PERRY RHODAN und Maschinschreiben

Ich hatte von 1977 bis 1979 Maschinschreib-Unterricht an der Schule. An einer kaufmännischen Schule, die für mich so falsch war, wie es fälscher kaum geht. Ich wurde in Fächern wie „Betriebskunde“, „Stenographie“ oder „Kaufmännisch Rechnen“ gequält, deren Inhalte ich unmittelbar nach der Matura (Abitur) wieder vergessen hab. Daß mir ausgerechnet die endlosen Stunden und die Krämpfe in den Fingern beim Maschinschreiben irgendwann einmal zugute kommen – damit hab ich allerdings nicht gerechnet. Jedenfalls beherrsch ich die Tastatur heutzutage recht gut. Dazumals war der Unterricht eine Qual. In der Schule standen halbautomatische Geräte zur Verfügung, zu Hause mußte ich an einer Maschine tippen, die noch meiner Mutter gehört hatte und aus den Fünfzigern des 20. Jahrhunderts stammte. Das Gerät war sechs Kilogramm schwer und jeder einzelne Tippser erforderte viel Krafteinsatz. Meine Freunde hatten allesamt leichtere und handlichere Geräte, meines war ein richtiges Monstrum, dessen Buchstaben sich beim Anschlagen auch immer wieder verhakten. Und dann die Sache mit dem Tipp-Ex, mit den Verbesserungen … Die Hausaufgaben erforderten stundenlanges stupides Üben. Seltsame Buchstabenkombinationen, Texte mit fast ausschließlich ungewöhnlichen Sonderzeichen, Arbeiten auf Geschwindigkeit … Ich hab es gehaßt, wobei ich ehrlicherweise sagen muß, daß ich alles haßte, was mit Schulunterricht zusammenhängt (oder hab ich das etwa weiter oben schon erwähnt?). Auch die Erstellung von Tabellen war ein Teil des Maschinschreib-Unterrichts. Da hieß es schon mal: „Als Hausaufgabe gibt es zehn Seiten Tabellentext!“ Oh, wie ich es haßte! (Ja, ich weiß, Wiederholungen als Stilmittel sind out.) Aber mir kam meine eben erwachte Leidenschaft für PERRY RHODAN zugute – und so habe ich seitenweise die Romane ab der Nummer 1 samt Titel abgetippt, fünfzig Hefte pro Seite. Sprich: Ich habe jedes einzelne Heft zur Hand ge- und die Daten übernommen, um die Mappe dann zur Kontrolle an die gestrenge Lehrerin weiterzureichen. (Bei einer späteren Hausübung hab ich auch die Rißzeichnungen abgeschrieben, was noch komplizierter gewesen sein dürfte.) Die Dame hat meine Arbeiten nicht sonderlich gewürdigt und ich glaube, daß sie sie nicht einmal angesehen hat. Dabei hätte ich mir alleine für die vielen Punktlinien einen Römischen Einser verdient! Nun, es reichte grad mal für einen Vierer im Jahreszeugnis. Aber immerhin halte ich heute noch den unwiderlegbaren Beweis dafür in Händen, daß ich bereits im Alter von vierzehn Jahren vollends dem Rhodan-Virus verfallen gewesen war.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Zeitreisender sagt:

    Danke für diesen interessanten Blogpost!
    Ich bin dem Rhodan-Virus auch in der Schule (Gymnasium) verfallen.
    Ich hatte einen Schulkameraden in der 8. Klasse, der in jeder Pause in den Pausen-Raum ging und Perry-Hefte las (auch in der sog. 5 Minuten-Pause). Er wurde von mir und meinen Mitschülern dafür gehänselt und wir machten uns regelmäßig lustig über ihn. Bis er mir in irgendeiner Pause (ich saß zufällig neben ihm) ein Perry-Heft gab und sagte, ich könnte doch auch mal reinlesen (anstatt ihn ständig auszulachen). Ich nahm das Heft mit nach Hause und habe es regelrecht verschlungen (ich glaube es war PR 312: Das Geheimnis der Regenwelt).
    Von diesem Moment an war ich infiziert und ich habe mich nie mehr lustig über ihn gemacht…
    Ich habe neulich nochmals PR 312 gelesen, es war eine interessante Zeitreise.
    In diesem Sinne! Viele Grüße vom Zeitreisenden!

  2. Was für euch PR ist, war für mich als Kind JS. Band 329 „Der Ghoul, der meinen Tod bestellte“, von meiner älteren Schwester „ausgeliehen“ und mit acht, neun Jahren ängstlich gelesen. Zu PR bin ich viiiiiiiiiiiiiel später erst gekommen. Ein paar Einstiegsversuche vor einigen Jahre, alle Hefte gekauft seit Band 2500, aber erst jetzt mit diesem Zyklus eingestiegen. Außer es zählt auch NEO, da bin ich auch eingestiegen.
    Was das Tastschreiben angeht: 2010 durfte ich mich Landesmeister von NRW nennen, gleichbedeutend mit dem deutschen Vizemeistertitel in der Altersklasse X (Ü25) der Berufsschüler.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s