Ich hänge mit der Arbeit. Es gibt einen Knoten in meinem Kopf, der sich nicht so leicht lösen läßt. Also mach ich einen Spaziergang. Der in der Nähe gelegene Friedhof bietet sich an.
Ich liebe Friedhöfe. Ich besuche sie, wann auch immer ich Zeit und Gelegenheit habe. Diese unendliche Ruhe macht nachdenklich, klart aber auch Gedanken auf. Ich mag die Strukturen, die Wege und deren Anlage, die unendliche wirkende Ordnung. Stille und Erhabenheit helfen mir, auf das Wesentliche zu fokussieren und die eigenen Wertebegriffe zu überdenken.
Noch hab ich die Lösung für mein Problem nicht gefunden, aber der Weg dorthin ist ein kleines bißchen deutlicher. Ich habe durchgeatmet, meine Gedanken sind neu sortiert.
Michael Marcus Thurner 
Wenn ich den Kopf frei bekommen will, dann mache ich einen Ausflug auf die kleine Nordfriesische Insel Amrum. In Wittdün gehe ich an Land und wandere entlang der Küste bis zum mittig auf der Insel gelegenen Örtchen Nebel. Bevor ich dann auf die andere Seite der Insel wechsle, um von dort den Rückweg über den Kniepsand anzutreten, mache ich stets einen Abstecher über den Friedhof Nebels. Dort stehen die sprechenden Grabsteine. Etwa 150 aus Sandstein bestehende Grabsteine, die teils bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. Die Geschichten, die darauf in Inschriften zu lesen sind, erzählen zum Teil Lebensläufe von Inselbewohnern, die häufig in jungen Jahren zur See fuhren und nicht selten dort ihr Leben gelassen haben. Der Ausflug in die Historie versetzt mich regelmäßig in eine ganz eigenartige Stimmung. Es ist wohl so, dass mich die Schicksale dieser Menschen dort derart berühren, dass meine eigenen Probleme dagegen nur klein und unbedeutend erscheinen. Jedenfalls bin ich auf der Rückfahrt stets befreiter. Also, solltest Du je nach Amrum gelangen, dann mache einen Spaziergang über den Friedhof von Nebel …
Guter Tipp, danke!
Ja, es stimmt, die Gräber und ihre Inschriften erzählen manchmal ganze Geschichten.