Die Ruine

Ab und zu komme ich ja doch dazu, abseits vom Schreiben ein bißl was zu unternehmen. Das ist auch dringend nötig. Schließlich hol ich mir die besten Inspirationen aus dem „wahren“ Leben.

Erst vor wenigen Wochen hab ich erfahren, daß es unweit von meinem Arbeitsdomizil in Kärnten eine verfallende Burgruine gibt. Sie wäre gut versteckt, es gebe keinerlei Hinweistafeln, sie wäre frei begehbar. Na, da war mir gleich klar: Da muß ich hin.

Mit dem Notwendigsten im Rucksack machte ich mich auf den Weg, eigentlich durch eine Gegend, die ich recht gut kenne. Das änderte sich erst auf den letzten Kilometern, als es nordöstlich wegging, hinein in den Wald und steil bergauf, hoch bis zum letzten Bauernhof mit seiner wunderschönen Almwiese. Irgendwo dröhnte eine Motorsäge. Zwei Alte tuckerten mit ihrem Traktor an mir vorbei und beäugten mich mißtrauisch, als ich mich nach der Ruine umsah – und sie auch recht bald entdeckte.

Es ist nicht mit Worten wiederzugeben, was ich dort oben gesehen und gefühlt habe. Ich war augenblicklich in anderen Welten gefangen. In der Vergangenheit, in einer Parallelwelt. Weit weg von dem, das sich Realität nennt.
Die Ruine wird bald nicht mehr als solche zu erkennen sein. Niemand kümmert sich darum, den Verfall aufzuhalten. Die paar Steinreste haben halt keine große historische Bedeutung.

Mutmaßlich entwickelte sich die Wehrburg aus einem Hof, der auf dem selben Fleck stand, und zwar bereits im 9. Jahrhundert. Die Burg wechselte im Lauf ihrer Geschichte oft den Besitzer, wurde zerstört und wieder aufgebaut, verschachert und belehnt. Im Jahr 1690 wurde sie von einem Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie wurde unbewohnbar und verfiel. Keiner der Nachbesitzer kümmerte sich um einen möglichen Wiederaufbau, und so verschwinden allmählich die letzten Reste der Wehrburg unter Moos und Bäumen.

Nichts hält ewig. Die Natur holt sich zurück, was ihr einstmals genommen wurde. Ich finde das schön und traurig gleichermaßen.
Ich lasse euch jetzt mit den Bildern alleine. Mit farbigen und Schwarz-Weiß-Impressionen, die gar nicht so richtig wiedergeben können, was das menschliche Auge sieht, was man riecht und spürt.

Ach ja: Hier gibt’s ein paar historische Infos: Ruine Alt-Treffen 

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Das ehemalige Haupttor
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Blick über die Ruinen Richtung Nockberge
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Der erhaltene Turm
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Anderer Blickwinkel auf den Turm
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Ringmauer Richtung Südwest
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Ringmauer Richtung Osten. Hier geht’s gut 30 Meter runter
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Blick Richtung Westen
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Mauerreste des Palas
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Durchs Fenster des Palas
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Gegenlicht
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Bäume wachsen, wie sie wollen
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Ein Teil der Bäume wurzelt in den Mauerresten
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Ein Baum fällt – und er zieht mit seinen Wurzeln Teile des Gemäuers aus dem Untergrund
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Noch steht sie. Noch.

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Andi P aus F sagt:

    Ein Traum

  2. Karin Kollmann sagt:

    Ich habe auch schon solche Ruinen gesehen und kann Deine Gefühle gut verstehen.
    Gruß von Karin

  3. Gabriele Witz-Ackermann sagt:

    Schöööön. Nicht nur schreiben kannst du sehr gut, auch das fotografieren liegt dir. Grüße Gabi

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