(Gastbeitrag von Marlene von Hagen)
Alle Wege führen zur Frankfurter Buchmesse. Es gehört beinahe zum guten Ton, sich mindestens einmal auf dem Weg dorthin zu machen – oder sich von dort weg zu verfahren. Einige AutorInnen, ÜbersetzerInnen und LektorInnen wissen, wovon ich rede, denn es ging heuer nicht nur mir so. Dies hatte natürlich wenig mit der Messe zu tun oder mit der wunderbaren Organisation vor Ort. Sondern einfach mit dem Karma, das dieses Jahr die Messe begleitete.
Es gab Irrwege und wundersame „Zufallsbegegnungen“, die von Schicksal des „Sich-Verfahrens“ herrührten. Aber Spaß beiseite. Wer mit dem Auto anreiste, wurde von dem abseits gelegenen Parkhaus mit dem Bus-Shuttle direkt ins Messegelände gebracht. Menschen wie ich, die alles öffentlich zurücklegten, konnten sowohl mit der U-Bahn als auch mit der Straßenbahn anreisen. Für eine Wienerin wie mich war es etwas befremdlich, dass U-Bahnen wie S-Bahnen alle von einem Gleis abfuhren. Man musste aufmerksam das Display der Bahnen beobachten, um nicht im falschen Zug zu landen. Zur allgemeinen Beruhigung: Auch Ortsansässige verirrten sich. Für Besucher der Messe, die wie ich vom Flughafen direkt anreisen wollten, bot sich die S-Bahn als ideales Verkehrsmittel an. Vom Airport- Messeshuttle, das zwischen dem Flughafen und der Messe pendelte, wurde mir abgeraten. Ich hätte den Terminal beim besten Willen auch nicht gefunden. Die fehlenden Hinweise zum Airport-Messeshuttle sind das Einzige, das ich den Organisatoren der Buchmesse vorwerfen möchte.
Da ich von Mittwoch bis Freitag auf dem Messegelände war, musste ich mich nicht an den Eingängen oder an der Garderobe anstellen. Die Kontrollen gingen immer sehr schnell vor sich. Wer wollte, konnte sich eine Glassichthülle samt Anhänger nehmen und seine Karte darin verstauen. Dies wurde von vielen Personen genutzt und hatte zwei Vorteile: Jeder konnte den Namen auf dem personifizierten Ticket entziffern und rasch mit dem Gegenüber ins Gespräch kommen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln diente es außerdem als gut sichtbare Fahrkarte.

Das Messegelände ist riesig und beeindruckend. Einmal im Leben sollte man es gesehen haben, ich kann es kaum in Worte fassen. Im Vergleich zur Wiener Buchmesse ist jene in Leipzig bereits gigantisch für mich, doch Frankfurt überbietet alles. In den Hallen 3 – 6 spielte sich die Messe auf jeweils zwei Ebenen ab, Halle 1 kam mit der Cosplay-Szene am Wochenende hinzu.
Ich verbrachte achtzig Prozent meiner Zeit in Halle 3.0, zehn Prozent draußen in der Agora (dort gab es zwei Veranstaltungszelte und jede Menge kulinarische Highlights) und die restlichen zehn Prozent in Halle 4. Bei fast sommerlichen Temperaturen gönnte ich mir vor Ort die erste Currywurst meines Lebens und natürlich Crêpes. Diese kleinen Stärkungen waren nötig, denn die Messetage waren lang und anstrengend. Es gab viele interessante Vorträge zu besuchen, die ich mir vorab mit der Buchmesse-App am Handy markiert hatte. So hatte ich rasch einen Blick auf das, was mich interessierte. Auch den Standort von Ausstellern oder einzelne Autorenmeetings konnte ich mit der App fixieren. Besonders gefreut hat es mich, den österreichischen Autor Wolf Haas bei einem Interview samt Lesung anzutreffen. Es war toll, ihn einmal live zu sehen und zwischen dem ganzen „deutschen Deutsch“ den charmanten österreichischen Dialekt zu hören, mit dem auch ich allerorts aufgefallen bin.
Das mag dabei geholfen haben, dem einen oder anderen besser im Gedächtnis zu bleiben. Denn ich scheute mich bei dieser Messe nicht mehr davor, auf die Vertreter kleinerer Verlage zuzugehen und mich für ihre Vertriebsmöglichkeiten als Autorin zu interessieren. Es kam mir dabei sehr zugute, dass ich im Frühjahr beim Schreibcamp von Michael Marcus Thurner und seinem Co-Referenten Robert Corvus an das Thema Pitchen näher herangeführt worden bin. Vor allem Robert legte mir nahe, mich mit guten Pitches auf die Messetage vorzubereiten. Und er hatte recht: Mein erster Pitchversuch kam mir zwar noch holprig über die Lippen, doch er erzeugte Interesse bei meinem Gegenüber und endete damit, dass wir Visitenkarten austauschten. Und das passierte mir nicht nur einmal.
Die Messe ist schließlich nicht nur ein Ort, an dem man Bücher kauft oder Vorträgen lauscht. Nein, sie dient auch dem Vernetzen, dem Sich-besser-kennenlernen, dem Finden eines Verlages, eines Lektors, etc. Kleine Kärtchen wandern dabei von einer Hand in die andere. Ich bin meiner Kollegin Katrin Ils sehr für den Tipp dankbar, kleine Notizen zu den Personen auf den Karten zu machen. Das hilft enorm, wenn man zuhause den Stoß Kärtchen durchgeht und die Gesichter zu den Namen fehlen. Juvenile Demenz beginnt früh, Vorbeugung ist daher vonnöten!

Von dem ganz großen Gedränge am Wochenende bekam ich nichts mehr mit, da ich am Samstag auf dem parallel stattfindenden Buchmesse-Con in Dreieich-Sprendlingen war. In diesem Ort lag auch mein Quartier, von dem aus ich bequem zur BuCon gehen und zur FBM mit der S-Bahn fahren konnte. Die BuCon mag für viele noch ein Geheimtipp sein, doch sie ist inzwischen von beachtlicher Größe und sehr empfehlenswert für alle Fans der Phantastikszene. Gerne besuche ich sie in den kommenden Jahren wieder. Vor 33 Jahren begann alles im kleinen Rahmen mit 65 Gästen, Signierstunden, einer Roman-Verkaufs-Tausch-Börse und einem regen Austausch der Fandom-Szene. Dieses Jahr kamen rund 700 Besucher ins Bürgerhaus von Dreieich-Sprendlingen, davon 50 verschiedene Aussteller und zwischen 150 und 200 AutorInnen. 71 Lesungen fanden statt, zwei Preise wurden vergeben. Auch ich konnte dank der Hilfe der Autorenvereinigung Qindie Bücher von mir vor Ort anbieten und eine Lesung abhalten.

Der Tag verging sehr rasch. Ich war beinahe ständig in Gesprächen mit Menschen vertieft, die ich die Tage zuvor oder am selben Tag kennengelernt hatte. Das besondere Flair der Con führte dazu, dass ich mich extrem wohl fühlte. Allgegenwärtig war das enorme Engagement der OrganisatorInnen und HelferInnen zu spüren. Für mich war die BuCon bisher die beste Messe des Jahres. Ich freue mich schon auf 2019!
Marlene von Hagen ist das Pseudonym einer jungen Wiener Autorenkollegin, die ich mehrmals bei meinen Schreibcamps begrüßen durfte.
Hier gibt’s mehr von und über sie: Homepage Marlene von Hagen
Die Bilder sind allesamt ©Marlene von Hagen.
Prima, nächstes Jahr bin ich dabei! Ehrlich. Also, bestimmt. Ich hoffs. Wahrscheinlich. Also, die Mgl ist da. Eventuell. Ich versuchs …