(Ein Gastbeitrag von Erich Weidinger.)
Schon zweimal durfte ich in Schreib-Quarantäne unter dem gestrengen Blick von Meister Thurner an meinen Schreibkünsten feilen. Beim ersten Male schwitzte ich Blut und Wasser, fürchtete mich vor der unerbittlichen Strenge der Allwissenden. Fieberte, einem Delinquenten gleich, der öffentlichen Hinrichtung entgegen. Ich habe es durchgestanden, habe gekämpft mit Wörtern und Satzzeichen. Den Masochismus in mir entdeckend, unterwarf ich mich in mittelalterlicher Umgebung erneut der schriftstellerischen Judikatur des Meisters.
Und siehe da, ein Wunder geschah!
Ermutigt, einem Sieger gleich, entwich ich nach Tagen dem, einem Gefängnishof ähnelnden, Hinterhof einer Kirche und schrieb weiter und weiter und weiter.
Verfiel in sprachspielerischen Wahn und brachte eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte zu Papier, von der hier nur die ersten Zeilen zu lesen sind.
Das Märchen vom falschen König
Einst lebte in einem fernen Reich ein reicher Scheich. Der hatte in seinem riesengroßen Park einen wunderschönen Teich. Von allen nur der Scheichteich genannt. Zu diesem seichten Scheichteich durfte allein nur der reiche Scheich, der Teichscheich selbst, und niemand zugleich.
Navid, der Teichscheich, hatte einen Bruder mit Namen Necirvan, ebenfalls ein reicher Scheich, aber ohne Teich in seinem Reich. Dieser Scheich war immer sehr bleich, deshalb nannten ihn die anderen Scheiche in ihrem Reiche nur Bleichscheich, der Bruder vom Teichscheich….
Wer die schicksalshafte Geschichte der Brüder zu Ende lesen möchte, kann dies in der soeben erschienen Weihnachtsanthologie Mords-Bescherung 3 im Emons Verlag.
Erich Weidinger ist Krimi- und Kinderbuchautor. Er schreibt über Sagen und Märchen – und er führt „nebstbei“ eine Buchhandlung am Attersee.
Hier gibt es mehr Infos über Mords-Bescherung Teil 3 – und hier mehr Infos über den Autor: Homepage Erich Weidinger
Die Bilder sind ©Michael Mairitsch und Erich Weidinger bzw. Emons Verlag.