlagader, das heftig pumpende Herz hing aus dem Brustkorb, die Wälzmaschine plättete seine Oberschenkel soeben zu Mehl, im Kopf staken drei vergiftete Pfeile, im Magen klaffte ein Loch so groß wie der Bodensee – und der Fingernagel des linken Zeigefingers war zu allem Überdruß auch noch eingerissen …
Diese Person wurde wohl versehentlich von einer Maschine erfasst, deren Funktionalität auf Anhieb nicht zu erkennen war. Ein Walz- oder Wälzwerk hatte sie erfasst undso bearbeitet, dass eine Hauptschlagader auf einer Länge von ca. 25 cm völlig zerfetzt wurde.
Die Blutung konnte nur gestoppt werden, indem wir das Herz still und an seinen Platz zurück legten.
Das riesige Loch im Magen entstand, als die Maschine den Körper bäuchlings gegen den Boden drückte, und dies zum Unglück der verunfallten Person genau auf einem Baumstumpf mit abgeschrägter Sägestelle bei einem Durchmesser von 13 cm.
Es konnte vor Ort nicht festgestellt werden, auf welche Weise diese drei Dart-Pfeile in den Hinterkopf gelangten; anscheinend hatte einer der herbeigeeilten Zuschauer das Bedürfnis, ein wenig Dart zu trainieren. Der Verdacht auf Gift an den Pfeilspitzen hat sich nicht bestätigt; es handelt sich um Würz-Ketchup von HEINZ, angereichert mit Currywurst-Partikeln. Die Polizei schmeckte 180 Finger von 30 Passanten erfolglos ab.
Während unserer Bemühungen ist uns diese Person unter den Händen weggestorben. Der Riss an einem Fingernagel der linken Hand konnte leider nicht wirksam behandelt werden und führte zum Tode.“
Tage später ging den Angehörigen eine Rechnung des Rettungsdienstes zu. Für den Transport der Leiche berechnet man 1250 oiro, und die Reinigung des Rettungswagens wurde mit 560 oiro fakturiert.
In Freude leben – rentabel sterben!
Ihre Retter in der Not.
😅