Einsteins Tränen

PR1165Auf den PERRY-Roman mit der Nummer 1165 hatte ich mich als Leser, damals, im Jahr 1983, besonders gefreut. Willi Voltz-Romane übten eine ähnliche Faszination auf mich aus wie Geschichten von Carl Barks, die in der Micky Maus erschienen. Sie waren herausragend, ohne daß ich mit meinen knapp 21 Jahren hätte sagen können, woran das lag.
Ich hatte mit dem aktiven Fandom nichts am Hut und wußte kaum etwas über die Autoren, die hinter der PERRY RHODAN-Serie steckten. Willi Voltz schrieb als Expokrat  Romane, die die Zyklushandlung vorantrieben, und er hatte ein extrem gutes Händchen für Figuren. Es gab also viele Gründe, mich auf Einsteins Tränen zu freuen.

Ich kann mich noch daran erinnern, daß ich den Roman zwar sehr mochte, ich aber meinte, schon bessere Texte von Willi Voltz gelesen zu haben. Mir sagte das Thema auch nicht besonders zu.
In PERRY RHODAN 1185, als zwanzig Wochen nach der Veröffentlichung von „Einsteins Tränen“, erschien auf der Leserkontaktseite die Nachricht, daß Willi Voltz tot wäre. Es war ein zweiseitiger, schwarz eingerahmter Text, der von Walter Ernsting stammte und ein wenig über den Menschen hinter dem Autor erzählte. Aufgrund der Phasenauslieferung der Romanhefte damals habe ich diese Nachricht acht Wochen später als die bundesdeutschen PERRY-Fans erfahren, und sie hat mich richtig erschüttert. Willi Voltz hatte in seinen Romanen vermittelt, selbst noch jung zu sein. Ich konnte seinen Tod nicht verstehen und habe lange gedacht, daß das ein verdammt blöder Scherz sei. Niemals mehr wieder sollte ich einen neuen Voltz-Roman lesen dürfen?

Vor einigen Tagen ist nun der Silberband 139 mit dem Titel „Einsteins Tränen“ 1386herausgekommen. Das hat in mir alte Erinnerungen geweckt – und ich spüre eine Art Nachhall meiner damaligen Traurigkeit.
Die Silberbände sind kein Kompendium oder simpler Nachdruck der Heftromane. Ich weiß, wie sorgfältig Hubert Haensel bei der Zusammenstellung der Bücher vorgeht und wie viele Gedanken er sich bei der Arbeit macht.  Er läßt Zusammenhänge deutlich werden, die, wenn man die Heftromane gelesen hat, nicht gleich erkennbar waren. Er sorgt für fließende Übergänge zwischen den Romanen und kürzt dort, wo es notwendig ist, ohne dabei die Substanz der einzelnen Texte anzugreifen. Für mich sind die Silberbände etwas völlig Selbständiges. Durch Huberts Auswahl der Romane für den Band 139 ergibt sich zum Beispiel ein deutlicheres Bild der Handlung um Taurec und Vishna – und Voltz‘ letzter Roman kommt viel besser zur Geltung.
Wenn ich mir den Silberband mit dem Titel „Einsteins Tränen“ ansehe, dann denke ich mir: Es wird im Rahmen der Buchserie niemals mehr wieder etwas von Willi Voltz veröffentlicht werden. Schade.

 

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