Viele AutorenkollegInnen wussten immer schon, was sie mal werden wollten. Sie hatten das innere Bedürfnis, ihre Ideen zu Papier zu bringen. Da bin ich dann wohl eher die Ausnahme. Meinen ersten Text – eine Kurzgeschichte im Perryversum – habe ich im Alter von 33 Jahren verfasst. (Abgesehen von einer einseitigen postapokalyptischen Dystopie, die ich während der Schulzeit geschrieben habe und die vermutlich verloren gegangen ist.)
Das Hobby „Schreiben“ hab ich im Alter von etwa 40 Jahren zum Beruf gemacht. Ich hatte also ein Arbeitsleben davor, und das war ziemlich vielseitig. Weil ich wirklich fast alles getan habe, was mir da an Arbeit so angeboten wurde. Spaßhalber hab ich das mal in einer Liste zusammengefasst, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Kriterien für meine Liste an Berufen sind zugegebenermaßen großzügig: Ich musste zumindest ein paar Tage lang diesen Job machen und dafür bezahlt bekommen.
Alsdann. Folgendes hab ich gearbeitet:
- Sandstrahler
- Gerüstbauer
- Bürohilfskraft
- Kellner
- Helfer Möbeltapezierer
- Helfer Installateur
- Hilfsmechaniker
- Adventkranzbinder
- Typisierungsvorbereitung Motorräder
- Import Motorräder
- Security Konzerte und andere Veranstaltungen
- Bühnenauf- und -abbau Konzerte
- Statistikaufbereitungen
- Warenverzollungen
- Zirkusauf- und -abbau
- Konzertveranstalter
- Lagerverwalter
- Helfer Bühnenelektrik
- Bodenversiegelung
- Bierverkäufer am Fußballplatz
- Lehrlingsausbilder Handel
- Spielzeugverkäufer
- Verkäufer Reitzubehör
- Sticker an Stickmaschine
- Plakatierer
- Verkäufer Motorradzubehör
- Verkäufer Motorräder
- Autor
- Exposé-Autor
- Veranstalter Schreibcamps
- Lektor
Dazu kommen noch einige Dinge, die nur schwer in dieser Liste unterzubringen sind. Ein Studium aufs Lehramt in den Gegenständen Anglistik, Sport, Geographie und Geschichte, dazu eines in Sinologie. Auf der Uni bin ich erbarmungslos gescheitert, dafür fehlte mir der Biss.
Die Veranstaltung von Motorrad-Demos oder von Frauen-Schlammcatchen sind schwer einzuordnen, zumal das verdiente Geld nicht mir zugute gekommen ist. Auch die Herausgeberschaft einer Comic-Fachzeitschrift war eine etwas spinnerte Idee. Immerhin hatte ich einen guten Namen für den dahinterstehenden Verein. Er nannte sich Verein zur „Förderung Amerikanischer Comic-Kultur (F.A.C.K.)“ Aus der Veranstaltung von Skikursen ist zu meiner heutigen großen Erleichterung nichts geworden, obwohl schon alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen gewesen waren. Im Motorrad-Reisejournalismus wäre ich auch mal fast untergekommen. Leider hat der Verlag dichtgemacht, bevor ich zum Zug gekommen wäre.
Ein paar Jobs hab ich beiseite gelassen. Sie sind entweder total langweilig oder nicht für die Augen/Ohren der Öffentlichkeit bestimmt. Und manche habe ich sicherlich vergessen.
Ich kann im Prinzip also nix so richtig, aber ich hab da und dort meine Erfahrungen gemacht und kann ein bissl was drüber erzählen. Ich hatte Berührungspunkte mit so gut wie allen Schichten der Gesellschaft – und aus diesem Erinnerungsfundus zehre ich bis heute bei der Schreibarbeit.
Ich persönlich halte es für falsch, sich beruflich schon früh auf eine Schiene festzulegen. Leider wird eine einseitige Berufsvorbereitung aufs Leben staatlicherseits gefördert und gefordert. Es bleibt kaum Platz und Zeit, sich nach der Schulausbildung umzusehen und verschiedene Dinge auszuprobieren.
Ich hatte diese Gelegenheit (unter schmerzlicher Duldung meiner Eltern, denen ich bis heute sehr dankbar dafür bin). Manche Menschen wissen halt schon sehr früh, was sie mal werden wollen. Bei mir war das weder im Alter von 14 Jahren, noch mit 20 oder mit 30 der Fall. Und ich halte mir die Möglichkeit offen, mit 58 Jahren nochmals was Anderes zu tun. Ich brauche diese gedankliche Freiheit, um mich wohl zu fühlen. Wer weiß also, was sich bei meiner Alte Eisen auf Reisen-Tour mit dem Motorrad quer durch zwei bis drei Kontinente in den nächsten Monaten so alles ergibt.
Also, die Liste entspricht von der Quantität her, meinen begonnenen und nicht beendeten Ausbildungen 🤣 Ansonsten ähneln sich die Lebensläufe frapierend 😱😱😱
Du wirst lachen – ich hab auch an Dich gedacht, als ich den Text geschrieben hab. Mir war ziemlich klar, daß das bei Dir so ähnlich aussehen wird.